Tipps von einem Profi für Freunde der beschaulichsten aller Sportarten
„Inschallah“ pflegt ein marokkanischer Wanderführer zu sagen, wenn er von Begleitern zu klaren Aussagen über das Erreichen diverser Tagesziele bedrängt wird. „So Gott will“ mag für uns Mitteleuropäer befremdlich sein. Immerhin sind wir es gewohnt, exakte Angaben zu erhalten, vor allem beim Wandern, wo es um Höhenmeter, das Tempo und die zurückgelegten Kilometer geht. Der Meister dieser Gottergebenheit ist ein Freund von Christian Hlade, einem gelernten Architekten, der sein Leben schon vor Jahren seiner eigentlichen Berufung, dem Wandern verschrieben hat. Mittlerweile führt er Menschen durch exotische Gefielde, immer nur zu Fuß und nach den Regeln, die er aufgrund seiner Tätigkeit als unabdingbar erkannt hat.
Für den Braumüller Verlag hat er seine Erfahrungen nun als Buch unter „Wanderwissen kompakt“ zusammengefasst. Schon bei den ersten Seiten wird einem schnell klar, dass man als passionierter Geher bis jetzt eine ganze Menge falsch gemacht hat. Denn die Aussagen, die unter „Meine Glücksregeln für das Wandern“ den Einstieg in das weite Feld dieses Sports liefern, sind schlüssig. So lässt den ehrgeizigen Gipfelstürmer bereits der Punkt: „Der langsame Beginn ist des Wanderns Sieges-Garantie“ zu einer kurzen Gedankenrast innehalten.
Man braucht es nur zu probieren, 30 Minuten lang bewusst besonders langsam einen Schritt vor den nächsten zu setzen, um noch nach Stunden über ungeahnte Energiereserven zu verfügen. Wem von uns ist es noch nicht passiert, dass er eine Gruppe an steilem Hang auf dem ersten Kilometer mit lächelnder Verachtung abgehängt hat und von diesen angeblichen Schnecken in Sichtweite der Hütte beim Zwangsrasten aufgrund schmerzender Muskeln ertappt und überholt wurde.
Über „Vorbereitung einer Wanderung“ und „Die optimale Wanderausrüstung“ geht es zu „Die wichtigsten Wandertipps für unterwegs“. Im Kapitel „Gesund und sicher unterwegs“ erläutert der Alpenmediziner Dr. Bernd Haditsch in einem Interview die gesundheitsfördernde Wirkung des Wanderns, verbunden mit ärztlichen Warnungen bei bestimmten Erkrankungen, die jedoch alle bei entsprechender Vorsicht absolut kein Hindernis darstellen, sich auf eine Tour zu wagen. In diesem Zusammenhang ist es eigentlich selbstverständlich, dass auf das berühmte Stamperl, bei dem es meistens ja nicht bleibt, verzichtet werden sollte. Man braucht dennoch kein Asket zu sein. Der erhöhte Energiebedarf muss gedeckt werden, und dabei darf es ruhig etwas mehr Fett sein. Besser gesagt, deftige Bergsteigerwurst ist laut Hlade eine klare Empfehlung. Ein ganzes Kapitel ist der Familie mit ihren Kindern gewidmet. Wenn es am Anfang auch angefressene Gesichter gibt...
Bei richtiger Betreuung der kleinen Begleiter wird jede Tour zum Erlebnis, vorausgesetzt, man ist sich bewusst, als Erwachsener mit den Kindern zu gehen und nicht umgekehrt. Mit Gastbeiträgen wie den Tipps zur eigenen Sicherheit und individuellen Notfallprävention von Guenter Hupfer, einem staatlich geprüften Lehrwart für Bergwandern, oder einem Kursus „Yoga für Wandernde“ von Gudi Sonderegger wird dieses Buch zu einer umfassenden Einführung in eine Bewegungsart, die man, sofern man es einmal erfolgreich versucht hat, suchtartig nie mehr missen möchte.