Kultur und Weindas beschauliche MagazinTANTE JOLESCH KOCHT? Natürlich ihre berühmten Krautfleckerl
Was sie aber alles zu erzählen hatte, während sie Zwiebel schälte, den Krautkopf tranchierte und den Nudelteig walkte, das wird man dort jedoch nicht erfahren. Dazu muss man schon das Theater franzjosefskai21 aufsuchen.
Alexander Waechter verwandelt sich in eine ungemein liebenswürdige, aber jedem Tratsch zugetane Dame, eben in unser aller Tante Jolesch, die nie um einen originellen Sager verlegen war und damit in den ehemaligen Kronländern zu einer der meist zitierten literarischen Gestalten aufgestiegen ist. Man lächelt über ihre Bonmots, aber man denkt auch darüber nach. Wenn sie bzw. ihr alter Ego nun daran geht, im eigenen Theater eine Kochshow auszurichten, läuft einem allein bei der Vorstellung der zu erwartenden Genüsse das Wasser im Mund zusammen. Diese finden allerdings nicht nur im kulinarischem Bereich statt, sondern in erster Linie auf dem mit leichter Hand servierten Gericht aus launigen Erzählungen und G´schichterln aus einer Zeit, als jüdische Schriftsteller im Rauch dicker Zigarren die bis heute hochgeschätzte „Kaffeehausliteratur“ geschaffen haben. Tante Jolesch weiß natürlich aus erster Hand, das Fritz Imhoff und Armin Berg große Esser vor dem Herrn waren und deswegen auch eine entsprechend beeindruckende Leibesfülle aufgewiesen haben.
Alexander Waechter und der Grundriss von Kafkas Wohnung © Barbara Pálffy DIE VERWANDLUNG Alexander Waechter wird zum Ungeziefer
Vor 10 Jahren wurde das Theater franzjosefkai21 mit dieser Kafka-Erzählung nach einem – wie es Alexander Waechter ausdrückt – Dornröschenschlaf wiedereröffnet. Inzwischen hat sich die für die geringe Größe der Bühne und des Zuschauerraums adaptierte und auf Kleinstbesetzung reduzierte Literatur als Erfolgsmodell erwiesen. Zumeist ist Alexander Waechter als Solist am Werk. Ihm genügen ein paar auf den Punkt gebrachte Requisiten, um eine Welt zu erschaffen, die einem stets begeisterten Publikum ein geliebtes Reiseziel darstellt. Sei es die dramatisierte Kurzform des Romans „Radetzkymarsch“, sogar Hitlers „Mein Kampf“ wurde kritisch betrachtet oder Thomas Bernhards Freundschaft mit Paul Wittgenstgein, um auf diese Weise zum Nachdenken anzuregen. Übertroffen werden sie nur von der nahezu unglaublichen Kochshow, in der in einer Stunde neben den Bonmots einer Tante Jolesch deren legendäre Krautfleckerln genussfertig zubereitet werden.
Gregor wiederum zappelt hilflos mit seinen vielen Beinchen, leidet sichtlich unter einem in seinen Rücken geschossenen Apfel oder versucht sich mit lauten Schlägen seines Kopfes bemerkbar zu machen, bis die böhmakelnde Haushaltshilfe die erlösenden Worte spricht: „Sehen Sie nur mal an, es ist krepiert; da liegt es, ganz und gar krepiert! “ Die Bühne für Josef Schwejk SCHWEJK Ein „braver“ Soldat und der Weltkrieg
„So an Krieg muss ma mögen müssen, sonst hat ma gar ka Freud dran“, lässt Jaroslav Hašek seinen Antihelden im Wirtshaus sinnieren. Das und dass er nach dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand einen Krieg vorhersagt, genügt bereits, ihn wegen Hochverrats durch die Mangel der in Prag tätigen österreichischen Polizei und Justiz zu drehen. Bald darauf braucht man jedoch diese „Verbrecher“ dringend als Kanonenfutter, da sich die Vorhersage schneller erfüllt hat, als die Spitzel der k. u. k. Bürokratie darauf reagieren konnten. Josef Schwejk ist Tscheche, einer von der gewitzten Sorte, der alle möglichen Tricks anwendet, um dem Gebot des alten Kaisers zum Einrücken nicht Folge leisten zu müssen. Von sadistischen Militärärzten wird er wie viele seiner Landsleute als Simulant entlarvt und „felddiensttauglich“ geschrieben. Er überlebt das Massaker und erzählt mit der Naivität eines hochintelligenten Idioten seine Abenteuer. Aufgeschrieben wurden sie unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg zwischen 1920-1923.
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