Kultur und Weindas beschauliche Magazinich bin ein kind der stadt – frühe Erinnerungen von CHRIS LOHNER
Gewohnt wurde in engsten Verhältnissen in Zimmer, Küche, Kabinett mit Bassena und Klo am Gang. Zum Essen war gerade so viel da, dass niemand in der Familie, die sich in der Zwischenzeit um ihre Schwester Elfi vergrößert hatte, verhungert ist. Chris Lohner erzählt aber auch über diese schwere Zeit mit dem ihr eigentümlichen Humor und entwirft damit für alle Nachgeborenen ein kurzweilig lesbares Bild von Wien, das sich diese kaum vorstellen können. Allein wenn vom Ziegelstein die Rede ist, der im Backofen erhitzt wurde und in Zeitungspapier gewickelt die einzige Wärmequelle im eisigen Schlafzimmer war, dürfte manche Vorstellungskraft an ihre Grenzen stoßen. Dazu kommen Anekdoten aus einer längst vergangenen Welt, Erlebnisse mit den Nachbarkindern und schließlich die Schulzeit, die das lebhafte Mädchen bis zur Matura geführt hat, trotz einer Schwäche in Mathematik, die jedoch Dank eines großartigen Lehrpersonals aufgrund seiner vielfältigen Begabungen übersehen wurde.
Chris Lohner, geb. Keprda, legt in dieser launig verfassten Biografie früher Jahre ein klares Bekenntnis, mehr noch, eine Liebeserklärung zu Wien ab. Den Titel „ich bin eine kind der stadt“ hat die „wienerin sein 1943“ von einem Gedicht von Anton Wildgans geborgt. Das Vorwort dazu stammt von niemand Geringerem als Hugo Portisch, dem geschätzten Kollegen und liebgewonnenen Freund aus ORF-Zeiten. Mit „Aufgewachsen zwischen Bomben, Hunger und Soldaten“ leitet er das 2020 im echomedia Buchverlag erschienene Buch ein, um sich vor der in jeder Beziehung großen Dame zu verneigen, wenn er auf ihre Popularität hinweist: „Mit Chris Lohner sind wir aufgewachsen. Für uns war sie die schönste Frau im Fernsehen.“ Sie hat schon viel aus ihrem interessanten Leben in Büchern erzählt. Dass sie nun die ersten Jahre ihres Leben schildert, ist für Portisch, und nicht nur für ihn, ein besonderes, vor allem aber das überraschende Geschenk einer Chris Lohner, die wir so bisher nicht gekannt haben. Statstik |