Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


MAK Ausstellungsansicht, GIRL MEETS MANGA © MAK/Christian Mendez

MAK Ausstellungsansicht, GIRL MEETS MANGA © MAK/Christian Mendez

GIRL MEETS MANGA Rundäugiges Ideal japanischer Teenager

MAK Ausstellungsansicht, GIRL MEETS MANGA © MAK/Christian Mendez

Ausstellungsansicht, GIRL MEETS MANGA © MAK/Christian Mendez

Eine Betroffene stellt uns Langnasen den Lesestoff ihrer Jugend vor.

Wer einmal in Japan das Kinderprogramm im Fernsehen gesehen hat, weiß, was Brutalität ist. Trotzdem gibt es kaum ein Volk auf dieser Welt, das eine derart zurückhaltende Höflichkeit an den Tag legt wie die Japaner. Ähnliches gilt für die – bei uns würden humorlose Erzieher Schundhefteln dazu sagen – wie die Mangas. Es sind die Comics, in denen mutige Gestalten ihre Abenteuer bestehen. Die darin vorkommenden Figuren sind aber nicht nur tapfer und stark, sie sind auch „schön“, das heißt, sie haben im Gegensatz zu den sie begeistert konsumierenden Menschen runde Augen und einen eher dem westlichen Vorbild nachempfundenen Körper. Genau dessen war sich auch Mio Wakita-Ellis bewusst, als sie als heranwachsendes Mädchen die von den Eltern verbotenen Mangas heimlich gelesen hat. Mittlerweile ist sie nach Wien gekommen und ist Kustodin der MAK-Sammlung Asien. Mit ihrem Wissen, vereint mit persönlicher Erfahrung, hat sie im Kunstblättersaal die Ausstellung GIRL MEETS MANGA. Eine Manga-Biografie aus Tokio (1985-1992) gestaltet.

IKEDA Riyoko, Berusaiyu no bara [Lady Oscar], Bd. 11, 1973 Margaret Comics © Ikeda Riyoko

IKEDA Riyoko, Berusaiyu no bara [Lady Oscar], Bd. 11, 1973 Margaret Comics © Ikeda Riyoko Production/Shueisha

HIIRAGI Aoi, Hoshi no hitomi no shiruetto [Silhouette der Sternenaugen], 1985, Bd. 1, S. 115 © MAK

HIIRAGI Aoi, Hoshi no hitomi no shiruetto [Silhouette der Sternenaugen], 1985, Bd. 1, S. 115 © MAK

Die bis 17. August 2025 laufende Schau beleuchtet den Stellenwert von Manga in der japanischen Gesellschaft Ende des 20. Jahrhunderts. Neben klassischen Texten erzählen Sprechblasen mit persönlichen Kommentaren, dass Mangas trotz ihres zweifelhaften Rufs zum Alltag gehörten.

Sie lockerten diesen mit ihren Heldensagen auf und verschafften ihrer Leserschaft Träume. Dazu wurden pädagogisch ernsthafte Geschichten in das wilde Treiben eingeschleust. Die Manga-Autorin und –Zeichnerin IKEDA Riyoko beispielsweise konfrontierte ihre Leserschaft mit der Serie „Die Rosen von Versailles“, die neben dem historischen Hintergrund Themen wie Feminismus, Konsum und Globalisierung einfließen ließ. Ihr ging es darum, den Mädchen trotz noch immer herrschender traditioneller Geschlechterrollen das Gefühl von Freiheit und grenzenlosen Möglichkeiten aufzuzeigen.

 

Gezeigt wird eine Auswahl von über zehn Manga-Serien, die in fünf Kapiteln dazu einladen, sich Gedanken über Popkultur, Crossing Gender oder Mädchen-Sein zu machen. Einen Bogen zum Jahr 2025 schlägt der Epilog: In kurzen Geschichten berichten Wienerinnen in Audiobeiträgen, wie Mangas in der globalisierten Welt von heute ihre Biografien prägen. In einer Leseecke liegen verschiedene Manga-Hefte, vorausgesetzt man beherrscht Japanisch, zum Schmökern auf.

SAKURA Momoko, Chibi Maruko-chan [Little Maruko], Bd. 1, 1986 Ribon Mascot Comics © Sakura

SAKURA Momoko, Chibi Maruko-chan [Little Maruko], Bd. 1, 1986 Ribon Mascot Comics © Sakura Productions

Muster der Moderne, Ausstellungsansicht © MAK /  Stella Riessland

Muster der Moderne, Ausstellungsansicht © MAK / Stella Riessland

MUSTER DER MODERNE Was Frau in Japan jüngst getragen hat

Muster der Moderne, Ausstellungsansicht © MAK /  Stella Riessland

Muster der Moderne, Ausstellungsansicht © MAK / Stella Riessland

Eine Schenkung von Meisen-Kimonos und Haoris nicht zuletzt aus konservatorischen Gründen

Im 19. Jahrhundert wurde auch im Reich der aufgehenden Sonne praktische Kleidung für die fortschrittliche Frau erfunden. Japanerinnen wurden berufstätig und hatten im Alltag keine Zeit mehr, sich aufwändig als Schmetterlinge zu verkleiden. Aber schön sein wollte sie doch; mit dem sogenannten Meisen-Kimono. Er ist aus Seide hergestellt. Auf Haltbarkeit wurde ebenso Wert gelegt wie auf einfache Tragbarkeit und nicht zuletzt auf eine modische Erscheinung. Massenproduktion erlaubte moderate Preise und eröffnete diesem fernöstlichen Kleid weitestgehende Popularität. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen sich westliche Einflüsse im Design niederzuschlagen, eingeführt von japanischen Stoffkünstlern, die sich von der Malerei der europäischen Moderne inspirieren ließen. Zu den bodenlangen Kimonos kamen in dieser Zeit die kürzeren Haoris. Das wiederum sind traditionelle Jacken, die sowohl von Männern als auch von Frauen als Oberbekleidung für feierliche Anlässe getragen wurden; „wurden“ deswegen, da auch die Japaner beiderlei Geschlechts längst westliche Mode bevorzugen.

Meisen-Haori mit floralem bzw. feuerwerksähnlichem Motiv im Muster, Japan, 1920-1960 © MAK / Christi

l.o.:; Meisen-Haori mit floralem bzw. feuerwerksähnlichem Motiv im Muster, Japan, 1920-1960 © MAK / Christian Mendez

r.o.: Omeshi-Meisen-Kimono mit angeschnittenen Stern- und Kreismotiven, Japan, 1920-1960 © MAK / Christian Mendez

Omeshi-Meisen-Kimono mit angeschnittenen Stern- und Kreismotiven, Japan, 1920-1960 © MAK

Die dänische Sammlerin Henriette Friis hat nun in einer Schenkung ein rund 60-teiliges Konvolut von Meisen-Kimonos und Haoris dem MAK als Schenkung übertragen. Wo sonst als in diesem Museum sind die aus restauratorischer Hinsicht heiklen Textilien besser aufgehoben?! Es handelt sich um Exemplare aus der Taishō- (1912-1925) und der Shōwa -Zeit (1926-1989). In beinahe militärisch ausgerichteten Reihen sind diese wunderbaren Stoffkreationen bis 24, August 2025 im zentralen Raum des Design Labs eine nach der anderen unter dem Titel „MUSTER DER MODERNE. Meisen-Kimonos aus der MAK-Sammlung – Schenkung Friis“ zu bewundern. Sich darin attraktive Japanerinnen vorzustellen, bleibt der Fantasie der Besucher überlassen. Besucherinnen hingegen haben die reizvolle Möglichkeit, Anregungen für einen fernöstlichen Touch ihres Outfits aus dieser Ausstellung mitzunehmen.

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