Kultur und Weindas beschauliche MagazinWIR SIND DIE NEUEN Zwei WGs voller Überraschungen
Anne, Eddi und Hannes sind in die Jahre gekommen und nach einem eher weniger als mehr einträglichen Berufsleben wieder in einer leistbaren Wohngemeinschaft gelandet. Die drei sind typische Vertreter des intellektuellen Prekariats. Sie haben einst ein Studium absolviert, in der folgenden Jobwahl das Bestreben jedoch eher auf intellektuellen Idealismus als auf akademisches Einkommen gesetzt und stehen nun ohne großartige finanzielle Mittel da. Geblieben ist ihnen Spaß und Kindlichkeit, um nicht zu sagen, die drei Oldies sind für ihr Alter noch oder wieder recht kindisch. Es wird bei dröhnender Musik gefeiert, lauthals diskutiert und wie einst im Mai ordentlich gesoffen. Im Stockwerk über ihrer Wohnung herrscht dagegen eine Art Grabesruhe. Drei junge Leute aus betuchten Elternhäusern strebern dort für ihr Studium. Klar, dass Maximilian, Katharina und Barbara kein Verständnis für die lärmende Partie von unten haben. Schon ein erster Kontaktversuch seitens der rührigen Senioren endet in eisiger Atmosphäre und setzt sich in verzweifelten Klopfzeichen der lernwilligen Jugend fort. Es bleibt spannend, ob sich Unten und Oben doch irgendwann finden, was genügend Raum für durchaus Unerwartetes belässt.
Für den deutschen Filmregisseur Ralf Westhoff genügte diese Umkehrung alterstypischen Verhaltens als Motiv, daraus einen ganzen Kinostreifen zu machen. Jürgen Popig hat das Drehbuch in ein launiges Theaterstück verwandelt, das von Christian Spatzek nun für die Komödie am Kai inszeniert wurde. Spatzek selbst übernimmt darin die Rolle des Eddi und hat als Special-Gag den so überernsthaften Maximilian mit seinem Sohn Fabian besetzt. Neben dem (nur aus dem Programmheft ersichtlichen) Familiengespann sind passende Vertreterinnen und Vertreter ihrer jeweiligen Generation am Werk. So muss sich Angela Schneider als Biologin Anne von Eddi und Hannes (Christoph Schobesberger), einem allzu gutherzigen Rechtsanwalt, zu ihren wenig einträglichen Forschungen über das Paarungsverhalten von Schleiereulen rollen lassen. Ob es der angehenden Juristin Katharina (Victoria Kirchner) oder der Kunststudentin Barbara (Xina D. Ziegler) einmal besser gehen wird, steht noch in den Sternen, zumindest wird emsig daran gearbeitet. Damit die Kontakte einigermaßen florieren, können die beiden Wohnungen mit ein paar Handgriffen getauscht werden, was wiederum ein Verdienst von Martin Gesslbauer ist, der sogar für einige Außenszenen eine praktische Lösung gefunden hat. Nachdem in dieser Komödie das Komische von zwei Generationen so geschickt aufgearbeitet ist, dass niemand wirklich blöd aussieht, empfiehlt sich dieser Abend für ein Publikum jeden Alters, um über Zukunft oder nostalgisch verklärte Vergangenheit herzlich lachen zu können. Rochus Millauer, Andrea Spatzek © Komödie am Kai DER LETZTE DER FEURIGEN LIEBHABER ist leider zum Anständigsein verdammt
Der jüdische US-Dramatiker Neil Simon (1927-2018) betrachtete nach eigener Aussage das Schreiben als eine Flucht vor der Welt, die ihn bedrängt. Dennoch sind in dieser selbst gewählten Einsamkeit des Schreibzimmers auch Komödien entstanden, die vor großer Menschenkenntnis nur so schimmern. Das betrifft zweifellos auch den mittlerweile 58jährigen Berti Schinnagl (in der deutschen Ausgabe), den erstmals nach 37 Jahren tadelloser Ehe mit Marianne der Hafer sticht. Er ist Betreiber eines Fischrestaurants. Auf die Rückseite der Rechnung eines weiblichen Gastes kritzelt er die Einladung zu einem Tête-à-tête. Die so Angesprochene, Elouise Navazio, nimmt überraschend an und trifft sich mit Berti in der Wohnung seiner Mutter. In dem Moment wird die Handlung jedoch erstmals mühsam. Der biedere verklemmte Wirt und die auf ein befriedigendes Schäferstündchen eingestellte Dame geraten in ein zähes Diskutieren, das mit ihrem grantigen Abgang endet. In der Komödie am Kai (Leitung: Sissy Boran & Andrea Eckstein) wurde für ihn die Idealbesetzung eines Mannes bar jeder außerehelichen Erfahrung gefunden. Rochus Millauer ist ein sympathischer Kerl, mit dem man gern ein Bier heben geht; als Aufreißer oder gar als Mann für gewisse Stunden ist er aber der absolute Antityp (T´schuldigung Rochus!). Was hat sich die attraktive Elouise (Andrea Spatzek) erwartet? Eine Verwandlung des braven Berti in einen verwegenen Womanizer?
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