Kultur und Weindas beschauliche MagazinRembrandt – Hoogstraten. Farbe und Illusion, Ausstellungsansicht REMBRANDT – HOOGSTRATEN Meister und Schüler der Augentäuschung
Samuel van Hoogstraten (1627-1678) war einer der brillantesten Schüler von Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606-1669). Die beiden Maler verband unter anderem der Wille, in der Zweidimensionalität eines Gemäldes die Tiefe von Räumlichkeit sichtbar werden zu lassen. Es mag dazu in der Werkstatt angeregte Debatten gegeben haben, ob es möglich ist, mit Farbe und Pinsel der Idee des Gesamtkunstwerks nahezukommen. Rembrandt hatte seinen Weg zur verblüffenden Illusion gefunden, Hoogstraten versuchte ihn zu übertreffen. Sein Lehrer war längst ein Star und mit seinen Werken in den Sammlungen am Wiener Hof vertreten, als sein selbst zum Meister gereifter Schüler am 6. August 1651 Kaiser Ferdinand III. (1637-1657) und einer erlesenen Schar von Höflingen drei Bilder präsentieren durfte. Eines davon war ein Stillleben, das die Augen des Monarchen nicht mehr losließ. Arnold Houbraken, ein Schüler von Hoogstraten, hat uns diese Episode in einem Bericht überliefert. Er schildert, dass der Kaiser launig zugab: „Das ist der erste Maler, der mich getäuscht hat!“ und diesem sagen ließ, dass er zur Strafe für diese Täuschung das Bild nicht wieder haben solle, sondern er selbst es allezeit bewahren und werth halten würde.“
Dieses Bild ist einer der Anziehungspunkte in „Rembrandt – Hoogstraten. Farbe und Illusion“ (bis 12. Jänner 2025) des Kunsthistorischen Museums Wien – erstaunlicherweise die erste ausdrücklich Rembrandt gewidmete Ausstellung. Ergänzt mit hochkarätigen Leihgaben, vor allem mit Werken von Hoogstraten, sind nun ca. 60 Gemälde zu bewundern, die im wahrsten Sinn des Wortes die Rahmen sprengen. Geboten wird damit eine Reihe von Begegnungen, bei denen man den Augen nicht trauen darf oder doch zu gerne der Wirkung eines genialen Trompe-l'œil unterliegt.
Beide Künstler werden mit Selbstporträts vorgestellt. Neben dem berührenden Altersbildnis Rembrandts (entstanden um 1665) blickt ein jugendlicher Hoogstraten (1645) selbstbewusst in das vor ihm liegende Leben. Viele Jahrzehnte später hat dieser Mann im Traktat „Inleyding“ das Verständnis von Rembrandts Kunst der Nachwelt überliefert.
Rembrandt-Hoogstraten. Farbe und Illusion Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband Verwirrung ist bei einem Besuch des KHM also erwünscht. Das Publikum kann zuletzt sogar selbst Hand anlegen. Eine extra angefertigte 3D-Rekontruktion von Van Hoogstratens Perspektivkasten, eine interaktive Projektion seines Schattentheaters und ein digitales Mitmach-Steckbrett mit Objekten aus Kompositionen Van Hoogstratens und Gegenständen des 21. Jahrhunderts verbinden die künstlerischen Spielereien des Barock mit der Jetztzeit. Erschienen ist zu der von Sabine Pénot kuratierten Ausstellung eine opulente Publikation und speziell für Kinder die Broschüre „Der volle Durchblick mit Guckloch“, in der Katze Remi und Hund Samu den Besuchernachwuchs anregen, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden und ihm damit das Erlebnis Museum schmackhaft zu machen. Staitstik |