Ein Gipfeltreffen der Großen Drei im Mozarthaus Vienna
Ob Ludwig van Beethoven jemals bei Wolfgang Amadée Mozart in der Domgasse 5 zu Besuch war, bleibt im Dunkel der Musikgeschichte verborgen, aber schön wäre es doch, da es genügend Gründe dafür gegeben hätte. Der junge Beethoven war mit dem Vorsatz, bei Mozart zu lernen, nach Wien gekommen und hätte dann später als Schüler von Joseph Haydn Gelegenheit gehabt, seinen Lehrer und den Freund von Mozart zum Musizieren und Besprechen der jüngsten Kompositionen in die Wohnung zu begleiten, die heute als Mozarthaus Vienna die Menschen aus aller Welt anzieht. Nehmen wir an, es sei so gewesen, dann gewinnt die aktuelle Sonderausstellung gewaltig an Unmittelbarkeit. Es geht um „Die Trias der Wiener Klassik: Haydn-Mozart-Beethoven“ (bis 31.01.2021), die bezüglich Gemeinsamkeiten, Parallelen und Gegensätzen durchleuchtet und auf Zeitlosigkeit der von ihr geschaffenen Musik hin befragt wird. Dr. Walter Reicher, Vorsitzender der Internationalen Joseph Haydn Privatstiftung Eisenstadt, hat dabei nicht an Farbigkeit und spannenden Inhalten gespart.
Die Schau lädt ein, sich in diesen Bogen von der frühesten Verehrung dieser Trias der Wiener Klassik bis in die Gegenwart und das Musikschaffen von nur scheinbar fernen Richtungen unter dem Motto „Wir leben, we are alive“ mit Haydn, Mozart und Beethoven einzuklinken und neue Aspekte zu den drei Protagonisten zu entdecken.
Neben all den zahlreichen Übereinstimmungen war eine der bedeutenden Gemeinsamkeiten die damals aufbrechende Idee der Aufklärung, die sich im Werk eines jeden einzelnen von ihnen findet.
Mozart hat die freimaurerischen Gedanken in der Zauberflöte so genial verpackt, dass sie jedes Kind, wenn schon nicht begreifen, dann zumindest erahnen muss. Joseph Haydn hat mit „Die Schöpfung“ eines seiner gewaltigen Spätwerke komponiert und die gleiche Größe und Bedeutung jedes Menschen als Gottes Geschöpf in schier unbegreiflich schöner Musik nachgewiesen. Bei Beethoven denkt man in erster Linie an seine Oper Fidelio, dem Freiheitshymnus schlechthin. Berührend ist die Vitrine mit den jeweils letzten Takten der drei Komponisten. Wolfgang Amadée Mozart hat während der Arbeit an seinem Requiem „ausgelassen“. Beethoven und Haydn haben zuletzt an einem Quartett gearbeitet, wobei Haydn den fertig gestellten ersten zwei Sätzen seines letzten Quartetts eine Visitenkarte mit dem erschütternden Zitat aus einem Lied „Hin ist alle meine Kraft: alt und schwach bin ich“ beigelegt hat. Sehen und spüren kann der Besucher diese Momente des Abschiednehmens und doch ewig Bleibenden anhand von originalen Notenblättern mit der Handschrift von Mozart, Haydn und Beethoven.