Kultur und Weindas beschauliche MagazinMoths, Bats and Velvet Worms! etc. Ausstellungsansicht MONSTER CHETWYND Hexensabbat mit Motten und Häretikern
Vor einer Art Ikonostase, bestehend aus mittelalterlich anmutenden Gemälden, tummeln sich seltsame Wesen um kuriose Aufbauten wie ein Weidengeflecht, einem Bildschirm und einem aus einer ausladenden Wurzel geschnitzten Sessel. Der Titel gibt bereits Auskunft zu diesem fragwürdigen Treiben. „Moths, Bats and Velvet Worms! Moths, Bats and Heretics!“, auf Deutsch „Motten, Fledermäuse und Samt Würmer! Motten Fledermäuse und Häretiker!“ (bis 9. Februar 2025) ist die erste museale Einzelausstellung von Monster Chetwynd (*1973 in London) in Österreich. Das von ihr für das Belvedere 21 eingerichtete Szenarium ist gleichzeitig Umrahmung eines Tanzplatzes. Zur Ausstellung gehören wesentlich Performances, in denen sie und Mitstreiterinnen einen Hexensabbat der besonderen Art veranstalten. Kleine Teufelchen, Puppen und nachtaktive Tiere werden zu Requisiten, wenn die Tänzerinnen in selbstgeschneiderten Kostümen mit vielseitig aufgeladenen Symbolhandlungen die Selbstbestimmung des Weiblichen darstellen.
Chetwynd war nicht immer ein Monster, wenngleich sich die sympathische Frau im Moment so gibt, mit schwarzen Lippenstift auf einem freundlich lächelnden Mund, bleichem Gesicht und wirr aufgesteckten Haaren. Ihr erstes Pseudonym war Spartacus (2006-2013), mit dem Erfolg, dass sie als erste Performancekünstlerin für den britischen Turner Price nominiert wurde.
Ausstellungsansicht Kazuko Miyamoto, Belvedere 21 Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez / Belvedere, Wien KAZUKO MIYAMOTO Fadengespinste zwischen Ost und West
Die 1942 in Tokio geborene Kazuko Miyamoto zog es nach dem Erlernen von japanischen Traditionen wie Tanz, Malerei und das Nähen eines Kimonos 1964 in die USA zum Kunststudium. Das Netzwerken liegt ihr offenbar im Blut, denn Kazuko bewegte sich bald in verschiedenen Kreisen wie z. B. der feministischen A.I.R. Gallery oder der Minimalisten in der Lower East Side von New York. 1968 begegnet sie Sol LeWitt, dem Vater der Konzeptkunst und Vertreter der Minimal Art. Sie wird dessen Assistentin bei der Ausführung seiner Skulpturen und Wall Drawings. Die eigene Kunst perfektioniert sie in dieser Zeit am Pratt Graphic Art Center. Ihre Arbeiten beginnen sich von der Leinwand zu lösen. Erste String Constructions entstehen, flirrende Reihen von um Reihen von Nägeln dicht gespannten Fäden. Dazu kommen Erinnerungen an ihre fernöstlichen Wurzeln in Form von bemalten Kimonos und zu Zöpfen geflochtenen Papierstreifen.
Nach einem Jahr im MADRE – museo d´arte contemporanea Donnaregina in Neapel ist eine KAZUKO MIYAMOTO gewidmete Retrospektive nun in Wien angekommen (bis 2. März 2025) und erfüllt ein besonderes Anliegen von Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere. Sie betont, dass Kazuko für sie stets eine Brückenbauerin zwischen Ost und West war, die längst auch in Europa ihr Netzwerk geknüpft hat. Zu sehen sind rund 120 Exponate aus der Zeit zwischen den späten 1960er- bis zu den 2010er-Jahren. Mit Fug und Recht kann damit von der größten Einzelpräsentation gesprochen werden, zusammen gefügt mit Leihgaben aus namhaften Institutionen wie MET, Guggenheim, Lentos, SFMOMA und MADRE. Man taucht sanft ein in eine helle Welt des Unbekannten. Neben großformatigen Werken wie Black Poppy oder Trail Dinosaur, das 1979 mit einer Performance der japanischen Tänzerin Yoshiko Chuma eröffnet wurde und seither das erste Mal wieder zu sehen ist, sind es die String Constructions, die durch die gesamte Ausstellung verteilt den Besuchern die Augen auf faszinierende Weise verwirren. Statistik |