Kultur und Wein

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DIE APOLLO MORDE als spannende Ausbildung zum Astronauten

Chris Hadfield © Courtesy of MasterClass

Chris Hadfield © Courtesy of MasterClass

Der kalte Krieg zwischen USA und Sowjetunion mit heißer Phase auf dem Mond

Von Beginn an geht die Post ab! Schon bei den ersten Sätzen könnten die Ärzte im Raumfahrtszentrum Houston beim Leser erhöhten Puls feststellen, sofern dieser an die Systeme der NASA angeschlossen wäre. Der Pilot eines Kampfjets Type F-4 Phantom gerät bei einem Testflug in Turbulenzen, die ihm das Leben kosten könnten. Dabei verliert er sein linkes Auge und muss darob seine Ambitionen sowohl als Pilot, aber auch als Astronaut begraben. Kaz, mit vollem Namen Kazimieras Zemeckis, wird als Flugleiter in der Folge trotz der Einschränkung eines binokularen Sichtfeldes zum akribischen Beobachter unglaublicher Ereignisse, die sich im Zuge der Apollo 18-Mission sowohl auf der Erde als auch auf dem Mond und dazwischen abspielen. Kaz ist quasi das Alter Ego des Kanadiers Chris Hadfield, der mit seinem Erstlingsroman „Die Apollo Morde“ auf der Stelle einen Bestseller gelandet hat.

 

Der Autor ist einer der erfahrensten Astronauten, bester Absolvent der Testpilotenschule der U. S. Air Force 1988, Testpilot des Jahres der U. S. Navy im Jahr 1991 und als Colonel CAPCOM für 25 Shuttle-Missionen und NASAs Director of Operations in Russland.

Die Apollo Morde Cover © 2021 Hachette Book Group Inc.

Die Apollo Morde, Cover © 2021 Hachette Book Group Inc.

Als Kommandant der Internationalen Raumstation ISS führte er eine rekordverdächtige Anzahl wissenschaftlicher Experimente durch und beaufsichtigte einen Weltraumspaziergang. Der Künstler in ihm brachte ihm weltweite Anerkennung für atemberaubende Fotografien und Lehrvideos über das Leben im Weltraum ein. Mit seinem Debüt als Schriftsteller zeigt er nun, dass er nicht nur ungemein gut schreiben, sondern gleichzeitig sein enormes Wissen auch für den üblichen Irdischen, der bisher nicht mehr als eine blasse Ahnung von der Raumfahrt hatte, vermitteln kann. Nach Lektüre dieses packenden Krimis weiß man, welche Handgriffe ein Astronaut zu erledigen hat, welch ungeheure Kräfte beim Raketenstart auf die Astronauten wirken und wie Raumanzüge fachgerecht angelegt werden. Man ist unmittelbar dabei, wenn der Boden des Mondes betreten wird oder die Raumkapsel mit gewaltiger Hitzentwicklung wieder in die Erdatmosphäre eintritt.

 

Für die Handlung hat sich Hadfield die Apollo 18-Mission erwählt; ganz einfach deswegen, weil diese nie stattgefunden hat. Sie wäre für 1972 vorgesehen gewesen, wurde aber 1970 abgesagt. Vielleicht erinnern sich noch manche der Leser, dass damals die USA und die Sowjetunion im Kalten Krieg gegeneinander aufgerüstet haben und die Russen ihre Niederlage bezüglich der Mondlandung noch nicht verwunden hatten. Deswegen tauchen eine Reihe historischer Personen auf, nicht zuletzt Generalsekretär und Staatschef Leonid Iljitsch Breschnew bei den Kommunisten und Präsident Richard Nixon in Amerika. In diesem Umfeld von bestens gehüteten Staatsgeheimnissen, denen gegenseitige Spionage hinterher war, und den Versuchen, sich gegenseitig auszuschalten, lässt Hadfield seine (Action-)Helden und Heldinnen einander bis zum blutigen Tod bekämpfen. Bis zur letzten Seite wird nahezu unerträgliche Spannung aufrecht erhalten, mit der uns dieser Astronaut und gleichzeitig geniale Buchautor einen Trip ins Weltall als aufregendes Abenteuer miterleben lässt.

 

Infos zu diesem Thriller: Chris Hadfield, Die Apollo Morde, aus dem Englischen von Charlotte Lungstrass-Kapfer, DTV Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, München, 2021, ISBN 978-3-423-22010-1.

ZAUBER DER GEWÜRZE Bitte zu Tisch an „A Brown Table“

Zauber der Gewürze Cover 90 © Nik Sharma0

Indisch-westliche Küche neu komponiert

Nik Sharma ist gleichermaßen Amerikaner wie Inder. Seine Eltern sind typische Vertreter der ethnischen Vielfalt dieses Subkontinents. Die Mutter ist Katholikin aus der ehemaligen portugiesischen Kolonie Goa, Vater ist Hindu aus dem Norden des Landes. Gefeiert werden sowohl die christlichen als auch die Hindu-Feiertage, und es wird bei jeder Gelegenheit aufgekocht, und zwar in beiderlei Kulturen. Nik wuchs damit in einen Mischmasch aus Geschmäckern, Nahrungsmitteln und Essgebräuchen auf. Indien ist bekannt für seine Gewürze, die bekanntlich scharf, sehr scharf sind, was aber bei genauer Betrachtung zu kurz greift. Es sind vielmehr, wie Nik schreibt, eine besondere Wertschätzung und Verehrung, die zu diesem Ruf beigetragen haben.

In die USA geführt hat den Autor in erster Linie das Studium der Biochemie, da er sich dort mehr Entwicklungsmöglichkeiten erhoffte, in zweiter Linie aber auch wegen seiner sexuellen Orientierung. Nik ist schwul. Hier konnte er einen Mann heiraten, ohne Repressionen seitens von Gesetzen befürchten zu müssen, die damals in Indien Homosexualität strafbar machten. Mitgenommen hat er seine Liebe zu den Gewürzen seiner Heimat, die er in der Neuen Welt mit dem dort vorhandenen Potential an Geschmacksbereicherung zu kombinieren begann; und die Freude am Fotografieren. Er begann Rezepte zu entwickeln, machte davon meisterliche Bilder und begann als Blogger sein Hobby der Öffentlichkeit vorzustellen. Sein aktuelles Projekt ist „A Brown Table“, das sich um eine stattliche Schar von Followern nicht zu sorgen braucht.

 

Zauber der Gewürze Illustration S. 104 © Nil Sharma S.  © Nik Sharma

Zauber der Gewürze Illustration S. 104 © Nik Sharma

Zauber der Gewürze Illustration S. 219 © Nik Sharma

Zauber der Gewürze Illustration S. 219 © Nik Sharma

Für diejenigen, die noch immer ihren Spaß an gedruckten Kochbüchern haben, schrieb er nun für den Unimedica im Narayana Verlag ein prächtiges Nachschlagewerk für besondere Geschmackserlebnisse. Unter dem deutschen Titel „Zauber der Gewürze. Indisch-westliche Küche neu komponiert“ nimmt er den Leser auf eine Reise mit, die auf das erste Überfliegen neben gut sortierten Asia-Läden, die all die Zutaten und Gewürze anbieten, auch eine gute Portion Mut braucht.

Eine Bohnen- und Linsensuppe mit Kakao ist für einen Koch am eigenen Herd durchaus eine Herausforderung, nicht nur in der Herstellung, sondern auch für die Vermittlung an die hungrige Gästeschar. Aber es reizt, sich in die penibel genau beschriebenen Rezepte einzulesen und versehen mit „Tipps und Tricks“ zuerst die Palette an Gewürzen und sonstigen Zutaten vorzubereiten, um diese alsdann mutig in ein Gericht zu verwandeln, das anders als alles bisher genossene ist und dennoch schmeckt. Es gibt in diesem Buch genügend Erklärungen, um auch als biederer Mitteleuropäer zu verstehen, was mit Ghee, Nori-Yuzu-Ponzu-Salz oder Panir gemeint ist. Dazu kommen die traumhaften Fotos von Nik Sharma, die vor allem mit der Abbildung seiner Hände über die gewohnte Food-Fotografie hinausgehen, wenn sie aus dem Dunkel altmeisterlich herausgeleuchtet an Fotokunst heranreichen. Nichts steht also mehr im Wege, sich seinen eigenes Naan zu backen, um mit ihm als Beilage zu „Gefüllten Eiern mit cremiger Tahin und Zatar“ oder „Gegrillten Schweinskotellets mit Chat Masala“ kulinarisch breit wie nie aufgestellt zu sein.

Zauber der Gewürze, Illustration Seite 209 © Nik Sharma

Zauber der Gewürze, Illustration Seite 209 © Nik Sharma

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