Kultur und Weindas beschauliche MagazinTeam Ramesch Daha, Fabian Antosch und Philipp Oberthaler ALTLAST „HITLER-BALKON“ Drei Positionen für eine „Leerstelle“
Diesem engagierten Museum oblag es nun, anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der Zweiten Republik und der Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft Ideen zu präsentieren, wie die düstere, schamvolle Vergangenheit dieses Dorns in unser aller Fleisch mit einem neuen Denkmal zwar angesprochen, gleichzeitig aber auch verarbeitet werden könnte.
Gemeinsam mit der Kunstuniversität Linz wurden Künstlerinnen und Künstler eingeladen, diese „Leerstelle“, ebenso peinlich wie symbolträchtig, aufzugreifen. Mit „Heldenplatz“ hat Thomas Bernhard schon vor Jahrzehnten eine wortgewaltige Abrechnung mit dem offiziellen Schweigen geliefert und nicht unerwartet einen veritablen Skandal produziert. Die Empörung der damit Getroffenen hat sich längst gelegt. Außerdem, wer geht denn schon ins Burgtheater?! Immerhin handelt es sich hier um eine Art Hauptplatz von Österreich, zu dessen Neugestaltung das Gros der Österreicher zum Mitdenken gebracht werden sollte. Am Beginn eines solchen Prozesses steht der Balkon, für dessen Neuerscheinung nun drei künstlerische Positionen vorgestellt wurden. Eine davon ist ein hübscher, plätschernder Zimmerbrunnen, entworfen von Gabriele Edlbauer. Sein englischer Titel „Good Riddance“ ist schwer zu übersetzen und meint etwa „Auf Nimmerwiedersehen“. Sie möchte den Altan mit der Ausstellungsfläche des hdgö vertauschen? Einfacher macht Bildhauer Franz Wassermann das Verständnis mit einer Tonnen schweren „MAHNWACHE“.
Es funkt! Ausstellungsansicht © Foto: Klaus Pichler/hdgö, cc by-nc 4.0 ES FUNKT! Österreichische Geschichte im Radio
„Tor, Tor, Tor, Tor! I wer´ narrisch!“, als legendärer Jubelschrei des Sportmoderators Edi Finger 1978 in Córdoba ist historisch betrachtet kein entscheidender Moment unserer Geschichte, hat sich aber in das nationale Bewusstsein eingeprägt; zumal er vor jedem Fußballmatch gegen unseren Nachbarn Deutschland wie eine Zauberformel einen Sieg (meist vergeblich) heraufbeschwören soll. Zu erleben ist er als heitere Intro an der ersten Station der Hörausstellung „ES FUNKT! Österreich zwischen Propaganda und Protest“ (bis 6. Jänner 2026 am Alma Rosé-Plateau) im Haus der Geschichte Österreich, kurz hdgö. Doch in der Folge wird es ernst, teils sehr ernst , wenn im Kopfhörer die schnarrende Stimme von Engelbert Dollfuß ertönt. Gesendet wurde die Rede am 1. Mai 1934, mit der die diktatorische Verfassung dem zum Teil noch an Detektoren lauschenden Volk verkündet wurde.
Das nächste Schicksalsjahr war 1938 mit zwei tief in der Geschichte verankerten Radioereignissen innerhalb weniger Tage. Mit einem ergreifenden „Gott schütze Österreich“ beschloss Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 11. März via RAVAG die Ankündigung seines Rücktritts. Am 15. März verkündete Adolf Hitler damals keine 20 Meter von der Hörstation der Ausstellung entfernt auf dem Altan der Neuen Hofburg den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Für alle, die damals nicht jubelnd auf dem Heldenplatz anwesend waren, gab es eine von pathetischer Musik umrahmte Übertragung, inszeniert von genialer Nazipropaganda. Heute kommentiert eine damals zeitgenössische Karikatur den grassierenden Wahnsinn mit Goebbels als gehörnten Gesundbeter.
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