anklicken. Ein Mail öffnet sich, Namen und Adresse angeben und abschicken. Die Gewinner erhalten vom Verlag Holzbaum jeweil ein Exemplar dieses äußerst nützlichen Buches zugeschickt.
Einsendeschluss ist der 30. Juni 2016.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
Schimpfen wie ein echter Wiener – ein Sprachkurs der Sonderklasse
Heast, du Saubeidl, geh in Oasch!
Nicht ganz zu Unrecht leitet dieses kleine Wörterbuch der Wiener Schimpfsprache eine Warnung ein: „Wir von STADTBEKANNT übernehmen keinerlei Verantwortung für jeglichen Wickel sowie erhaltene Fotzen, die infolge der Anwendung der hier genannten Vokabel zustande kommen mögen.“ Bei patscherten, oder sagen wir besser, deppaten Versuchen, sich mit einem echten Wiener in ein Streitgespräch mit dessen Wortschatz einzulassen, kann ein derartiges Ansinnen leicht schiefgehen. Dazu gehört viel Übung, um Verbalinjurien wie „Gschissener“ gefahrlos einem männlichen Verkehrsteilnehmer ins „Gfries“ zu schmeißen oder einer Dame das zweifelhafte Kompliment einer „Schastrommel“ zu machen. Die Ursprache des Wieners kommt vom Unterleib, und dort muss sich erst einmal das Lebensgefühl eines zugezogenen Gscheadn, Piefkes oder Burgenlandlers festsetzen. Erst dann wird dieser erkennen, wer ein echter Wiener ist, denn diese Rasse ist im Verschwinden. Es gibt kaum mehr den legendären Hausmeister, den wahren Meister tiefster Wortgewalt, ebenso wenig wie den Wienerisch sprechenden Taxler und Kellner, der anlässlich zu knappen Trinkgeldes gerne eine Probe uncharmantester Beleidigungen gegeben hat.
Das im Verlag Holzbaum erschiene Büchlein „Schimpfen wie ein echter Wiener“ ist damit nicht nur ein amüsanter Sprachkurs, sondern auch eine kleine Arche Noah. Das Autorenteam von STADTBEKANNT hat sich kein Blatt vor den Mund genommen und die tiefsten, sprich, ordinärsten Ausdrücke der wienerischen Seele aufgezeichnet, erklärt und sie so vor dem Aussterben gerettet.
Der Abschnitt „Proleten, Gsindl, gspritzte Bagage“ beispielsweise behandelt das Schimpfen quer durch die sozialen Schichten oder „Okrotzn in Wean“ das weite Feld von Ausdrücken, mit denen liebevoll der Tod in welcher Form auch immer beschrieben wird.
Wirklich zur Sache geht es im Kapitel „Anal, genital und tiaf schimpfen in Wien“. „Der futgeile Hawara pudert ois, wos eam in Weg rennt“ ist in feinen Kreisen ebenso originell anzuwenden wie „Schluchtenscheißer“ oder der klare Kurzbefehl „Schleich di!“, garniert womöglich mit „Saubeidl“ oder „Wiaschtl“. Es gibt in unserer lieben Stadt keinen Lebensbereich, der nicht auf diese freundliche Weise kommentiert werden könnte. Sollten einem Wiener tatsächlich einmal die Worte ausgehen, was zwar unwahrscheinlich ist, dann bleibt ihm immer noch die Standardantwort auf alle und jedes: „Oasch!“.
Schimpfen wie ein echter Wiener, STADTBEKANNT, Holzbaum 2016, ISBN: 978-3-902980-43-4, Preis: 9,99 €.
Karl Kraus, Daniel Jokesch: Die letzten Tage der Menschheit
Im Krieg geht’s um Leben und Tod der Sprache
Der Titel ist eine Behauptung, die Karl Kraus in hunderten Szenen bewiesen hat. Zusammengefasst wurde daraus eine Tragödie, „deren untergehender Held die Menschheit ist…“ In kurzen, grausam pointierten Dialogen wird mit dem Wahnsinn der Kriegsbegeisterung und dem Fatalismus während des Ersten Weltkrieges abgerechnet. Das Erschütternde daran, Karl Kraus brauchte nichts zu erdichten:
„Die unwahrscheinlichsten Taten, die hier gemeldet werden, sind wirklich geschehen; ich habe gemalt, was sie nur taten. Die unwahrscheinlichsten Gespräche, die hier geführt werden, sind wörtlich gesprochen worden; die grellsten Erfindungen sind Zitate.“
Eine durchgehende Aufführung dieses „Stückes“ nähme mehrere Tage in Anspruch, und wurde bereits versucht. Meistens sind es einzelne Szenen, die sich thematisch zu einem abendfüllenden Drama zusammenfügen lassen. Es genügt auch ein guter Schauspieler, man erinnere sich an Helmut Qualtinger, um ein Publikum mit „Die letzten Tage der Menschheit“ aufzurütteln.
Erstaunlich, aber man kann dieses besondere Stück Literatur auch zeichnen. Der Karikaturist Daniel Jokesch, 1973 in Salzburg geboren, also allein altersmäßig weit von einer Kriegsgeneration entfernt, hat seine Auswahl aus dem Konvolut an Szenen getroffen.
Mit Zeichnungen hat er sie zu einem locker verbundenen Comicstrip aneinander gereiht und damit einen neuen Zugang zu dieser zeitlosen Mahnung und Warnung vor jedem Krieg aufgetan. Nicht nur Lesefaule profitieren von dieser Umsetzung, es sind an sich die Freunde von Cartoons, die es lieben, umfangreiche Wahrheiten, und davon gibt es in „Die letzten Tage der Menschheit“ wohl genug, mit ein paar knappen Strichen auf den kürzesten Punkt gebracht zu sehen.
Bis zu dieser Stelle wurde dieser Text geschrieben, als in Paris und in Kopenhagen noch keine Zeichner im Namen einer angeblichen Religion ermordet worden waren. In den wenigen Wochen seither hat sich unsere Welt grausam verändert. Es herrscht wieder Krieg, und wir sind den letzten Tagen erschreckend nahe gerückt, schmerzhaft näher als wir es noch vor einem halben Jahr waren. Es herrscht Krieg, der im Namen eines sogenannten Gottes und dessen Propheten die schlimmsten Gräuel, Intoleranz und Vernichtung als die wahren Wege ins Paradies vorschreibt.
Was hätte der große Satiriker und Zyniker Karl Kraus angesichts dieses Aufflammens von absurd religiösem Fundamentalismus gesagt, der mit einer Ignoranz sondergleichen eine Gesellschaft verfolgt, die Gott sei Dank längst zwischen Religion und Öffentlichkeit einen wohltuenden Abstand gewonnen hatte?! Und vor allem, hätte Daniel Jokesch zeichnerische Kommentare zu diesem Thema überlebt?
Aristoteles, Kant oder Wittgenstein – Philosophen völlig unfrisiert!
Der Kyniker furzt, scheißt, pisst, masturbiert auf offener Straße…
Angeblich soll sich Diogenes vor den Augen des athenischen Marktes wahrlich hemmungslos aufgeführt haben. Die meisten anderen Philosophen zogen eher Zurückgezogenheit in der Schreibstube vor, wo sie in aller Stille große Gedanken wälzten und niederschrieben. Diogenes ist heute noch ein Star, einer den man versteht, wenn sein einziger Wunsch darin besteht, Alexander der Große möge ihm aus der Sonne gehen. Die anderen kennt man zwar auch noch, es dürfte aber nur wenige Zeitgenossen geben, die deren Texte lesen können, ohne nach dem ersten, oft seitenlangen Satz wegzumützen.
Umso erfreulicher ist es, dass es Menschen mit den erstaunlichen Begabungen gibt, erstens diese Denker samt verschrobener Sprache zu verstehen, und, was wesentlich mehr zählt, die Essenz der jeweiligen Philosophie mit einer Satire am Schopf zu packen. Wenn man sich über etwas lustig macht, was man nicht sehr gut kennt, kann das ganz leicht in die Hose gehen. In „Die unfrisiertesten Philosophen aller Zeiten“ scheint das Experiment gelungen, zumindest aus der Sicht eines diesbezüglich unbedarften Laienlesers.
Was Philosophen dazu sagen würden? Vielleicht hätten sie Antworten auf die im Untertitel aufgeworfenen Fragen: „Ist die Philosophie tot? Oder ist sie bloß schlecht frisiert?“
Als Autor zeichnet Curt Cuisine. Er stellt bei jedem der vorgestellten Herren („Das darf nicht wundern, ist die Philosophie seit jeher ein Freizeitsport für Männer“ heißt es bereits im Vorwort) und einer Dame (Simone de Beauvoir), die ebenso entscheidende wie unbarmherzige Frage nach der Lebendigkeit der Philosophie. Bei Platon wird diagnostiziert „Die Philosophie ist ziemlich am Ende, aber noch nicht so tot wie Platon“, um bei G.W.F. Hegel „Noch toter als tot“ zu sein Es folgt ein Abriss der Schulbuchweisheit, jedoch flott und schnoddrig formuliert wie der Artikel einer Gratiszeitung. Endlich hat man verstanden, was uns Sokrates, Immanuel Kant oder sogar der sperrigste von allen, Ludwig Wittgenstein heute auf den Weg mitgeben können, ob sie sich zum Flirten eignen oder die Frisur der Schönheit ihres Kopfinhaltes entspricht.
Erschienen ist das Satirebändchen „Die unfrisiertesten Philosophen“ in der deutschen Erstausgabe bei Hydra & Holzbaum Verlag 2014. ISBN 978-3-902980-11-3, Preis: € 12,50
Die ganze komische Wahrheit über das ernsthafte Kunstschaffen unserer Tage
„Die Kunst hat etwas Tröstliches. Man fühlt sich selbst gleich viel weniger scheußlich“, sagt eine junge, mit Sektglas bewaffnete Frau angesichts undefinierbarer Skulpturen und Gemälde. Bernd Zeller ist für diesen Cartoon verantwortlich, ein großartiger Zeichner, der mit wenigen Strichen und ein paar geschickt aufgetragenen Farben die ganze komische Wahrheit einer Vernissage auf den Punkt bringt.
Darf er denn das? Dürfen die vielen anderen Cartoonisten etwas so hehres und Unantastbares wie die moderne Kunst auf die Schaufel nehmen und dabei Gefahr laufen, möglicherweise etwas nicht verstanden zu haben?
Ja, sie dürfen! Witzzeichner sind selber bildende Künstler. Sie müssen jedoch ehrlich arbeiten und können kein noch so geniales Unvermögen hinter der Ratlosigkeit eines der vielen Ismen verstecken. Kein Mensch würde über ihre Werke schmunzeln, vielleicht ein wenig hilflos kichern, wenn ihn nicht auf den ersten, zumindest auf den zweiten Blick die Pointe anspringt.
Dazu kommen technisches Können, sowohl mit der Feder als auch mit dem Pinsel, und eine gute Portion abstraktes Denken, das sich durchaus mit den Großen des Informel messen kann.
Vielleicht steckt eben diese Botschaft im Titel des im Verlag Holzbaum (Wien) erschienen Buches „Cartoons über KUNST“, der auf dem Cover konkretisiert wird. Deutlich ist dort zu lesen: „Also ich find´s primitiv“. Mit diesen unerhörten Worten beurteilt ein Urmensch die Wandmalereien eines sichtlich begabten Höhlenbewohners. Jener Steinzeitgenosse zeigt auf diesem Cartoon von Oliver Ottitsch ebenso wenig Verständnis für zeitgenössische Kunst wie der Ölscheich von La Razzia, der vor einem Picasso bewundernd ausruft: „Niemand hat sein Öl so teuer verkauft wie er!“ Seltsam, aber wahr. Hat irgendwer schon je vernommen, dass ein Cartoon, und sei er noch so kunstvoll bös´ und lustig, um Millionen den Besitzer gewechselt hätte?
Clemens Ettenauer (Hg.), Cartoons über Kunst, 80 Seiten, 19 x 25 cm, ISBN 978-3-9503508-6-9