Kultur und Weindas beschauliche MagazinKiss Me, Kate, Ballettensemble © Christian Husar KISS ME, KATE Wenn Shakespeare steppt, singt und rauft
Hinter und auf der Bühne die gleiche Streiterei! Hauptdarstellerin und Prinzipal sind an sich geschiedene Leute. Die Eifersucht als beißender Rest der Liebe ist aber geblieben. Auf dem Programm steht William Shakespeare mit „Der Widerspenstigen Zähmung“. Fred Graham gibt den Petruchio und hat sich in die liebreizende, geistig aber unbedarfte Lois Lane verschaut. Seine Ex, Lilli Vanessi, hat sich mit General Harrison Howell einen neuen Verehrer zugelegt. Beide sind ernsthafte Schauspieler und einer gelungenen Premiere stünde nichts im Wege, gäbe es nicht den verhängnisvollen Blumenstrauß, der mit einem Kärtchen für Lois aufgrund der Dummheit von Franks Garderobier Paul in die Hände von Lilli gelangt. Damit werden die Kämpfe von Kate und Petruchio zu einer veritablen Rauferei vor Publikum, bei denen vor allem der Hintern von Lilli argen Schaden nimmt. Das Kraut fett machen die beiden Ganoven, die bei Fred erscheinen, um eine stattliche Spielschuld einzufordern, die ihm der Darsteller des Lucentio, Bill Calhoun, Freund von Fred und Lois, mit einer gefälschten Unterschrift eingebrockt hat. Das Buch zu dieser neuen Komödie der Irrungen stammt von Samuel und Bella Spewack, das von Cole Porter vertont und damit zu einem zeitlosen Bühnenhit geworden ist.
Für die Bühne Baden hat Ramesh Nair mit Inszenierung und Choreografie ein Erlebnis geschaffen, das einem beinahe den Atem nimmt. Alles spielt Ende der 1940er-Jahre, in denen „Kiss Me, Kate“ seine Uraufführung in New York feierte. Stephan Prattes hat dafür das Theater im Theater gebaut, mit Garderoben, Portierloge und vor allem dem Bühnebild der Shakespeare-Aufführung, das mit ironisch bieder bemalten Kulissen gestaltet ist. In dieser absolut schlüssigen Umgebung kann sich das Ensemble so richtig entfalten. „Wunderbar“ ist der geeignete Ausdruck dafür, nicht nur für den Song, der Fred (Darius Merstein-MacLeod) und Lilli (Patricia Nessy) an ihre einstige Liebe erinnert. Die beiden schenken einander nichts und machen Shakespeare alle Ehre. Wirklichkeitsnäher kann man ihn nicht umsetzen! Man versteht damit auch Beppo Binder.
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