111 Orte in der Wiener Unterwelt. Ein Fremdenführer zu Gauner und Strizzi
Die konzentrierte Zusammenfassung des Verbrechens in einer der sichersten Städte
Auf zwei Seiten wird links mit dem Text von Günther Zäuner und rechts auf einem Foto von Manfred Burger jeweils ein Kapitel abgehandelt, um späte Neugier am Bösen in unserer Stadt zu wecken. Nicht umsonst lautet der Titel „111 Orte in der Wiener Unterwelt, die man gesehen haben muss“ (erschienen im Verlag emons:). In den meisten Fällen wird eine derartige Stadtwanderung gefahrlos ablaufen, da die Bösewichte dingfest gemacht wurden, gestorben sind oder freundlicherweise das Weite gesucht haben. Je näher man jedoch der Gegenwart kommt, umso eher besteht die Gefahr, in das kriminelle Geschehen miteinbezogen zu werden: sollte man so keck sein und beispielsweise am Gürtel einen Streetrunner auf das gerade herrschende Schneegestöber ansprechen.
Oder auf einer der einschlägigen Internetseiten einer erotisch anziehenden, sonst eher ausgezogenen Dame Gehör schenken. Aufklärung dafür gibt es in Punkt 108 (Per Post. Mit ein paar Mausklicks) oder 109, in dem es um den virtuellen Strich und Sex aus dem Internet geht.
Günther Zäuner ist Absolvent der Studien von klassischer Philologie, Geschichte, Zeitgeschichte und hat eine musikalische Ausbildung genossen. Dass ein derart humanistisch beschlagener, oder sagen wir es im Fachjargon, franker Mensch in diese düstere Szene mit ihrer schrägen Galerie gerät, ist wohl seiner Tätigkeit als freier Schriftsteller, Dokumentarfilmer und Journalist zu verdanken.
Bei so mancher Recherche ist es unausbleiblich, in gesellschaftliche Abgründe Einsicht zu gewinnen, verbunden mit dem Bedürfnis, die damit gewonnenen Erkenntnisse auch weitergeben zu wollen. Dazu kommt eine Menge Literatur, die Aufschluss über heikle Fakten gibt und dem Autor das Ungemach erspart, sich mit Gerichtsverfahren bezüglich übler Nachrede oder ähnlichen Befindlichkeiten der in diesem Buch erwähnten Täter herumschlagen zu müssen. Die Leserschaft darf also darauf vertrauen, dass sich die in gebotener Kürze zusammengefassten Tatbestände so abgespielt haben, wie sie hier gedruckt sind. Schon der Einstieg ist wuchtig: Club 45, Ein Schiff säuft ab, mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Der gelernte Österreicher weiß sofort, wer damit gemeint ist. Mit Zäuner darf man sich auch in schummrige Cafés wagen, dort beim Stoß kiebitzen, dabei der einen oder anderen Kugel ausweichen oder aus dem sicheren Fauteuil das Treiben umtriebiger, angeblich an Schlapphüten erkennbarer Agenten verfolgen. Und trotzdem wird man letztlich das Resümee des Autors unterschreiben: Wien ist und bleibt eine lebenswert Stadt.