Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Kiss Me, Kate, Ballettensemble © Christian Husar

Kiss Me, Kate, Ballettensemble © Christian Husar

KISS ME, KATE Wenn Shakespeare steppt, singt und rauft

Darius Merstein-MacLeod, Patricia Nessy © Christian Husar

Darius Merstein-MacLeod, Patricia Nessy © Christian Husar

Das ewig junge Musical in einer mitreißend flotten Inszenierung

Hinter und auf der Bühne die gleiche Streiterei! Hauptdarstellerin und Prinzipal sind an sich geschiedene Leute. Die Eifersucht als beißender Rest der Liebe ist aber geblieben. Auf dem Programm steht William Shakespeare mit „Der Widerspenstigen Zähmung“. Fred Graham gibt den Petruchio und hat sich in die liebreizende, geistig aber unbedarfte Lois Lane verschaut. Seine Ex, Lilli Vanessi, hat sich mit General Harrison Howell einen neuen Verehrer zugelegt. Beide sind ernsthafte Schauspieler und einer gelungenen Premiere stünde nichts im Wege, gäbe es nicht den verhängnisvollen Blumenstrauß, der mit einem Kärtchen für Lois aufgrund der Dummheit von Franks Garderobier Paul in die Hände von Lilli gelangt. Damit werden die Kämpfe von Kate und Petruchio zu einer veritablen Rauferei vor Publikum, bei denen vor allem der Hintern von Lilli argen Schaden nimmt. Das Kraut fett machen die beiden Ganoven, die bei Fred erscheinen, um eine stattliche Spielschuld einzufordern, die ihm der Darsteller des Lucentio, Bill Calhoun, Freund von Fred und Lois, mit einer gefälschten Unterschrift eingebrockt hat. Das Buch zu dieser neuen Komödie der Irrungen stammt von Samuel und Bella Spewack, das von Cole Porter vertont und damit zu einem zeitlosen Bühnenhit geworden ist.

Alexander Findewirth, Patricia Nessy, Beppo Binder, Ensemble © Christian Husar

Alexander Findewirth, Patricia Nessy, Beppo Binder, Ensemble © Christian Husar

Marina Petkov, Steven Armin Novak, Alexander Findewirth © Christian Husar

Marina Petkov, Steven Armin Novak, Alexander Findewirth © Christian Husar

Für die Bühne Baden hat Ramesh Nair mit Inszenierung und Choreografie ein Erlebnis geschaffen, das einem beinahe den Atem nimmt. Alles spielt Ende der 1940er-Jahre, in denen „Kiss Me, Kate“ seine Uraufführung in New York feierte. Stephan Prattes hat dafür das Theater im Theater gebaut, mit Garderoben, Portierloge und vor allem dem Bühnebild der Shakespeare-Aufführung, das mit ironisch bieder bemalten Kulissen gestaltet ist. In dieser absolut schlüssigen Umgebung kann sich das Ensemble so richtig entfalten. „Wunderbar“ ist der geeignete Ausdruck dafür, nicht nur für den Song, der Fred (Darius Merstein-MacLeod) und Lilli (Patricia Nessy) an ihre einstige Liebe erinnert. Die beiden schenken einander nichts und machen Shakespeare alle Ehre. Wirklichkeitsnäher kann man ihn nicht umsetzen! Man versteht damit auch Beppo Binder.

Als Baptista ist er heilfroh, seine zänkische Tochter endlich an den Mann zu bringen. Fingerschnippen ist die Intro zu „Viel zu heiß“, das sich zum Gesang von Niklas Schurz (Paul) zu einer wahrhaft ekstatischen Tanzeinlage steigert. Wesentlich beteiligt ist das Ballett, das gemeinsam mit tanzwütigen Darstellern dem Geschehen ein mordsmäßiges Tempo verleiht. Marina Petkov möchte man auf der Stelle abbusseln, wenn ihre Lois mit unwiderstehlichem Augenaufschlag beteuert: „Aber treu bin ich nur dir Schatz, auf meine Weise.“ Ob ihr das Bill (Steven Armin Novak) glaubt, steht auf einem anderen Blatt in Shakespeares Werk, in dem man ja nur nachzuschlagen braucht, wie Florian Stanek und Markus Störk launig meinen, nachdem ihre beiden ungemein komischen Gangster Theaterluft geschnuppert haben und sich in ihren bunten Kostümen recht wohl fühlen. Das Orchester unter der Leitung von Michael Zehetner ist das musikalische Fundament, das die ohrgängigen Melodien und schwunghaften Rhythmen mit dem entsprechenden Drive umsetzt.

Florian Stanek, Markus Störk © Christian Husar

Florian Stanek, Markus Störk © Christian Husar

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