Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Pension Schöller, Ensemble © Andreas Tischler

Pension Schöller, Ensemble © Andreas Tischler

PENSION SCHÖLLER Ein Sprachfehler? Selten so gelacht!

Pension Schöller, Ensemble © Andreas Tischler

Pension Schöller, Ensemble © Andreas Tischler

Verrücktsein ist ein wunderbar normaler Zustand, den man bedachtsam pflegen sollte.

Man kennt ja die Geschichte vom Onkel, der partout ein Irrenhaus besichtigen will. Sein Neffe bringt ihn in eine ehrenwerte Pension, in der es jedoch von sonderbaren Gestalten nur so wimmelt. In diesem Fall sind es eine mit prophetischer Gabe bedachte Schriftstellerin, ein ob seiner Suspendierung frustrierter Polizeioffizier mit heftigen Allergien auf bestimmte Wörter und ein schrulliger Insektenforscher, die auf der Grenze zwischen normal und übergeschnappt virtuos tanzen. Der sonderbarste Kerl ist aber kein Gast, sondern Buchhalter des verschuldeten Betriebes. Er fühlt sich zu hohen Bühnenehren berufen. Seiner Karriere als Schauspieler steht aber ein klitzekleiner Makel im Wege. Er kann kein L aussprechen, es gerät ihm ständig zu einem N, ein Umstand, der schon Generationen von Zuschauern zu Lachstürmen hingerissen hat.

Andreas Steppan, Markus Freistätter © Andreas Tischler

Andreas Steppan, Markus Freistätter © Andreas Tischler

Christina Kiesler, Bigi Fischer © Andreas Tischler

Christina Kiesler, Bigi Fischer © Andreas Tischler

Alexander Kuchinka und Robert Kolar waren für die Festspiele Berndorf mit einer Neufassung der uralten Komödie „Pension Schöller“ (aus 1890!) betraut. Als Schauplätze haben sie Berndorf und Baden gewählt. Die Zeit der Handlung ist eine sanfte Art von Gegenwart. Dahingehend wurden auch die Gags angepasst. Vollblutkomiker Kolar ließ es sich nicht nehmen, die Rolle von Winhenm Wandmünner zu übernehmen. Die von einem Sprachfehler gepeinigte Kreatur heißt also Wilhelm, mit Familiennamen Waldmüller, wie der Maner, pardon, der Maler.  Mit seinem Vokuhila wäre er ja ein fescher Bursch und das Publikum läge ihm bei seinen Monologen zu Füßen, wenn nicht...

Seine Tante und Arbeitgeberin ist Alma Schöller (für Bigi Fischer im silbernen Kleid eine wahre Glanzrolle), die von der Inkassantin Michaela Mayerhofer (Daniela Graf) gnadenlos verfolgt wird. Töchterchen Emilia (Christina Kiesler) ist das Faktotum der Pension, das zufällig mit Alfred Binder (Markus Freistätter als sympathischer Nichtstuer) die Schule besucht hat. Die beiden jungen Leute verfallen angesichts der Pensionsgäste auf die blöde Idee, seinem Onkel das Haus als Sanatorium für Geisteskranke anzudienen. Andreas Steppan wird als verwirrter Philipp Luttenreither (man stelle sich das L als N vor) angehalten, den vermeintlichen Patienten stets Recht zu geben; was dazu führt, dass sie tags darauf alle bei ihm in der Villa seiner Schwester Johanna Binder (Dagmar Kutzenberger) erscheinen. Die betuchte Dame verliebt sich auf der Stelle in den herzigen Fliegen- und Schabenfreund Fritz Bernhardy (Reinhard Nowak), der von Beruf grantige Peter Moll (Serge Falk) wird rehabilitiert und Paula von Steinfeld (Kristina Sprenger) entschließt sich, für Wilhelm Texte zu verfassen, in denen kein L vorkommt, um ihm endlich eine Karriere als bedeutender Rezitator zu eröffnen.

Dagmar Kutzenberger, Kristina Sprenger © Andreas Tischler

Dagmar Kutzenberger, Kristina Sprenger © Andreas Tischler

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