Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Moths, Bats and Velvet Worms! etc. Ausstellungsansicht

Moths, Bats and Velvet Worms! etc. Ausstellungsansicht

MONSTER CHETWYND Hexensabbat mit Motten und Häretikern

Moths, Bats and Velvet Worms! etc. Ausstellungsansicht

Moths, Bats and Velvet Worms! etc. Ausstellungsansicht

Eine Ansammlung von kuriosen Artefakten widmet sich den „Marginalisierten der Geschichte“.

Vor einer Art Ikonostase, bestehend aus mittelalterlich anmutenden Gemälden, tummeln sich seltsame Wesen um kuriose Aufbauten wie ein Weidengeflecht, einem Bildschirm und einem aus einer ausladenden Wurzel geschnitzten Sessel. Der Titel gibt bereits Auskunft zu diesem fragwürdigen Treiben. „Moths, Bats and Velvet Worms! Moths, Bats and Heretics!“, auf Deutsch „Motten, Fledermäuse und Samt Würmer! Motten Fledermäuse und Häretiker!“ (bis 9. Februar 2025) ist die erste museale Einzelausstellung von Monster Chetwynd (*1973 in London) in Österreich. Das von ihr für das Belvedere 21 eingerichtete Szenarium ist gleichzeitig Umrahmung eines Tanzplatzes. Zur Ausstellung gehören wesentlich Performances, in denen sie und Mitstreiterinnen einen Hexensabbat der besonderen Art veranstalten. Kleine Teufelchen, Puppen und nachtaktive Tiere werden zu Requisiten, wenn die Tänzerinnen in selbstgeschneiderten Kostümen mit vielseitig aufgeladenen Symbolhandlungen die Selbstbestimmung des Weiblichen darstellen.

Moths, Bats and Velvet Worms! etc. Ausstellungsansicht

Moths, Bats and Velvet Worms! etc. Ausstellungsansicht

Moths, Bats and Velvet Worms! etc. Ausstellungsansicht

Moths, Bats and Velvet Worms! etc. Ausstellungsansicht

Chetwynd war nicht immer ein Monster, wenngleich sich die sympathische Frau im Moment so gibt, mit schwarzen Lippenstift auf einem freundlich lächelnden Mund, bleichem Gesicht und wirr aufgesteckten Haaren. Ihr erstes Pseudonym war Spartacus (2006-2013), mit dem Erfolg, dass sie als erste Performancekünstlerin für den britischen Turner Price nominiert wurde.

Für die Jahre 2013 bis 2017 tritt sie als Marvin Gaye Chetwynd vor ihr Publikum und verwandelt sich 2018 in den derzeitigen Zustand des Monsters, der ihr laut eigener Aussage die nötigen Kräfte verleiht: „Ich bin monströs und genieße die Freiheit, die mir das bringt. Ich habe keine Angst davor, ein Monster zu sein. Manipulativ, wachsam und asexuell. Ich genieße meine Verwandlung und schätze meine neue Stärke.“ Ihr Einsatz gilt den „Marginalisierten der Geschichte“, den Menschen, die wie Motten oder die Velvet Worms, Onychophora, ein eher unscheinbares Dasein führen und unsereins eher als lästige Insekten oder grausliches Gewürm erscheinen. Bats are no Bugs! ist eine alte amerikanische Weisheit. Fledermäuse sind keine Käfer, aber diese Wesen der Finsternis sind trotz aller Nützlichkeit vielen Zeitgenossen unheimlich, ähnlich wie die einstigen Häretiker, die von der Amtskirche aufgrund ihrer reinen Überzeugungen blutig verfolgt wurden. Man wird sie alle in der zum Suchen verlockenden Ansammlung dieser Schau finden und schließlich auch das Motto von Monster Chetwynd verstehen: „The world needs a jolt! (Die Welt braucht einen Ruck!)“

Monster Chetwynd bei der PK im Belvedere 21 Wien

Monster Chetwynd bei der PK im Belvedere 21 Wien

 Ausstellungsansicht Kazuko Miyamoto, Belvedere 21  Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon

Ausstellungsansicht Kazuko Miyamoto, Belvedere 21 Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez / Belvedere, Wien

KAZUKO MIYAMOTO Fadengespinste zwischen Ost und West

 Ausstellungsansicht Kazuko Miyamoto, Belvedere 21  Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon

Ausstellungsansicht Kazuko Miyamoto, Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez / Belvedere, Wien

Ausführliche Retrospektive für eine (hierzulande noch) unbekannte Künstlerin

Die 1942 in Tokio geborene Kazuko Miyamoto zog es nach dem Erlernen von japanischen Traditionen wie Tanz, Malerei und das Nähen eines Kimonos 1964 in die USA zum Kunststudium. Das Netzwerken liegt ihr offenbar im Blut, denn Kazuko bewegte sich bald in verschiedenen Kreisen wie z. B. der feministischen A.I.R. Gallery oder der Minimalisten in der Lower East Side von New York. 1968 begegnet sie Sol LeWitt, dem Vater der Konzeptkunst und Vertreter der Minimal Art. Sie wird dessen Assistentin bei der Ausführung seiner Skulpturen und Wall Drawings. Die eigene Kunst perfektioniert sie in dieser Zeit am Pratt Graphic Art Center. Ihre Arbeiten beginnen sich von der Leinwand zu lösen. Erste String Constructions entstehen, flirrende Reihen von um Reihen von Nägeln dicht gespannten Fäden. Dazu kommen Erinnerungen an ihre fernöstlichen Wurzeln in Form von bemalten Kimonos und zu Zöpfen geflochtenen Papierstreifen.

Ausstellungsansicht Kazuko Miyamoto, Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez / Belvedere

Ausstellungsansicht Kazuko Miyamoto, Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez / Belvedere, Wien

Ausstellungsansicht Kazuko Miyamoto, Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez / Belvedere

Ausstellungsansicht Kazuko Miyamoto, Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez / Belvedere, Wien

Nach einem Jahr im MADRE – museo d´arte contemporanea Donnaregina in Neapel ist eine KAZUKO MIYAMOTO gewidmete Retrospektive nun in Wien angekommen (bis 2. März 2025) und erfüllt ein besonderes Anliegen von Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere. Sie betont, dass Kazuko für sie stets eine Brückenbauerin zwischen Ost und West war, die längst auch in Europa ihr Netzwerk geknüpft hat. Zu sehen sind rund 120 Exponate aus der Zeit zwischen den späten 1960er- bis zu den 2010er-Jahren. Mit Fug und Recht kann damit von der größten Einzelpräsentation gesprochen werden, zusammen gefügt mit Leihgaben aus namhaften Institutionen wie MET, Guggenheim, Lentos, SFMOMA und MADRE. Man taucht sanft ein in eine helle Welt des Unbekannten. Neben großformatigen Werken wie Black Poppy oder Trail Dinosaur, das 1979 mit einer Performance der japanischen Tänzerin Yoshiko Chuma eröffnet wurde und seither das erste Mal wieder zu sehen ist, sind es die String Constructions, die durch die gesamte Ausstellung verteilt den Besuchern die Augen auf faszinierende Weise verwirren.

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