Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


GOLDRAUB Ein literarisch dick vergoldetes Polizeiprotokoll

Goldraub, Ernst Geiger, Cover

Einen bekannten Fall mit Täter und Polizei intensiv miterleben

Ernst Geiger war ein großer Kriminalist, einer, dessen einfühlsame Verhörmethoden immer wieder zu Geständnissen geführt haben, aber auch einer, den seine Mitarbeiter geschätzt, wenn nicht sogar verehrt haben. Erfolge bringen jedoch auch Neider und Feinde. Just in der tiefgreifenden Umstellungsphase der österreichischen Exekutive in der Regierungszeit von Schwarz/Blau wurde eines der prächtigsten Artefakte aus dem Kunsthistorischen Museum gestohlen, Benvenuto Cellinis Saliera, ein Salzfass aus Gold, Versicherungswert 50 Millionen Euro. Hofrat Geiger musste sich bei seinen Ermittlungen mit Vorgesetzten herumschlagen, die ihm von der Politik und nicht aufgrund ihrer Qualifikation vor die Nase gesetzt worden waren.

Trotz dieser widrige Umstände gelang ihm und seinem Team der Ergreifung des Täters und die Rückführung des geraubten Schatzes in das Museum. Die Zeitungen haben ausführlich darüber berichtet, schon vom ersten Tag an, haben in der heißen Phase gefährliche Störfeuer veranstaltet und am Ende mit Handkuss dem Dieb die besoffene G´schicht abgenommen. Man erinnert sich noch an das Titelfoto vom Generaldirektor des KHM mit Ministerin, auf dem beide genüsslich den (bereits vorher aufgetauchten) Dreizack wieder an das Kunstwerk stecken.

 

Die ganze Wahrheit steht jedoch im Polizeiprotokoll, das die Arbeit von drei Jahren enthält. Ernst Geiger gibt nun Einblicke in die Akten; mit einem Kriminalroman, logisch klingender Titel: „Goldraub“ (edition a). Zur Seite gestanden ist ihm dabei der Schriftsteller Maximilian Hauptmann-Höbart. Was vom wem geschrieben wurde, kann man nur mutmaßen.

Die breiten epischen Textflächen, die so herrlich bildhaften Beschreibungen von bestimmten Gegenden und tief in die emotionalen Befindlichkeiten der Beteiligten reichende Ausführungen dürften eher nicht von Ernst Geiger stammen; dafür aber die peniblen Beobachtungen von Umständen und das kriminalistische Einfühlungsvermögen. Die handelnden Personen haben sicherheitshalber andere Namen erhalten. Mit ein wenig Aufmerksamkeit sind einige jedoch leicht zu entschlüsseln. Unschwer ist zu erraten, wer mit Direktor Blum oder dem sich allmächtig dünkenden Wiener Landespolizeikommandanten Dachs gemeint sein könnte. „Nach wahren Begebenheiten“ steht im Untertitel, und darauf kann man sich bei den Fakten verlassen. Genau diese Kombination von literarischer Fiktion als Beigabe zu harter Realität macht den Reiz dieser – trotz bekanntem Ausgang – ungemein spannenden Lektüre aus.

Ernst Geiger vor der wiedergefundenen Saliera © Lukas Beck

Ernst Geiger vor der wiedergefundenen Saliera © Lukas Beck

DÜRNSTEINER PUPPENTANZ u.m. Lesung von Kriminalautor Bernhard Görg

Dürnsteiner Puppentanz, Cover 900

Mörderisches Treiben im Kellerschlössel

Was macht einen erfolgreichen Kriminalroman aus? Er muss spannend sein! Klar, und der Mord möglichst ungewöhnlich, ebenfalls klar! Aber es muss auch eine Reihe anderer Versatzstücke geben, um die Leser bis zur letzten Seite zu fesseln. Es braucht finstere politische Verwicklungen, korrupte Bürgermeister, ein nach oben buckelndes Arschloch als Chef, das die Aufklärungsarbeit behindert, und eine erkleckliche Anzahl von Leuten, die als Verdächtige infrage kommen könnten. Ganz wichtig ist dabei aber die Kulisse, in der die Blutverbrechen geschehen. Als Leser will man ja im Kopf eine Reise machen, wenn sich der Kommissar, oder wie im Fall vom „Dürnsteiner Puppentanz“ eine Chefinspektorin in einer der schönsten Gegenden unseres Landes auf Mörderjagd begibt. In diesem speziellen Fall ist mit der Wachau landschaftlicher Reiz in Hülle und Fülle gegeben.

Schauplätze des Geschehens sind die Donau, eine mehr als romantische Stadt wie eben Dürnstein und die malerischen Terrassen, auf denen Steinfeder, Federspiel und Smaragd gedeihen. Was die anderen Punkte betrifft, wird auf die künstlerische Freiheit des Autors verwiesen, immer mit der Versicherung, dass die handelnden Personen nichts, aber schon gar nichts mit den realen Bewohnern der Wachau zu tun haben und absolut frei erfunden sind.

Krimiautor Bernhard Görg © Lukas Beck

Krimiautor Bernhard Görg © Lukas Beck

Bernhard Görg, der nach seinen fulminanten Karrieren als Politiker und Manager das Schreiben für sich entdeckt hat, ist sowohl ungemein produktiv als auch erfolgreich als Bühnenautor unterwegs und reüssiert nicht zuletzt als Verfasser von Kriminalromanen. Die von ihm gewählten Tatorte liegen ausschließlich in der Wachau. „Liebesgrüße aus der Wachau“, das „Ewige Gelübte“, 2019 der „Dürnsteiner Puppentanz“ oder 2020 die „Dürnsteiner Himmelfahrt“ sind mehr oder weniger vergriffen, so begeistert haben die Fans in den Buchhandlungen zugegriffen, wenn in der Fantasie von Bernhard Görg in der Idylle zwischen Melk und Göttweig wieder ein neuer Mord vorgefallen ist.

 

Aber nun hat man die Möglichkeit, den Autor persönlich kennenzulernen und sich zumindest durch einige Passagen aus seinen Romanen auf anregende Ermittlungsspuren setzen zu lassen.

Bernhard Görg wird am 24. Februar 2022 im stimmungsvollen Ambiente des barocken Kellerschlössels der Domäne Wachau in Dürnstein aus seinen Werken lesen. Sollte an kaufbaren Büchern tatsächlich ein Mangel herrschen (was ich nicht ganz glaube, denn die edition a wird sich diese wunderbare Gelegenheit kaum entgehen lassen), so wird dieser wohl durch Wein ausgeglichen werden müssen, der in der Domäne Wachau, einem der besten Weißweingüter der Welt, ausreichend und in höchster Qualität vorhanden ist.

Das barocke Kellerschlössel der Domäne Wachau

Das barocke Kellerschlössel der Domäne Wachau

edition a, Logo 250

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