Kultur und Wein

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Ausstellungsansicht © SKB

BRUCH UND KONTINUITÄT im habsburgischen Erbe

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Vom gestürzten Thron bis zum kaiserlich eingerichteten Büro des Präsidenten

Erstaunlich, wie viel sich vom habsburgischen Erbe nach dem Fall der Monarchie erhalten hat. Gemeint ist damit nicht der Sisi- und Franz Joseph-Kult, ohne den kein Kaiserball zu Silvester in der Hofburg über die Bühne gehen kann. Auch nicht die Aufmärsche zu Kaisers Geburtstag in Bad Ischl oder die Millionen von Kaffeehäferln, die mit dem Konterfei des greisen Monarchen als Souvenirs in die Welt hinausgehen. Das hier zur Rede stehende Erbe ist ein ganz handfestes, nämlich Liegenschaften, Kunstobjekte, Schlösser und die darin befindlichen Möbel, die im Hofmobiliendepot sorgsam verwahrt und gepflegt werden. Erforderlichenfalls werden diese für die Vertreter der Republik zur Einrichtung von deren Amtssitzen und ähnlichem zur Verfügung gestellt und nützen damit in gewissem Sinne auch den Nachfahren der ehemaligen Untertanen, die kurz nach dem Ersten Weltkrieg den Kaiser zwar nicht in die Wüste, aber dennoch in die Verbannung geschickt haben. Kaiser Karl I. glaubte noch am 16. Oktober 1918 in einem Manifest „An meine getreuen österreichischen Völker“.

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Zuvor hatte er noch damit begonnen, das im Inneren wenig wohnlich gewordene Schloss Schönbrunn für seine Bedürfnisse zu renovieren. Er hatte sich getäuscht, da es die Geschichte anders wollte. Als einfacher Carl Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Otto Habsburg-Lothringen musste er sich nach Schloss Eckartsau zurückziehen und von dort die Reise ins Exil antreten. Nachdem er den Thronverzicht nicht geleistet bzw. widerrufen hatte, verblieb ihm lediglich ein nicht gerade üppiges Privatvermögen, das ihm, seiner Frau Zita und Sohn Otto ein bescheidenes Auskommen ermöglichte. Alles andere war von der jungen Republik eingesackt worden.

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So bitter diese plötzliche Veränderung im Leben des abgesetzten Kaisers war, so groß ist auch das Wunder, das in diesen Tagen passiert ist. Für das Volk, das Karl wenige Tage zuvor noch zugejubelt hatte, war er von gesten auf heute zu einer der meist gehassten Personen geworden. Elend und Hunger waren groß, die Straßen waren voll von Kriegsversehrten ohne Zukunft Nichts wäre leichter gewesen, als sich in einem Sturm auf Hofburg, Schönbrunn oder andere k. u. k. Institutionen zu bereichern.

Tafelgeschirr hätte weggeschleppt, der Schmuck verhökert, der Wein im Hofkeller im Zuge von Trinkgelagen der Revolutionäre ausgesoffen und die Bilder aus dem damaligen Hof- heute dem Kunsthistorischen Museum aus den Rahmen geschnitten werden können. Aber es gab gottlob besonnene Politiker, die ein solches Schreckensszenario zu verhindern wussten. Der Schaden hielt sich in erstaunlich engem Rahmen – was wiederum für die österreichische Bürokratie spricht, die stets auch in unruhigen Zeiten Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten wusste.

 

Die Ausstellung „Bruch und Kontinuität. Das Schicksal des habsburgischen Erbes nach 1918“ (bis 30. Juni 2019) im Hofmobiliendepot lässt einem die Gänsehaut über den Rücken laufen, wenn sie dieses Thema in sehenswerter Ausführlichkeit anschaulich macht. In erfreulicher Sachlichkeit wird auch über die Gesetzesmaterie, mit der die Aufteilung geregelt wurde, berichtet. Höhepunkt ist darin das Habsburgergesetz vom 3. April 1919. Verordnungen und Nebengesetze definierten exakt, was zu Privatvermögen, Familienbesitz und Ärar zählte. Genauso war exakt festgelegt, was den jeweiligen Mitgliedern des Hauses Habsburg zustand, was in den neu entstandenen Staaten wie der Tschechoslowakei alles andere als einfach war und teils bis heute ist, schließlich ist dort der Kommunismus mit ähnlich zerstörerischer Gewalt wie seinerzeit die Republik über diverses Eigentumsansprüche drübergefahren. Aus dem Kaiserschloss Schönbrunn wurde das Schlossmuseum, aus der Hofburg ein Tourismus-Hotspot mit Museen und tollen Events und die 1747 von Maria Theresia gegründete Hofmobilieninspektion mit einem Museum erweitert.

Dass die wenigsten Habsburger das Wetterleuchten des aufziehenden republikanischen Gewitters wahrgenommen haben, kommt im Bereich der „Roten Erzherzogin“ zur Sprache. Elisabeth Petznek, Tochter von Kronprinz Rudolf, war bekennende Sozialdemokratin und vermachte ihren Besitz nach ihrem Tod 1963 der Republik Österreich. Ihrem Wunsch gemäß wird ein großer Teil im Hofmobiliendepot und in den Kaiserappartements der Wr. Hofburg präsentiert.

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