Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Richard III. Szenenfoto © Herwig Prammer

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RICHARD III. Shakespeare & Purcell zur Oper vereint

Richard III. Szenenfoto © Herwig Prammer

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Grausamkeit hoch drei durch sanfte Barockmusik entschärft

Die Zahl Drei war ihm ins Schicksal geschrieben. Richard war das dritte Kind von Richard Plantagenet und Cecily Neville, ein missgestaltetes Wesen mit Buckel und dysfunktionalem linken Arm. Als König Richard III. war er schließlich der letzte seiner Dynastie, die 300 Jahre auf dem englischen Thron gesessen war. Er war mit Sicherheit auch der Grausamste von allen seinen Vorgängern. Er hatte keine Hemmungen, sich über drei Stationen von „the spare“ (Ersatz in der Thronfolge) zu „the heir“ (Erbe) zu morden. Aus dem Weg geräumt wurden sein Bruder George und die Kinder die Kinder des Ältesten, Edward IV. Es sind das nur einige wenige Beispiele für die blutige Skrupellosigkeit Richards, die einzig und allein dazu diente, um an die Macht zu kommen. Als er schließlich gekrönt war, versagte er als König vollkommen und fand zwei Jahre später in einer Schlacht selbst einen gewaltsamen Tod. William Shakespeare hat ihm mit dem Königsdrama „The Tragedy of Richard the Third“ ein düsteres Denkmal gesetzt und nicht zuletzt wegen der Vielzahl blutiger Szenen eines seiner meistgespielten Stücke geschrieben.

Richard III. Szenenfoto © Herwig Prammer

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Richard III. Szenenfoto © Herwig Prammer

Richard III. Szenenfoto © Herwig Prammer

Dirigent Benjamin Bayl, Regisseurin Kateryna Sokolova und Dramaturg Kai Weßler haben ein faszinierendes Experiment unternommen. Sie haben mit Shakespeares Text und Musik von Henry Purcell ein Musikdrama geschaffen, exakt zugeschnitten auf die Kammeroper der Musiktheater an der Wien. Man fragt sich zu Recht, wie das funktionieren soll. Es geht tadellos. Kompositionen von Purcell wurden über zu Liedtexten in englischer Sprache umgearbeitete Sätze von Shakespeare gelegt, mit orchestralen Brücken und als Handlungsträger mit Passagen aus der deutschen Übersetzung von August Wilhelm Schlegel ergänzt. Für den Herzog von Gloucester, dem späteren Richard III., sind drei Darsteller vorgesehen. Der Schauspieler Sören Kneidl rezitiert Shakespeare und wird gleichzeitig zum Moderator, der dem Publikum in zynisch freundlichem Ton die Beweggründe für sein blutrünstiges Verhalten nahezubringen versucht.

Fabian Tobias Huster unterstreicht (ohne die körperliche Behinderung seiner Figur merken zu lassen) als Tänzer das Geschehen und ist das Bindeglied zum Sänger Christoph Filler. Dass der am 5. Juni 2024 mit einer FFP2-Maske aufgetreten ist, hatte seinen Grund in einer Erkrankung. Für ihn sang von der Seite Timothy Connor mit wunderbarem Bariton dessen Partie. Die übrigen Rollen teilen sich Louise Kemény die u. a. als Lady Ann verführt wird, Marina Neubauer als strenge Mutter, Bardame oder Bürgerin, Johannes Bamberger sowohl als Opfer wie Richards Bruder George als auch als Graf von Richmond, Sieger in der Schlacht von Bosworth, und Antoine Amariu als König Erward IV., Bürgermeister von London oder als Höfling. Die Musik dazu liefert der Bach Konsort Wien in kleiner Besetzung, die sich neben den Streichern und dem Cembalo auf Laute, Oboe, Blockflöte, Fagott und Percussion beschränkt. Zu hören ist damit ein feines Barockkonzert, vielleicht zu zart für die Handlung, die in ausgesprochener Wildheit dieses Drama bestimmt.

Richard III. Szenenfoto © Herwig Prammer

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