Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Szenenaufnahme aus Paradiso © Peter Buchecker

Szenenaufnahme aus Paradiso © Peter Buchecker

PARADISO Einsamkeit und Entenfüttern verbinden

Dagmar Truxa, Veronica Buchecker © Peter Buchecker

Dagmar Truxa, Veronica Buchecker © Peter Buchecker

Eine Parkbank als Schauplatz berührender Gespräche zwischen zwei Generationen

Dr. Martha Eisenbrunn ist pensionierte Schulleiterin und genießt die Zeit mit Spaziergängen im Park. Ihre Aufmerksamkeit gilt den Enten im dortigen Teich. Sie kennt längst jedes einzelne Tier, namentlich den Grünschwanz, einen prächtigen Erpel. Die Vögel sind die Gesellschaft einer Frau, die weder Mann und Kind noch irgendwelche Verwandte hat. Sie sind außerdem unkomplizierter als Menschen, denen Martha aus dem Weg zu gehen versucht. Es gelingt nicht ganz. Denn eines Tages setzt sich eine Frau mittleren Alters neben sie auf die Bank und lässt sich auch durch Grobheiten nicht abschütteln. Vicky ist gelernte Krankenschwester, derzeit stellungslos und bald obdachlos. Sie stellt sich jedoch als Amateurdetektivin heraus, die das Dasein von Martha bis ins kleinste Detail recherchiert hat. Was will diese Frau? Die Skepsis der Älteren ist verständlich. Irgendwann gewinnt doch die praktische Seite dieser neuen Bekanntschaft die Oberhand. Vicky ihrerseits kann alte Leute pflegen und massieren, Martha hingegen verfügt über Geld und eine Wohnung, in der genügend Platz für eine zweite Mitbewohnerin ist.

Wie sich diese Zweckgemeinschaft mit jeder Sitzung auf der Parkbank mehr und mehr in Freundschaft vertieft, ist Inhalt des Stücks „Paradiso“ von Lida Winiewicz. Veronica Buchecker, Chefin von „Il Vero Teatro“, hat für die Produktion im Theater Center Forum II die Hauptrolle übernommen. Angetan mit einem abenteuerlichen Poncho spricht sie eine elegant gekleidete Dame an, um diese zuerst einmal zu rügen. Es ist verboten, die Enten zu füttern. Entsprechend harsch reagiert Martha, die von Dagmar Truxa alle Nuancen einer in Würde gealterten Frau erhält. Sie verbindet darin Überheblichkeit, beinahe krankhaften Geiz, zögerliches Öffnen und am Ende ergreifend schmerzliches Verlorensein. Martha lässt Vicky spüren, wie wenig gebildet sie sei und steht dennoch den praktischen Argumenten der anderen hilflos gegenüber. Wie ein Damoklesschwert hängt über dem allmählichen Zusammenwachsen die Abschiebung in das Pflegeheim namens „Paradiso“, die Martha vehement ablehnt. Nicht zuletzt daraus beziehen die Dialoge ihre Spannung, die neben pointierten Sätzen und feiner Charakterdarstellung diesen Theaterabend sehenswert macht.

Dagmar Truxa als einsame Direktorin im Ruhestand © Peter Buchecker

Dagmar Truxa als alternde einsame Direktorin © Peter Buchecker

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