Kultur und Weindas beschauliche MagazinEs ist ja nicht für immer, Ensemble © Philipp Hutter ES IST JA NICHT FÜR IMMER Diskussionen im Zeichen der Zuversicht
Laut Prognose seiner Ärzte hätte der 56jährige Unternehmer Victor noch maximal 16 Monate zum Leben. Überfallsartig hat sich eine Muskelkrankheit seines Körpers bemächtigt, gegen die im Augenblick die Kunst der Medizin noch machtlos ist. Aber die Wissenschaft macht Fortschritte und soll in absehbarer Zeit auch gegen sein Leiden das wirksame Medikament entdecken. Aber bis es soweit ist, wäre Victor längst einen qualvollen Tod gestorben. Als letzte Hoffnung bietet sich die Kryostase. Es ist nicht billig, sich tieffrieren zu lassen, aber laut der Betreiberfirma Lazarus besteht die Möglichkeit, Victor irgendwann aus seinem eisigen Grab wieder aufzuwecken, die Krankheit zu heilen und ihm ein gesundes Altern zu schenken. Im Problemstück „Es ist ja nicht für immer“ lässt ihn der Schweizer Dramatiker Marc Späni dessen letzten Abend daheim verbringen. Für das Publikum bedeutet das, sich insgeheim selbst an den Diskussionen zu beteiligen, die sich an diesem Entschluss entzünden; aber auch die Möglichkeit, sich über dieses seltsame Verfahren ein eigenes Urteil zu bilden. Detailliert wird erklärt, wie Kryostase funktioniert, wenn der betroffene Mensch angeblich nicht endgültig tot ist, sondern sich nur in Suspension, einem euphemistischen Ausdruck für die Absenz von Leben, befindet. Kurt Heaxmann (Victor), Georg Müller-Angerer (David) © Philipp Hutter Die Uraufführung dieses Dramas fand in der Freien Bühne Wieden statt. Deren Prinzipalin Michaela Ehrenstein hat selbst Regie geführt. Martin Gesslbauer hat die beiden Schauplätze Wohnung und Garten des Hauses mit einer Schiebetür von innen und außen austauschbar gemacht und damit die große Abendgesellschaft zu einer Randerscheinung dieser merkwürdigen Abschiedsfeier gemacht. Im Mittelpunkt steht selbstverständlich Victor. Kurt Hexmann sitzt in einem Rollstuhl und versucht jeden Zweifel an seinem Entschluss ganz in der Art eines souveränen Firmenchefs zu zerstreuen. In der behutsam geschäftsmäßigen Betreuung von Michéle (Stefanie Gutmann) hat er die erforderlichen Papiere unterschrieben und entsprechende Anordnungen getroffen. Anita Kolbert als seine Frau Beatrice steht an Victors Seite und spielt so überzeugend wie sie nur kann auf Zuversicht. Für das Fest wird von ihr alles bestens vorbereitet, bis zur makabren Eis-Bowle und den Gesellschaftsspielen. Barbara Edinger und Georg Müller-Angerer sind die Kinder des Ehepaares. Nadine schwimmt zwischen Hoffnung und Traurigkeit und wäre viel lieber allein mit ihrem Vater.
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