Kultur und Wein

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Dagobert Peche, Möbel aus der Wohnung Wolko Gartenberg in Paris © MAK/Christian Mendez

Dagobert Peche, Möbel aus der Wohnung Wolko Gartenberg in Paris © MAK/Christian Mendez

PECHE POP „Ornamentgenie“ der Wiener Werkstätte

 Dagobert Peche, Wiener-Werkstätte-Stoffmuster Marina, 1911/12 © MAK

Dagobert Peche, Wiener-Werkstätte-Stoffmuster Marina © MAK

Über die Faszination opulenter poppiger Designs einer überbordenden Fantasie

Dagobert Peche (1887-1923) stammte aus dem Salzburgischen. Nach Wien zog es ihn schon mit 19 Jahren, wo er an der Technischen Hochschule im Bereich Architektur das Studium aufnahm und an der Akademie der Bildenden Künste mit dem Ziel Maler zu werden fortsetzte. Dem Stil der Wiener Werkstätte mit den kühlen geometrischen Mustern Josef Hoffmanns oder Koloman Mosers entzog sich Peche durch eine Reise nach England. 1911 gab es die ersten Preise wie eine Goldene Medaille und einen kurzen Studienaufenthalt in Paris. Es entstanden Entwürfe, die verspielte Zierform über rationale Zweckform stellten und damit auf einen ungewöhnlichen, höchst eigenständigen Gestaltungswillen schließen ließen. In Deutschland wurde man bald auf diesen gegen den Zeitgeist schwimmenden Künstler aufmerksam. Sein Talent blieb auch in Wien nicht verborgen. 1915 wurde Peche von Josef Hoffmann trotz aller Unterschiede in der Formensprache zur künstlerischen Mitarbeit in der WW herangezogen. Eine intensive Schaffenszeit folgte, die jedoch allzu früh vom Tod beendet wurde. 1922 verstarb Dagobert Peche kurz nach seinem 36. Geburtstag.

Dagobert Peche, Spiegelrahmen, 1922 Ausführung: Max Welz © MAK

Dagobert Peche, Spiegelrahmen, 1922 Ausführung: Max Welz © MAK

Dagobert Peche, Spitzeneinsatz Frühling, um 1920 Klöppelspitze © MAK

Dagobert Peche, Spitzeneinsatz Frühling, Klöppelspitze © MAK

In einer Großausstellung würdigt das MAK dieses „Ornamentgenie“, wie es Hoffmann ausgedrückt haben soll. Unter dem Titel „PECHE POP. Dagobert Peche und seine Spuren in der Gegenwart“ (bis 11. Mai 2025) zeigen rund 700 Objekte seinen Einfluss auf das Design des 20. u. 21. Jahrhundert, beginnend mit dem Art-Déco über die Postmoderne bis in die Gegenwart. Peche hatte keine Scheu vor Üppigkeit und kapriziös verbrämten Luxus. Gegen den aufdringlich dicken Goldrahmen eines Spiegels (1922) nimmt sich die Brosche mit Gold und Perle aus 1918 extrem filigran, aber gerade deswegen höchst edel aus. Silber, Elfenbein, raffiniert gebeiztes Holz, Glas, Seide oder geklöppelte Spitzen, ihm war scheinbar jedes Material gleich wertvoll, wenn es seinen Ideen für unverwechselbare Requisiten in der Exklusivität eines gehobenen Interieurs entsprach.

Zitiert werden Rokoko, Klassizismus bis hin zu fernöstlichen Anklängen, stellenweise mit einem visionären Blick in die Zukunft wie in abstrakt anmutenden Stoffmustern. An seine Anfänge in der Architektur erinnern die Inszenierung der Mode-Ausstellung 1915/1916 im heutigen MAK oder die Gestaltung der von ihm geleiteten Zürcher Filiale der Wiener Werkstätten als Daphne-Paraphrase mit hängenden Fruchtgirlanden und sprießenden Blattmotiven.

 

Die von den Kuratorinnen Claudia Cavallar und Anne-Katrin Rossberg erstellte Schau nähert sich seinem Œuvre in Themenbereichen wie „Arkadien“, „Metamorphose“ oder „Unheimlich“ und bezieht diese Bezeichnungen aus den von Peche entworfenen Leitmotiven. Diesen gegenüber stehen Arbeiten u. a. von Uli Aigner, Hans Hollein, Gelitin, Phlippe Starck, Vivienne Westwood, Franz West oder Heimo Zobernig als kongeniale Dialogpartner eines – ohne Übertreibung – singulären Phänomens in der Kunst des Designs Anfang des vorigen Jahrhunderts.

Dagobert Peche, Brosche, 1918 Gold, Perle © MAK

Dagobert Peche, Brosche, 1918 Gold, Perle © MAK

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