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Vincent van Gogh Der Garten von Daubigny, 1890 © Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler F

Vincent van Gogh, Der Garten von Daubigny, 1890 © Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler Foto: Robert Bayer

LETZTE ZUFLUCHT MALEREI für Matthew Wong & Vincent van Gogh

Matthew Wong, Nächtliche Überfahrt, Detail

Matthew Wong, Nächtliche Überfahrt, 2018, Detail

Ein Künstler der jüngsten Gegenwart im Dialog mit einem Großen des 19. Jahrhunderts

Es gibt etliche Parallelen, die den 1984 in Toronto, Kanada, geborenen Matthew Wong mit Vincent van Gogh (*1853) verbinden. Zuerst sind es menschliche Aspekte mit einem zutiefst tragischen Hintergrund. Beide Künstler litten an ihrem Leben und beendeten es in einem makaberen Gleichklang in der Mitte ihrer 30er-Jahre. Wong wählte 2019 den Freitod, mitten in intensivem Schaffen. Van Gogh bekanntlich 1890. Der Niederländer hat draußen gemalt, en plein air, Wong hat bei seiner Arbeit das Atelier nicht verlassen, trotzdem ist die Malweise ähnlich. Es ist ein Rausch an Farben, der die Werke von beiden beherrscht, der pastose Auftrag bis zur imaginierten Dreidimensionalität, und vor allem das Licht, das auf ihren Gemälden den Blick in teils unheimliche Tiefen begleitet. Und nicht zuletzt war es ihre Tätigkeit, die ihnen Halt gab, oder wie der melodramatische Titel dieser Ausstellung der „gemeinsamen“ Ausstellung formuliert: Letzte Zuflucht Malerei (bis 19. Juni 2026).

Matthew Wong The Kingdom, 2017 © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht, Wien 2025

Matthew Wong The Kingdom, 2017 © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht, Wien 2025 Foto: Matthew Wong Foundation

Vincent van Gogh Rosen und Sonnenblumen, 1886 © Foto: Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas

Vincent van Gogh Rosen und Sonnenblumen, 1886 © Foto: Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas

Als Maler war Matthew Wong ein Spätberufener und er war im weiteren Sinn Autodidakt, trotz diverser Studien, z. B. das Anthropologiestudium, das ihn unter anderem in die Heimat seiner Familie nach China und damit zu ihren Ursprungsmythen führte. Immer wieder ist das Bemühen zu merken, seinen Platz in der Kunstgeschichte zu finden. Der junge Mann nutzte die Segnungen der Technik, um per Internet Wissen zu sammeln und dieses für seine Art des Malens umzusetzen.

Dennoch verwendete er auch traditionelle Materialien wie Reispapier für Federzeichnungen. International ist Wong längst ein Begriff, außer in Europa, wo sein Name noch den wenigsten etwas sagt. Um diesem Mangel abzuhelfen, verfiel der Kurator des Van Gogh Museums in Amsterdam, Joost van der Hoeven, auf die Idee, Wongs Werk mit einer gezielten Auswahl von „van Goghs“ in einen äußerst fruchtbaren Dialog zu setzen. Gelandet ist die Ausstellung nun auch in Wien, wo sie von Angela Stief in übersichtlicher Struktur in der Basteihalle großzügig ausgebreitet wurde. So finden sich Sehnsuchtslandschaften neben dem Thema Kontraststärke, ein Zyklus der Zeiten, Innen- und Außenwelten, Wahlverwandtschaften und ein in tiefem Blau hinaus geschriener Weltschmerz, den die Zeitgenossen sowohl bei Vincent van Gogh als auch bei Matthew Wong geflissentlich überhört haben.

Matthew Wong The Space Between Trees, 2019 © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht Wien 2025

Matthew Wong The Space Between Trees, 2019 © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht Wien, 2025 Foto: Matthew Wong Foundation

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