Kultur und Weindas beschauliche MagazinMargarete Schütte-Lihotzky, Krippenmöbel © Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien / Bildrecht, Wien 2025 MOSKAU MATERIAL Schütte-Lihotzkys & das Kindermobiliar
1930 verlässt Margarete Schütte-Lihotzky gemeinsam mit ihrem Mann Wilhelm Schütte Frankfurt am Main. Sie sind Kommunisten und sehen in Deutschland wenige Möglichkeiten zum Fortkommen. Die Architektin sieht in der UdSSR ihre Perspektiven. Tatsächlich kann sie an einem bezahlten Wettbewerb teilnehmen. Margarete schreibt am 30. Oktober 1933 an Adele „Dele“ Hanakam, dass sie im Moment sehr viel arbeite, aber sehr gemütlich und angenehm zuhause. Es geht um ein Kinderhaus für die Ingenieure der Kriegsakademie und soll in Moskau auf einem nicht sehr günstigen Bauplatz errichtet werden. Die Entwürfe dürften die Jury beeindruckt haben, denn ab 1934 ist sie Mitarbeiterin des Moskauer Architektur-Instituts.
Schütte-Lihotzky, bis heue bekannt durch die genial in kleine Wohneinheiten einzubauende „Frankfurter Küche“, war am 23. Jänner 1897 in Wien zur Welt gekommen und nach einer Odyssee, die sie u. a. nach Deutschland, Russland, Paris, Istanbul und Bulgarien geführt hat, wieder nach Wien zurückgekehrt, wo sie im hohen Alter im Jahr 2000 verstorben ist. Anlässlich des 25. Todestages wird das im Zuge der Moskauer Entwürfe entstandene Material in der öffentlich zugänglichen Kunstsammlung der Universität für angewandte Kunst im Heiligenkreuzerhof gezeigt. Zu sehen sind Skizzen, ausgefertigte Entwürfe, aber auch Fotografien und Briefe, die zusammen einen klaren Eindruck von der Arbeitsweise einer Architektin auf der Höhe ihrer Zeit vermitteln. Da es sich um die Einrichtung für Krippenkinder und einen Kindergarten handelt, lassen Wickeltische, Topfstühlchen und Sitzgelegenheiten für Kinder bis drei Jahre oder das Kinderbett mit Gehschule eine derart klare Funktionalität erkennen, dass sie bis heute Form bestimmend im Unterricht der Angewandten eingesetzt werden können. |