Kultur und Weindas beschauliche MagazinBootsfahrt von Pörtschach nach Maria Wörth 1908 © ANNO Österreichische Nationalbibliothek DIE VILLEN VOM WÖRTHERSEE Genüssliches Lesen um den See herum
Der Kleine Mann darf ein Ausflugsschiff besteigen und von der Reling aus die wie an einer Perlenreihe aufgefädelten Schlösser, Festungen und mit Türmchen und Balkonen verzierten Zuckerbäckerbauten bewundern. Mit etwas Glück werden über den Bordlautsprecher deren Besitzer bekanntgegeben, aber Vorsicht beim Fotografieren. Allzu neugierige Teleobjektive könnten von den auf Wehrmauern montierten Kameras entdeckt und von der damit verbundenen Selbstschussanlage attackiert werden. So wird man zumindest vom launigen Kapitän in schönstem Kärntnerisch gewarnt, wenn dieser sein Schinakel gefährlich nahe an eines der Hideaways Milliarden schwerer Industrieller oder deren in Saus und Braus lebenden Witwen heransteuert. Werner Rosenberger, Kulturjournalist und Edelfeder nicht nur beim Kurier, hat es dennoch gewagt, für seine Recherchen in 33 dieser Bleiben vorzudringen. Entstanden ist daraus das Buch „Die Villen vom Wörthersee“ (Amalthea) und damit eine literarisch bestechende Ferienreise für alle diejenigen, die neidlos gewaltige Ansammlungen von Vermögen und Schicksale scheinbar vom Glück überreich begünstigter Menschen in ihr eigenes unbedeutendes Dasein einzubauen imstande sind.
Der Untertitel „Wenn Häuer Geschichten erzählen“ trifft nicht ganz die Wahrheit. Ein Gebäude kann man anschauen so lange man will, es wird nicht zum Reden anfangen. Rosenberger hat vielmehr diejenigen Leute aufgestöbert, die ihre Archive geöffnet und das darin verborgene Wissen bereitwillig weitergegeben haben. Dazu kommt ein beachtlicher Grundstock historischer Kenntnis, über die der Autor selbst verfügt. Dank dieser Kombination erfährt die Leserschaft teils unglaubliche Anekdoten aus längst vergangenen Zeiten, die sich nur am Ufer des smaragdgrünen Sees so ereignen konnten. Schon im 19. Jahrhundert war es ein gesellschaftliches Muss, hier seine Ferien zu verbringen – und bei dieser Gelegenheit ein Häuschen zu bauen. Größen der Kultur, der Aristokratie, der hohen Beamtenschaft und der Wirtschaft haben an Bootsregatten teilgenommen, mit ihrem Automobil die Bevölkerung zum Staunen gebracht und bei Soireen im Kreise eines internationalen Who´s who das Tanzbein geschwungen.
Setagayapark im 19. Bezirk © Christian Hlavac WIENER PARK GESCHICHTEN Die ideale Lektüre auf schattigem Bankerl
Vor allem dann, wenn der Spaziergang an einer gastlichen Stätte endet. Das Motto „Eine Wanderung ist für einen Wiener nichts als ein Umweg zum Heurigen“ wird damit treulich erfüllt und gilt auch für viele unserer Parkanlagen.
Dr. Christian Hlavac, studierter Landschaftsplaner und Architekt, ist mit beinahe detektivischem Spürsinn der Historie der bedeutendsten Grünanlagen der Stadt nachgegangen und stellt uns 25 davon in seinem jüngsten Buch „Wiener Park Geschichten“ vor. Im Untertitel wird bereits umrissen, worum es tatsächlich geht: um Gärtner, Kaiser und Grünoasen. Die Lektüre enthält immanent die ungesagte Aufforderung, sich jeweils dorthin zu begeben, wo das Lesezeichen gerade steht und an Ort und Stelle das Ergebnis der intensiven Recherchen des Autors zu überprüfen. Es beginnt mit dem Belvedere und der im ersten Moment befremdlichen Überschrift „Von Kühen und Kirschblüten.“ Freilich will man wissen, was Rindviecher vor dem prächtigen Schloss zu suchen haben. Hlavac führt uns zurück in das Jahr 1945 und zeigt uns ein Foto, auf dem tatsächlich Kühe genau dort weiden, wo heute Scharen von Touristen begeistert ihre Handys auf die von Canaletto schon seinerzeit so schön gemalte Stadt hinabrichten. Es war die Not, die damals die städtische Abteilung für Grünflächen dazu bewogen hat, anstelle von Rosen Gemüse und Erdäpfeln zu züchten und den Rest den grasenden Milchlieferanten zu überlassen.
Weniger bekannt ist ein Garten am östlichen Rand von Wien. Das Krematorium in Simmering dürfte manchem Trauergast ein Begriff sein. Dass sich dahinter die Reste der Ambitionen eines kunstbeflissenen Kaisers befinden, mag überraschen. 1568 startete Maximilian II mit den Planungsarbeiten für ein neues Gebäude an der dortigen Poststraße. Es entstand ein Komplex von Gartenanlagen, der in zeitgenössischen Beschreibungen in höchsten Tönen gelobt wurde. Dass dieses Neugebäude nie ein Schloss war, ist ebenfalls Tatsache, tut aber der ehemaligen Pracht keinen Abbruch. Hier befand sich die erste Menagerie, deren exotische Tiere später nach Schönbrunn übersiedelt wurden. Es sind viele Rätsel, die bezüglich dieses Parks bis heute offen sind, aber wie Hlavac meint, macht vielleicht gerade dieses Nicht-Wissen den Reiz des Neugebäudes aus.
Man kann sich von Park zu Park durchlesen und staunen. Egal ob es der Rathauspark ist, der Türkenschanzpark, die erlebenswerten Reste der WIG 74, die in Oberlaa zum Kurpark mutiert sind, oder die Reise von Ägypten bis Rom, die man in Schönbrunn zwischen akkurat fassonierten Alleen antreten kann. Man wird angeregt, sich im Grünen zu bewegen, bis man das richtige Platzerl zum Niederlassen gefunden hat, um in diesem Buch in aller Ruhe zu schmökern, um endlich zu wissen, wie es zu „Fix Laudon“ in Penzing, zu Adalbert Stifter im Prater oder zur Verbindung von Diogenes und Film im Dehnepark gekommen ist. SO LACHT DIE WELT über neue und alte Witze Eine Weltreise auf den Spuren des Humors
Darauf folgen die Witze, die alle irgendwo zwischen Dover und der Hadrians Wall angesiedelt sind und den Leser in die Schlafzimmer von Lords, in die Clubs mit Whisky trinkenden Schauspielern und in die Frühstücksräume elender Hotels mit verbranntem Toast und ranziger Butter führen. In dieser Tonart geht es von Afrika über die Leiter des Alphabets hinauf bis Zypern.
Es ist erstaunlich, wie ähnlich sich trotz nationaler und gesellschaftlicher Unterschiede diese Kleinstgeschichten im Grunde sind. Dvorak gibt in der Einleitung an, diese bei seinen zahlreichen Tourneen durch die Welt aufgefangen zu haben und räumt dortselbst ein, dass auch er selbst keine neuen Witze vorgetragen hätte, „denn es gibt keine neuen Witze. Es heißt ja, mit dem ersten Witz hat Kain den Abel erschlagen. Die neuen Witze sind nur alte, die durch Umfeld und Lokalkolorit umgefärbt wurden.“ Dass der beliebte Witzemeister des ORF dabei auf Anzügliches und Zoten verzichtet, versteht sich von selbst. Dennoch darf gelacht werden, wenn sich zum Beispiel die Australierin Susy Williams scheiden lassen will und der richterliche Wahrspruch auf „Trennung von Tisch und Bett!“ lautet. Wie viele Ehefrauen rund um den Globus schreit auch sie: „Das hilft mir gar nichts! Denn er schnarcht auf der Couch und frisst aus dem Kühlschrank!“ WALTRAUT HAAS Jetzt sag ich´s, wie mein Leben wirklich war
Über die Jahrzehnte führte sie der Erfolg in die weite Welt hinaus, bis weit nach oben, ohne jedoch ihren liebenswürdigen Charakter in irgendeiner Weise anzugreifen. Der Kreis hat sich mit ihren Auftritten bei den Wachaufestspielen in Weißenkirchen wieder geschlossen. Unter der Intendanz von Marcus Strahl tritt sie dort regelmäßig auf und begeistert wie einst das Publikum. Als sie 2018 in Ödön von Horváths „Geschichten aus dem Wienerwald“ die Großmutter gab, machte sich Waltraut Haas ernsthaft Sorgen, ob man ihr eine so böse Rolle nicht übel nehmen würde. Mitnichten. Der tosende Schlussapplaus hat ihr bestätigt, dass sie jede Aufgabe auf der Bühne in ihrer einzigartigen Weise so löst, dass man sie einfach bewundern, viel mehr aber noch lieb haben muss.
Gemeinsam mit Marina C. Wattek hat sie für den Amalthea Verlag ihre Erinnerungen aufgezeichnet. „Jetzt sag ich´s“ ist Programm ihrer Biografie, in der sie offen über Dinge spricht, die sie bisher noch niemandem gesagt hat. Dazu gehört auch das Privatleben, das sich hinter dem Glamour des Stars die ganze Zeit bisher nobel zurückgehalten hat. Sie war drei Mal schwer verliebt. Das erste Mal in den Radrennfahrer Hugo Koblet, das zweite Mal in den großen Tenor Rudolf Schock und schlussendlich in Erwin Strahl, der allerdings etliche Anläufe brauchte, um Waltraut von seiner Treue zu überzeugen und sie zur Ehefrau und als lebenslange Partnerin zu gewinnen.
HAUS DER KÖNIGE Die unglaubliche Geschichte des Wiener Palais Coburg
Günter Fuhrmann, seines Zeichens studierter Rechtswissenschaftler und Kulturmanager, hat sich dieser auf den ersten Blick überdimensionalen Aufgabe gestellt und deren Historie in einer einzigartigen Vollständigkeit aufgearbeitet. Erschienen ist das Buch „Haus der Könige – Das Wiener Palais Coburg – Throne, Triumphe, Tragödien“ im Amalthea Verlag. Es beginnt mit den Osmanen in Mitteleuropa, in deren Zeit sich die Anfänge des späteren Palastes in den heute noch erhaltenen Kasematten finden, um über die für die Coburger nicht unwesentliche Familie der Koháry, dem späteren Grundstein für das sagenhafte Vermögen der Coburger, zu berichten.
Detailliert werden die einzelnen Verbindungen beschrieben und die handelnden Personen in einer Unmittelbarkeit vorgestellt, die nur mit ausgiebigstem Studium der Quellen und eingehenden Recherchen überall dort, wo Sachsen-Coburg zugange war, möglich sind. In manchen Fällen scheut Fuhrmann nicht vor der Erzählung wahrer Kriminalgeschichten zurück. Selbstverständlich gab es auch Skandale, die zwar ausführlich geschildert, aber immer aus der objektiven Sicht des Historikers und keineswegs reißerisch im Stil der Regenbogenpresse dargestellt werden.
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