Kultur und Wein

Aleksandra Domanović, Ausstellungsansicht

KUNST ZUM GRÜBELN Aleksandra Domanović und Nora Turato

Kunst ist längst weiblich! Mit Michelle Cotton ist zudem Englisch als Umgangssprache in der Kunsthalle Wien geblieben, allerdings mit britischer Aussprache nach dem kroatischen Akzent des Leiterinnentrios der letzten Jahre. Die erste Wahl der Engländerin (*1977 in Preston) waren dennoch zwei Vertreterinnen aus dem Südosten Europas. Nota Turato stammt aus Zagreb (Kroatien) und Aleksandra Domanović aus Novi Sad (Serbien). Beide Künstlerinnen können eine beeindruckende internationale Tätigkeit vorweisen. Turato zeigte zuletzt 2022 in MoMa (NY) ihre Werke in einer Einzelausstellung, nach einer Reihe von Präsentationen in Paris, Ljubljana oder Liechtenstein. Ähnliches gilt für Aleksandra Domanović, die 2019 in der Galeria d´Arte Moderna in Mailand den bisher jüngsten Erfolg ihrer mit großen Galerien gespickten Karriere feierte.

Nun sind beide Frauen in Wien angekommen. Das Werk von Nota Turato ist schnell beschrieben. Es ist ein A, das sich in vielen Wiederholungen über Hinterwand der Kunsthalle bis zu sechs Rufzeichen zieht. Deutungen für diesen Buchstaben gibt es viele. Sie selbst sagt dazu, dass es weder um einen Urschrei noch um einen schriftlich in die Länge gezogenen Orgasmus handelt. Ihre Interpretation ist eher sachlich und moralisierend. Es geht ihr um den „unaufhörlichen Nachrichtenzyklus und den Zustand der Welt, mit dem wir alle konfrontiert sind und in dem dieser Schrei die einzige vernünftige Form nicht nur des Loslassens, sondern auch des Ausdrucks ist.“

Aleksandra Domanović, Open Man, Votive Snowbird, Detail

Im ersten Stock der Kunsthalle lässt Aleksandra Domanović ihren Arbeiten viel Raum. Es sind in erster Linie neue und jüngere Werkgruppen, die sich u. a. mit der Wahrnehmung Wissenschaft und Technologie beschäftigen. So ragen an Prothesen gemahnende Arme aus der Wand, deren Titel lediglich verrät, dass es sich um Substances of Human Origin handelt. Basketbälle eines „Open Man“ ruhen ebenfalls in künstlichen Gliedmaßen eines stilisierten Roboters, während in „Things to Come“ Frauen in populärer Science Fiction Einzug halten. Mit Videos wie „Turbo Sculpture“, „19:30“ oder über die ergreifende Geschichte der Internet-Domain „yu“ (Jugoslawien) kann man viel Zeit in dunklen Räumen verbringen und nicht zuletzt auch eine Auseinandersetzung mit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa, erzählt aus erster Hand, beschaulich miterleben.

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