Kultur und Weindas beschauliche MagazinGLOBAL PLAYER Eine Satire aus der obersten Chefetage
Der in Bludenz geborene Autor Stefan Vögel ist mit seinen Komödien längst Stammgast auf österreichischen Kleinbühnen. Die von einem zumeist scharfen Humor getragenen Stücke sind für die jeweiligen Ensembles maßgeschneidert, wie seine jüngste Farce, die an der Freien Bühne Wieden in der Regie von Reinhard Hauser nun ihre österreichische Uraufführung gefeiert hat. „Global Player“ ist ein modernes Märchen aus der Hochfinanz und dennoch sehr nahe an der Wirklichkeit. Die Wirtschaftsnachrichten berichten nahezu täglich von drohenden Insolvenzen, die mittels Investoren abgewendet werden sollen, sofern diese angeblichen Retter nicht selber längst ein Fall für das Handelsgericht sind. Allein in unserer so wackeren Alpenrepublik könnte man augenblicklich mindestens fünf derartige Malversationen aufzählen, in denen sich Rechtsverdreher und Staatsanwälte über Jahre in einem Dickicht von Stiftungen, Tochtergesellschaften und undurchsichtigen Übernahmen heillos verirrt haben. An der Wand hängt das Porträt des Firmengründers. Käptn Jacobi war noch ein aufrechter Unternehmer, der seine Mitarbeiter schätzte und persönlich zu ihnen Kontakt hielt. Willi Hauptmann (Alfons Noventa) kann sich noch an diese goldenen Zeiten erinnern. Immerhin feiern heute seine beiden jungen Kollegen das 45jährige Firmenjubiläum ihres Chefs. Manni (Wilhelm Prainsack) und Pauli (Florian Sendlhofer) können zwar nicht singen, aber sie sind ausgezeichnete Produktentwickler und sind vor allem der Meinung, dass ihre Arbeit für die Firma wichtig sei. Als Willi von oben in einem Schreiben zusammengefasst Gratulation und Kündigung erhält, stürmt er wütend in das Büro des obersten Managements. Er kann nicht wissen, dass man dort für das längt marode Unternehmen einen Großinvestor erwartet, den geheimnisvollen Mr. Warren Meyers, von dem niemand weiß, wie er aussieht. Andreas Roder ist der auf sein Überleben bedachte Geschäftsführer Dr. Kloibner.
Es ist ja nicht für immer, Ensemble © Philipp Hutter ES IST JA NICHT FÜR IMMER Diskussionen im Zeichen der Zuversicht
Laut Prognose seiner Ärzte hätte der 56jährige Unternehmer Victor noch maximal 16 Monate zum Leben. Überfallsartig hat sich eine Muskelkrankheit seines Körpers bemächtigt, gegen die im Augenblick die Kunst der Medizin noch machtlos ist. Aber die Wissenschaft macht Fortschritte und soll in absehbarer Zeit auch gegen sein Leiden das wirksame Medikament entdecken. Aber bis es soweit ist, wäre Victor längst einen qualvollen Tod gestorben. Als letzte Hoffnung bietet sich die Kryostase. Es ist nicht billig, sich tieffrieren zu lassen, aber laut der Betreiberfirma Lazarus besteht die Möglichkeit, Victor irgendwann aus seinem eisigen Grab wieder aufzuwecken, die Krankheit zu heilen und ihm ein gesundes Altern zu schenken. Im Problemstück „Es ist ja nicht für immer“ lässt ihn der Schweizer Dramatiker Marc Späni dessen letzten Abend daheim verbringen. Für das Publikum bedeutet das, sich insgeheim selbst an den Diskussionen zu beteiligen, die sich an diesem Entschluss entzünden; aber auch die Möglichkeit, sich über dieses seltsame Verfahren ein eigenes Urteil zu bilden. Detailliert wird erklärt, wie Kryostase funktioniert, wenn der betroffene Mensch angeblich nicht endgültig tot ist, sondern sich nur in Suspension, einem euphemistischen Ausdruck für die Absenz von Leben, befindet. Kurt Heaxmann (Victor), Georg Müller-Angerer (David) © Philipp Hutter Die Uraufführung dieses Dramas fand in der Freien Bühne Wieden statt. Deren Prinzipalin Michaela Ehrenstein hat selbst Regie geführt. Martin Gesslbauer hat die beiden Schauplätze Wohnung und Garten des Hauses mit einer Schiebetür von innen und außen austauschbar gemacht und damit die große Abendgesellschaft zu einer Randerscheinung dieser merkwürdigen Abschiedsfeier gemacht. Im Mittelpunkt steht selbstverständlich Victor. Kurt Hexmann sitzt in einem Rollstuhl und versucht jeden Zweifel an seinem Entschluss ganz in der Art eines souveränen Firmenchefs zu zerstreuen. In der behutsam geschäftsmäßigen Betreuung von Michéle (Stefanie Gutmann) hat er die erforderlichen Papiere unterschrieben und entsprechende Anordnungen getroffen. Anita Kolbert als seine Frau Beatrice steht an Victors Seite und spielt so überzeugend wie sie nur kann auf Zuversicht. Für das Fest wird von ihr alles bestens vorbereitet, bis zur makabren Eis-Bowle und den Gesellschaftsspielen. Barbara Edinger und Georg Müller-Angerer sind die Kinder des Ehepaares. Nadine schwimmt zwischen Hoffnung und Traurigkeit und wäre viel lieber allein mit ihrem Vater.
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