Kultur und Weindas beschauliche MagazinKurqatir Andreas Hoffere und der Künstler Ádám Dallos vor seinen Werken 7 TODSÜNDEN Künstlerisch aktuell kommentiert
Spannend, wenn ein uralter Begriff wie die Todsünde aus den finsteren Tiefen der Sprache hervorgekramt wird. Ist es die Definition des Bösen an sich? Ist es überhaupt eine Sünde, die man beichten kann? Oder bündelt dieses so wunderschön gruselige Wort alle die unwillkürlichen Fantasien der Gerechten, die sich im Besitz des Gegenteils, der sieben Kardinaltugenden wähnen? Eines ist sicher! Trifft eine dieser sieben charakterlichen Abscheulichkeiten auf dich zu, ist dir nach dem Abgang aus dem irdischen Dasein die Gesellschaft Satans gewiss. Wer aber kann reinen Gewissens von sich behaupten, gegen Neid, Völlerei, Habgier, Wollust, Hochmut, Trägheit oder Zorn gefeit zu sein? Es war also höchst an der Zeit, die „7 Todsünden“ kritisch zu hinterfragen. Anstelle von Moraltheologen oder ethisch hochstehenden Philosophen fragt man am besten diejenigen, die täglich damit Umgang pflegen, nämlich Kunstschaffende. Nicht, dass Maler und Bildhauer verwerfliche Menschen seien, keineswegs! Es ist vielmehr ihr klarer Blick auf die verderbte Umgebung, der sie zu ihren Werken inspiriert. Die Darstellung des Guten wäre einfach zu langweilig. Ein Bild oder eine Skulptur sollen aufrütteln, schockieren und Gedanken anstoßen und dafür sind die Todsünden wohl das fruchtbarste Feld zum Bestellen. In diesem Sinn wurden von der Kunsthalle Krems 13 Damen und Herren aus der Künstlergilde eingeladen, zum Thema „7 Todsünden“ aktuelle Kommentare beizusteuern. Es wurde ihnen überlassen, sich erstens die jeweilige „Sünde“ oder gleich mehrere davon auszusuchen und sich ihnen zweitens sehr assoziativ zu nähern. Kurator Andreas Hoffer gibt zu, sehr neugierig gewesen zu sein, was dazu gesagt beziehungsweise geschaffen würde. Sein Resümee: „Die Ausstellung bietet sinnliche Erlebnisse voller Diversität, verhandelt aber auch den moralischen Kanon als Impuls, über die eigene Haltung zu reflektieren.“ Jonathan Meese, „GESAMTKUNSTWERK ZORN" (REIFEZEUGNIS "BABYZORNUSSUS")", 2023 Zum Großteil sind es neue Werke, die bis 1. April 2024 zu erleben sind. Eine der wenigen Ausnahmen ist ein Teil des Films „Sieben Frauen – Sieben Sünden“ (1988), in dem sich Ulrike Ottinger mit dem Stolz auseinandersetzt. Mit einer launigen Übersicht eröffnet der Rumäne Dan Perjovschi im Wand füllenden „Notebook Sketches für 7 Sins“ mit wenigen Strichen und pointierten Sprechblasen die Schau. Weniger lustig, aber in Form von säuberlich geklebten Erpresserbriefen verbindet die deutsche Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller ihre Ansichten mit Poesie, indem sie aus ihren in Schubladen gesammelten Wörtern in Collagen Gedichte formt. Als Vertreterin Österreichs lehnt sich Christa Biedermann gegen eine von Männern geprägte künstlerische Ästhetik auf. Von ihr zu sehen sind „wollüstige“ Filmausschnitte mit Live-Auftritten der Künstlerin. Eine ähnlich feministische Zugangsweise verbindet sie mit der Slowakin Èv van Hettmer.
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