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Anton Corbijn – Favourite Darkness, Ausstellungsansicht

Anton Corbijn – Favourite Darkness, Ausstellungsansicht

ANTON CORBIJN Fotos mit faszinierender Finsternis

Anton Corbijn Miles Davis, Montreal 1985 © Anton Corbijn (Detail)

Anton Corbijn Miles Davis, Montreal 1985 © Anton Corbijn (Detail)

Das Werk eines der ganz Großen hinter der Kamera erstmals in Österreich zu erleben

Der Niederländer Anton Corbijn (*1955) ist Fotograf, Regisseur und Designer. Bekannt wurde er als junger Mann, der sich mit seiner Kamera der Pop-Kultur und deren Ikonen verschrieben hat. Er hat sie nicht nur abgelichtet, um schnelles Geld mit der Tagespresse zu machen. Corbijn suchte den Menschen hinter den Stars und legte wie ein Tiefenpsychologe bis dahin geschickt verdeckte Aspekte ihrer Persönlichkeit offen. So verlangt ein Blick in das Gesicht des Jazztrompeters Miles Davis nahezu Überwindung, um den aufgerissenen, wie vom Schreck geweiteten Augen standhalten zu können. Entstanden ist das tief beeindruckende Bild wie auch alle anderen in unorthodoxen Settings, die Corbijn penibel inszeniert und damit sein Motiv, den Porträtierten, aus seiner gesellschaftlichen Distanz in intime Nähe holt. Das Material war grobkörniges Schwarz-Weiß, bewusst unterbelichtet und mit extremen Kontrasten ausgearbeitet. Daher rührt auch der melancholisch anmutende Titel der Ausstellung: „Anton Corbijn – Favourite Darkness“ (bis 19. Juni 2025 im Bank Austria Kunstforum Wien auf der Freyung).

Anton Corbijn Gerhard Richter, Köln 2010 © Anton Corbijn

Anton Corbijn Gerhard Richter, Köln 2010 © Anton Corbijn

Anton Corbijn Jodie Foster, Hollywood 1995 © Anton Corbijn

Anton Corbijn Jodie Foster, Hollywood 1995 © Anton Corbijn

David Bowie ist ein weiteres Beispiel, für den unbestechlichen, ja, entlarvenden Blick von Corbijn. In seiner Kamera wird der britische Musiker einerseits zum androgynen Wesen, erinnert in seiner Nacktheit und dem Lendenschurz aber auch an Jesus unmittelbar vor der Kreuzigung – ist der Sänger unser Erlöser? Immer wieder leuchtet über den Köpfen eine Aureole, die  in einem fast humorigen Gegensatz zu einer wenig heiligmäßigen Lebensweise der Porträtierten steht.

Eröffnet wird die Schau jedoch mit Arbeiten, die dem Künstler selbst wichtig sind; gekrönt vom Selbstporträt, das wie ein Altarbild zwischen den Säulen des Eingangsbereiches thront. Verantwortlich für diese Huldigung ist Kuratorin Lisa Ortner-Kreil, von der die Ausstellung in sieben Kapitel gegliedert wurde. Es folgt ein Abschnitt mit Aufnahmen aus den frühen Jahren, als Corbijn für eine Londoner Musikzeitschrift als Cheffotograf tätig war. Im zentralen Raum herrscht mit „Cemeteries“ Friedhofsstimmung, aus der ein paar Schritte weiter Musikvideos und Mode das Publikum aus eventuell aufkommenden Depressionen erlösen. Im vorletzten Raum sind es ausschließlich Frauen, die selbstbewusst, neugierig, aber auch einsam in die Kamera oder an ihr vorbei schauen. Den Abschluss bildet die Serie „Inwards and Onwards“ mit Fotos von Künstlern in ihrem Atelier, wie den Maler Gerhard Richter, der dem Fotografen bei seiner Arbeit den Rücken zukehrt, als wolle er sagen, so rutscht´s mir alle doch den Buckel runter!

Anton Corbijn David Bowie, Chicago 1980 © Anton Corbijn

Anton Corbijn David Bowie, Chicago 1980 © Anton Corbijn

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