Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Schloss Kammer hinter der Marina von Schörfling

Schloss Kammer hinter der Marina von Schörfling

GUSTAV KLIMT ZENTRUM Der Attersee als Sehnsuchtsort

Gustav Klimt, Bauerngarten, 1907 (Detail)

Gustav Klimt, Bauerngarten, 1907 (Detail)

Wasser, Gärten, Villen als Inspirationen einer geliebten Sommerfrische

Siebzehn Jahre lang zog es Gustav Klimt Sommer für Sommer an den Attersee. „Nach dort“ war in seiner Korrespondenz das Kürzel, mit dem er angenehme Erinnerungen, erholsame Freizeit und künstlerische Anregungen zusammenfasste. Klimt war ein fleißiger Schreiber von Briefen und Postkarten, in denen er über seinen Tagesablauf berichtete. Er liebte auch das Fotografieren, hielt Freunde und Verwandte mit der Kamera fest, ließ sich aber gern auch selber ablichten. Das größte Vermächtnis sind aber Gemälde, die uns einen ganz anderen Maler zeigen, als man ihn von seinen übrigen Werken kennt. Es sind radikale Kompositionen, aber dennoch um nichts mehr als Meditationen über die Natur, leise Einladungen, einfach in eine Blumenwiese oder auf das Kräuseln der Wellen zu schauen – und sonst nichts zu tun und zu warten, bis sich der Zauber unbeschwerter Tage von selbst einstellt. Mit rund 45 solcher Bilder hat er der Gegend ein Denkmal gesetzt. Einige davon werden mittlerweile zu Höchstpreisen versteigert und befinden sich in bedeutenden Museen der Welt.

Zu Klimt und seiner Zusammenarbeit mit der Wiener Werkstätte

Zu Klimt und seiner Zusammenarbeit mit der Wiener Werkstätte

Eine Sammlung von alten Attersee-Ansichtskarten

Eine Sammlung von alten Attersee-Ansichtskarten

„Am Attersee“ ist geblieben, besser gesagt, es ist vom Leopold Museum nach über 120 Jahren an seinen Entstehungsort zurückgekehrt. Dieses Meisterwerk steht nun im Mittelpunkt der Jubiläumsausstellung „Ein Sommer wie damals“ (bis 23.10.2022) im Gustav Klimt Zentrum am Attersee in Schörfling. Gegründet wurde das Museum 2013 von der Gustav Klimt Wien 1900 Foundation, einer privaten Non-Profit Stiftung mit Sitz in Wien.

Ein Rundgang durch diese kleine Schau kann erstaunlich lange dauern. In der geschickt komprimierten Präsentation gibt es viel zu erfahren. Es beginnt mit Zitaten von bedeutenden Zeitgenossen. So hat Ludwig Hevesi, ein Fürsprecher der Wiener Secession, seine Begeisterung so formuliert: „Ein Rahmen voll Seewasser, vom Attersee, nichts als kurze graue und grüne Wellen, die durcheinander gleiten.“ Mit Klimts Faible für die Fotografie geht es weiter, mit Arbeiten von Carl Schuster, aber auch Dora Kallmus alias Madama d´Ora oder Moritz Nähr. Klimt erkannte dabei den Reiz des Lichtbildes auf der Korrespondenzkarte, kurz, der Ansichtskarte, deren Entstehung beschrieben wird. Sie diente dem Künstler, um manchmal gleich mehrmals am Tage mit seinen Lieben in Kontakt zu treten, vor allem mit seinem Lebensmenschen Emilie Flöge, die selbst viel Zeit mit Klimt am Attersee verbracht hat. Man darf versuchen, die aus Latein- und Kurrentschrift verfassten Kurzbotschaften zu entziffern und sich über so manche kuriose Worterfindung zu amüsieren.

Schmuck und Reformkleid von Emilie Flöge

Schmuck und Reformkleid von Emilie Flöge

Dazwischen gibt es immer wieder Bilder, Bilde, Bilder. Gefangen wird der Blick von „Schloss Kammer am Attersee“, das hinter knorrigen, in der Malweise an van Gogh erinnernden Ästen einer Allee angedeutet ist. Man kann diesen Blickwinkel heute noch selbst einnehmen, wenngleich ein schmiedeeisernes Tor das Weitergehen behindert. Ebenfalls ein wichtiger Ort, der zum gesellschaftlichen Treffpunkt avancierte, ist die Villa Paulick. Peter Altenberg, Otto Prutscher oder Carl Moll vertieften sich hier in abendliche Konversationen. Bei dieser Gelegenheit mag auch das von Emilie Flöge entworfene Reformkleid und der auffällige Malerkittel Klimts debattiert worden sein. Zur Anschaulichkeit wurden dafür zwei Puppen damit gewandet.

Eine der unzähligen Korrespondenzkarten an Emilie Flöge

Eine der unzähligen Korrespondenzkarten an Emilie Flöge

Fotoapparat von Emilie Flöge

Fotoapparat von Emilie Flöge

Aus dem Salzkammergut heraus führt ein Exkurs nach Brüssel. 1905 war Gustav Klimt vom Industriellen Adolphe Stoclet und dessen Frau Suzanne beauftragt worden, im Speisezimmer ihres Palais die Wandgestaltung zu schaffen und damit an diesem von der Wiener Werkstätte postulierten Gesamtkunstwerk mitzuarbeiten. „Erwartung“ und „Erfüllung“ zählen seither zum künstlerischen Welterbe. Begrüßt und später auch verabschiedet werden die Besucher von einer weiblichen Fayencefigur aus der Hand von Richard Luksch. Dieser Maler und Bildhauer war mit Klimt tief verbunden und von dessen Gorgonen auf dem Beethovenfries beeinflusst. Gemeinsam mit der Klimt-Gruppe verließ auch Luksch 1905 die Secession. Klimt arbeitete indessen intensiv am Fries, der uns bis heute vor Rätsel stellt, sofern man sich mit den hier angeführten Erklärungen nicht zufrieden gibt.

Nicht zu verfehlen: Das Gustav Klimt Zentrum in Schörfling

Nicht zu verfehlen: Das Gustav Klimt Zentrum in Schörfling

Eine ganz realistische Ahnung von den Eindrücken, die Klimt einst zum Malen angeregt haben, vermittelt der Klimt Themenweg. An den Seepromenaden von Schörfling und Seewalchen lässt sich wunderbar flanieren und sich im neu eröffneten Gustav Klimt-Garten in Kammer-Schörfling oder auf dem Emilie Flöge-Platz in Seewalchen über die gemeinsamen Stunden dieses besonderen Paares seine ganz persönlichen Gedanken machen.

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