Kultur und Wein

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Rafael Witak, Julia Prock-Schauer, Martin Ploderer © Andreas Rath

Rafael Witak, Julia Prock-Schauer, Martin Ploderer © Andreas Rath

DIE ZAUBERFLÖTE FÜR 4 als Überschreibung für Puppen & Menschen

Rafael Witak/Papageno, Julia Prock-Schauer/Papagena © Andreas Rath

Rafael Witak/Papageno, Julia Prock-Schauer/Papagena © Andreas Rath

Auch das ist möglich: Eine Oper, in der nicht gesungen wird.

Es ist erstaunlich, wie poetisch die Arientexte von Emanuel Schikaneder auch ohne die Melodien von Wolfgang Amadé Mozart wirken. Man braucht sich nur auf die gescheiten Sätze einzulassen, die Musik klingt ohnehin im Kopf mit. Herbert Slavik ist Obmann des Wiener Vereins „KLEEBLATT. Das Theater“ hat sich damit einen Traum erfüllt. Er hat das Libretto für die Oper „Die Zauberflöte“ für vier Personen und einige Puppen umgeschrieben und zu einem kurzweiligen Sprechstück eingekocht. Ohne Musik geht es freilich nicht. Diese wurde von Gerhard Eder – wenn man so sagen kann – umkomponiert und wird per Lautsprecher beigesteuert. Das betrifft die namensgebende Flöte von Tamino ebenso wie das Glockenspiel des Papageno, die Tonuntermalung kommt als Hintergrund für die gesprochenen Arientexte aus dem Keyboard und schafft mit Donnergrollen und anderen Geräuschen die jeweils passende Atmosphäre für das auf der Bühne tätige Quartett.

Peta Klotzberg, Martin Ploderer © Andreas Rath

Peta Klotzberg, Martin Ploderer © Andreas Rath

Peta Klotzberg, Rafael Witak/Papageno, Herbert Slavik © Andreas Rath

Peta Klotzberg, Rafael Witak/Papageno, Herbert Slavik © Andreas Rath

Genaugenommen müsste das Ensemble weit umfangreicher sein, wird aber von vier Personen virtuos abgedeckt. Peta Klotzberg ist die sich von resolut zu verzweifelt wandelnde Königin der Nacht (im dunklen, mondgeschmückten Kostüm), erscheint würdig im weißen Überwurf als Sarastro, der in seinen heil´gen Hallen keine Rache kennt, und erforderlichenfalls als Fürst und Oberpriester.

Zum Bösen an sich wird Martin Ploderer, wenn er ganz in Schwarz als Monostatos nicht und nicht einsieht, dass er bei Pamina nicht landen kann, tritt mit fromm gefalteten Händen in heller Robe als Diener des Sarastro auf und berät als weiser Priester im Sonnentempel die zur Prüfung bereit stehende Jugend. Rafael Witak ist und spricht in Personalunion Prinz Tamino und Papageno, der als lebensgroße Puppe (gebaut von Evelin Schwaiger) seine Wuchteln auf Wienerisch schiebt. Tamino ist bekanntlich auf der Suche nach der Schönen auf dem Bildnis, das ihm deren Mutter überreicht hat. Julia Prock-Schauer ist eine ganz liebe Prinzessin Pamina und gleichzeitig Puppenspielerin, die sowohl die Alte als auch die junge Papagena gekonnt ihrem Papageno zuführt. Das Ganze hat natürlich ein Anliegen, das Herbert Slavik, als Baum im Kurzeinsatz, wie folgt formuliert: Jede Figur zeigt ihre zwei Seiten: ernsthaft und heiter, gut und böse, edel und spaßhaft. Gefährliche Abenteuer und Prüfungen führen zu einem harmonischen Ende in Liebe, Weisheit und Harmonie. Premiere gefeiert wurde am 3. Oktober 2024 im Werkl, einem winzigen, aber urgemütlichen Theater im Goethehof in Wien 22.

Rafael Witak, Julia Prock-Schauer © Andreas Rath

Rafael Witak, Julia Prock-Schauer © Andreas Rath

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