Kultur und Weindas beschauliche MagazinVirtuosi Brunenses unter der Leitung von Hooman Khalatbari © Patrick Piller I PAZZI PER PROGETTO Ein „Narrenhaus“ voll großer Stimmen
„Io son pazzo e non son pazzo, or ragiono, or non ragiono“, räsoniert Colonel Blinval und weiß in diesem Moment wirklich nicht mehr, ob er verrückt ist und ob er nicht verrückt ist, ob der denkt oder ob er nicht denkt. Schuld an dieser Geisteszerrüttung ist Domenico Gilardoni, der für Gaetano Donizetti das Libretto für die Opera buffa „I pazzi per progetto“ (Die absichtlichen Narren) verfasst hat. Er konfrontiert in einem Pariser Irrenhaus dessen Direktor Darlemont mit einer wahrhaft durchgedrehten Gesellschaft. Mit der lebenslustigen und in einen Colonel verliebten Cristina lässt er Venanzio, deren geizigen Vormund erscheinen. Um an das Erbe der jungen Dame zu gelangen, soll sie für verrückt erklärt werden. Gleichzeitig hat Eustacchio, ein desertierter Militärtrompeter dort Zuflucht gefunden und gibt sich sicherheitshalber als Arzt aus. Dessen Vorgesetzter Colonel Blinval, der Cristina nach einer Liebesnacht gefolgt ist, glaubt ihn an der flachen Nase und seiner Fleischlaberl-Schnauze zu erkennen, hat aber keinen Beweis, den Fahnenflüchtigen einsperren zu können. Auch er selbst hat Dreck am Stecken. Blinval ist mit Norina verheiratet, lügt seiner Geliebten aber vor, dass diese ohnehin bald sterben würde. Zu seinem Schrecken ist auch sie anwesend. Norina ist die Nichte von Darlemont und pumperlg´sund. Kann Frank, der Pfleger in diesem Etablissement, Ordnung in dieses Chaos bringen?
Unglaublich, aber wahr: Diese launige Oper war noch nie in Österreich zu erleben. Die Ehre einer diesbezüglichen Erstaufführung kann sich das KlassikFestival Schloss Kirchstetten auf seine Fahnen schreiben. Mit dem Maulpertsch-Saal und seiner grandiosen Akustik darf es sich, was Festivals betrifft, als das „kleinste Opernhaus Österreichs“ bezeichnen. Für die beeindruckende Umsetzung italienischer Belcanto-Opern genügt ein kleines Orchester, das verlässlich über die Jahre von Hooman Khalatbari geleitet wird. Als Experte für beengte Raumverhältnisse wirkt Regisseur Richard Panzenböck. Er gönnt seinem stimmgewaltigen Ensemble lediglich einige Requisiten, die allerdings geschickt eingesetzt ein Mordstempo in die Inszenierung bringen, nicht zuletzt durch den selbstlosen Einsatz eines Faktotums (Elias Hladisch). Die beiden Damen sind Dora Garcidueñas als elegante Norina mit einem Sopran, der keine Höhen scheut, und Sevana Salmasi in der Rolle der Cristina.
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