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DAS GEHEIMNIS DER NATURTROMPETE gelüftet von einem Virtuosen

Originalinstrumente lassen Barockmusik authentisch erstrahlen

The Mystery of the Natural Trumpet Cover

Vor der Erfindung der Ventile, egal ob Dreh- oder Pumpventile, Anfang des 19. Jahrhunderts waren Blasinstrumente aus Blech, abgesehen von wenig zielführenden Versuchen mit Löchern und Klappen, auf die sogenannte Naturtonreihe angewiesen. Ausnahmen sind die Posaunen, die schon früh mit ihrem Zug jeden Ton dazwischen erreichen konnten. Das heißt für den mit Noten einigermaßen vertrauten Leser: Mit veränderter Spannung der Lippen konnten dem Metallrohr nur der Grundton, die darauf nächste Oktave, dann Quint und Quart, darüber eine große, gefolgt von einer kleinen Terz, das zwischen großer und kleiner Terz liegende Alphorn-Fa, wieder die Oktave und dann eine Reihe von Ganztonschritten entlockt werden.

Das Waldhorn mit entsprechender Länge (in F misst das Instrument immerhin 4,80 Meter) wurde mit Bügeln als Verlängerungen der jeweiligen Tonart angepasst. Die Bläser waren damit in der Lage, aufgrund der konischen Bohrung dieses Instrument in einem Tonraum einzusetzen, der sich bereits über den großen Sprüngen Quint, Quart und Oktave befindet. Mit geschickter Bewegung der Hand in der Stürze (Trichter), dem Stopfen, sind sogar chromatische Tonreihen zu bewältigen. Mit der Trompete ist das alles nicht möglich. Je kürzer das zylindrische Rohr ist, umso schwieriger sind die hohen Töne anzublasen. Zur Abhilfe wurden Trompeten gebaut, die einen tieferen Grundton haben und einem zur engen Dimensionierung passenden kleinen Mundstück in der Höhe leichter ansprechen. Man bezeichnete sie auch als Clarin, wegen der Helligkeit ihres Tones, und setzte sie als feierlichen Aufputz des Orchesterklanges, aber auch als Soloinstrument ein. Über lange Zeit war diese Kunst in Vergessenheit geraten. Die Ventile hatten den Bau von kurzen Trompeten erlaubt, die klanglich einen ähnlichen Effekt erzielen und vor allem in der Intonation wesentlich einfacher zu beherrschen sind. Erst mit dem Aufkommen von Ensembles, die auf Originalklang und dem entsprechenden Instrumentarium Wert legen, begann ein allmähliches Erinnern einzusetzen.

 

Einer dieser Virtuosen, die auf der Naturtrompete Unglaubliches leisten, ist der junge Ungar Kristián Kováts. Er hat, wie es der Titel der im Label cpo erschienen CD andeutet, das Geheimnis der Naturtrompete gelüftet. In „The Mystery of the Natural Trumpet“ widmet sich Kováts der Sololiteratur des 18. Jahrhunderts. Johann Wenzel Anton Stamitz (1717 – 1757), Johann Matthias Sperger (1750 – 1812), Johann Georg Lang (1722-1798) oder Joseph Riepel (1709-1782) haben Konzerte für Naturtrompete geschrieben, die absolute Ausnahmekönner voraussetzten. Sie mussten über Musiker verfügt haben, die ihre aus stratosphärischen Kantilenen und halsbrecherischen Läufen bis hin zum Lippentriller bestehenden Kompositionen auch umzusetzen imstande waren.

Das Booklet gibt neben einer Einführung in Werk und Komponist auch einen Einblick in diese „Goldene Zeit“ der Clarinblaskunst und beschreibt die verwendeten Instrumente. Der Klang, den Kováts seiner vom Blechblasinstrumentenbau Egger hergestellten 4 Loch Barocktrompete entlockt, unterscheidet sich tatsächlich gewaltig von „modernen“ Interpretationen dieser Werke mit sogenannten „hohen Trompeten“. Der Naturklang ist weich und dennoch feierlich. Gemeinsam mit dem Orchester „L´arpa festante“, das sich seit 1983 dem Originalklang verschrieben hat, wird der Hörer auf eine musikalische Zeitreise entführt, in der er sich in Festsäle von Schlössern oder eine mit himmlischen Wolken voller musizierender Putti ausgestattete Kirche träumen darf.

Kristián Kováts mit einer Naturtrompete Foto aus dem Booklet der besprochenen CD

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