Kultur und Wein

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Die Zeiten der Natur Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Jakob Gsoellpointner

Die Zeiten der Natur Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Jakob Gsoellpointner

DIE ZEITEN DER NATUR gemalt von Arcimboldo, Bassano, Bruegel

Giuseppe Arcimboldo, Der Sommer (Detail) © KHM-Museumsverband

Giuseppe Arcimboldo, Der Sommer (Detail) © KHM-Museumsverband

Der bildgewaltige Ausdruck eines neuen Denkens in der Kunst des 16. Jahrhunderts

Renaissance und Humanismus hatten die längst verkrusteten Strukturen des Mittelalters aufgebrochen. Die Wissenschaft begann sich gegen das Verharren der Kirche im Glauben an die Bibel durchzusetzen. So war die Erde dank der Entdeckungen der christlichen Seefahrt keine Scheibe mehr und allmählich sickerte auch die Erkenntnis, dass diese sich um die Sonne dreht. Damit waren auch die Jahreszeiten keine Gott gegebener Erscheinung, sondern das Ergebnis eines kosmischen Ablaufes, für den die Astronomie mit neuen technischen Möglichkeiten die Erklärung lieferte. Die Künstler dieser Jahre waren gleichermaßen fortschrittliche Geister, die in ihren Werken das neu gewonnene Denken in einer noch nie dagewesenen Freiheit umsetzten. Allen voran trug Leonardo da Vinci (1452-1519) als Universalgenie zu dieser Revolution bei, aber auch Albrecht Dürer (1471-1528), dessen exakter Blick auf die Natur weit über bis dahin getätigte Beobachtungen hinausging.

Jacopo Dal Ponte, genannt Bassano (1510/12–1592) Sommer (Opferung Isaaks) © KHM-Museumsverband

Jacopo Dal Ponte, genannt Bassano (1510/12–1592) Sommer (Opferung Isaaks) © KHM-Museumsverband

Pieter Bruegel d. Ä., Die Jäger im Schnee (Winter) © KHM-Museumsverband

Pieter Bruegel d. Ä., Die Jäger im Schnee (Winter) © KHM-Museumsverband

Dieser so entscheidenden Epoche widmet nun das Kunsthistorische Museum Wien bis 29. Juni 2025 eine umfangreiche Ausstellung. Unter dem Motto „Die Zeiten der Natur“ wurden Giuseppe Arcimboldo (1526-1593), Vater und Sohn der Malerdynastie Bassano (Jacopo 1510/12-1592, Leandro 1557-1622) und Pieter Bruegel d. Ä. (1525/30-1563) als Titelgeber ausgewählt.

Albrecht Dürer, Die Karte des nördlichen Sternenhimmels © Staatliche Graphische Sammlung München

Albrecht Dürer, Die Karte des nördlichen Sternenhimmels © Staatliche Graphische Sammlung München

Erste Anziehungspunkte sind zweifellos die Kompositköpfe von Arcimboldo. Der Italiener bediente virtuos die Lust von Kaiser Rudolf II. an Kuriositäten, mit denen dessen Kunst- und Wunderkammer gefüllt war. Ab 1575 war er Hofmaler in Prag. Betrachtet man die aus jahreszeitlichen Elementen zusammengesetzten Köpfe in Ruhe, glaubt man das Lachen zu hören, das den Maler bei jeder neuen Idee zu einer Nase aus einer Gurke oder einem Gewirr aus kahlen Zweigen als Haarpracht erfasst hat. Der nächste Star der Schau ist der Winter von Pieter Bruegel d. Ä., dessen Jäger im Schnee eine beliebte Aufgabe für Bildbeschreibungen im Gymnasium sind. Weniger bekannt, dafür aber ungemein subtil erfasst ist der Vorfrühling als düsterer Tag, der dennoch das Erwachen der Natur förmlich riechen lässt.

Im Zentrum stehen die Monatsbilder von Leandro Dal Ponte, genannt Bassano. Jedes der zwölf Gemälde ist einem biblischen Thema gewidmet. Ins Auge fallen aber Menschen, Vieh und deren Alltag im Kreis der Monate.

Man muss sehr genau hinschauen, um Abrahams Opfer oder die Vertreibung aus dem Paradies zu finden; als hätte sich der Künstler für das geistliche Motiv im dominierend weltlichen Treiben geschämt. Mit über 80 Werken besitzt das KHM die weilweit bedeutendste Sammlung der Künstlerfamilie Bassano. Ein ihr gewidmetes Forschungsprojekt war Anlass für die aktuelle Ausstellung, die von Kuratorin Francesca Del Torre Scheuch als inspirierendes Schauerlebnis gestaltet wurde. Eine grobe Struktur ermöglicht Orientierung zwischen den Objekten. Der neue Blick auf die Natur inklusive Buchdruck und Himmelsgloben führt zu Tafelgesprächen, die sich um die damals brandneuen Konversationsbilder gedreht haben. Über den Wiener Zyklus der Monate von Bassano geht es schließlich zum Epilog, der mit Arcimboldos karikaturhaften Porträt „Die vier Jahreszeiten in einem Kopf“ ein Lächeln an das Ende dieses beeindruckenden Rundgangs stellt.

Giuseppe Arcimboldo, Die Vier Jahreszeiten in einem Kopf, Courtesy National Gallery of Art

Giuseppe Arcimboldo, Die Vier Jahreszeiten in einem Kopf, Courtesy National Gallery of Art, Washington

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