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Der Alpenkönig und der Menschenfeind, Ensemble © VOGUS

Der Alpenkönig und der Menschenfeind, Ensemble © VOGUS

ALPENKÖNIG & MENSCHENFEIND Die Besserung Rappelkopfs – ein Erfolg

Wolfgang Böck als Rappelkopf © VOGUS

Wolfgang Böck als Rappelkopf © VOGUS

Biedermeierliche Psychoanalyse romantisch, launig und ökonomisch auf die Bühne gezaubert

Um 40 Jahre soll ein Mädchen altern, wenn sie den Alpenkönig erblickt, so befürchtet es zumindest das Kammermädchen Lieschen, wenn sie mit Malchen, der Tochter ihrer Herrschaft, auf die Ankunft von deren Geliebten wartet. Astragalus will jedoch keine runzeligen Greisinnen um sich, sondern glückliche Menschen. Also materialisiert sich der gute Geist und verspricht, dem unglücklichen Paar zu helfen. Dazu muss zuerst das eigentliche Hindernis beseitigt, oder anders gesagt, gebessert werden. Der reiche Gutsbesitzer Herr von Rappelkopf, Vater von Malchen, würde nie der Heirat mit August Dorn, so heißt der junge Maler, zustimmen. Außerdem ist er ein Ehemann und Dienstgeber, wie man ihn nicht dem ärgsten Feind wünschen möcht´. Er verdächtigt seine herzensgute Frau der bösesten Absichten und malträtiert seine Angestellten auf das Ärgste – und das alles, weil er unter einem veritablen Verfolgungswahn leidet. Als Ferdinand Raimund das Original-Zauberspiel „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ 1828 in – wie es heißt – „freier Natur“ geschrieben hat, hatte er zwar noch keine Ahnung von Psychoanalyse, aber er erfasste intuitiv die Möglichkeit der schonungslosen Selbstbeobachtung eines von biedermeierlichen Zwängen kujonierten und damit frustrierten Freigeistes. Der Alpenkönig wird zum Doppelgänger von Rappelkopf und zwingt ihn damit zu einer schmerzlichen, aber heilsamen Erkenntnis eigener Schwächen.

Tita Pesata (Violoncello), Helmut Thomas Stippich (Akkordeon) © VOGUS

Tita Pesata (Cello), Helmut Thomas Stippich (Akkordeon) © VOGUS

Der Alpenkönig und der Menschenfeind, Ensemble © VOGUS

Der Alpenkönig und der Menschenfeind, Ensemble © VOGUS

Wolfgang Böck, seit 20 Jahren Intendant der Schloss-Spiele Kobersdorf, sieht die Rolle des Rappelkopf auf seinen Leib geschrieben. Tatsächlich wandelt sich sein Gutsbesitzer authentisch und glaubwürdig vom ungestümen Berserker über nachvollziehbare Skepsis zu einem letztlich brauchbar guten Menschen. Sein wenig zarter Psychotherapeut, also der Alpenkönig, ist Gerhard Kasal, der mit seinem dienstbaren Geist Julian Rohrmoser in den Arkaden des Schlosses geheimnisvoll aus dem Nebel tauchen darf, bevor er sich helfend in die Niederungen der Menschen begibt. Als erstes trifft er dort Malchen (Johanna Bertl) und deren Kammermädchen Lieschen (Elisabeth Veit), die in der Waldeinsamkeit auf den Maler August Dorn (Christoph-Lukas Hagenauer) warten.

Im Hause von Rappelkopf will das Personal (Dominik Kaschke als Stallknecht, Tanina Beess als Köchin Sabine) geschlossen kündigen und kann nur durch gutes Zureden von Hausfrau Sophie (Seraphine Rastl) zum Bleiben überredet werden. Die Situation spitzt sich gefährlich zu, als Habakuk an Rappelkopf vorbei in den Garten will, um dort Zichorie auszustechen. Alexander Jagsch ist diese rührend komische Gestalt, die angeblich zwei Jahre in Paris war und nun verdächtigt wird, mit dem Messer einen Mordanschlag auf seinen Herrn geplant zu haben. Dieselben Darsteller finden sich in der Köhlerhütte wieder, nur unter anderen Namen und Funktionen. Diese Doppelbesetzung ist Teil einer Sparsamkeit, die diese gelungene Inszenierung auszeichnet, der Helmut Thomas Stippich, Maria Stippich und Tita Peseta den musikalischen Rahmen verleihen. Ein Sessel, ein Kanapee und ein Spiegel genügen als Requisiten, um mit raffinierter Beleuchtung die Bühne in eine magische Welt zu verwandeln, in der trotz extrem trister Ausgangslage ein berührend leises Happy End möglich wird.

Alexander Jagsch (Habakuk), Gerhard Kasal (Astragalus), Wolfgang Böck (Rappelkopf) © VOGUS

Alexander Jagsch (Habakuk), Gerhard Kasal (Astragalus), Wolfgang Böck (Rappelkopf) © VOGUS

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