Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


links: Heti Prack, plastic 2018, rechts: Ann Muller, The Thinker (Codemania) 2019

links: Heti Prack, plastic 2018, rechts: Ann Muller, The Thinker (Codemania) 2019

GEKAUFT! UND DANN? Sammeln als Anerkennung und Förderung

Gekauft. Und dann? Austellungsansicht

Gekauft. Und dann? Austellungsansicht

Ein Blick hinter die Gepflogenheiten beim Erwerb zeitgenössischer Kunst

„Fairpay“ ist das Stichwort für Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Sie spricht damit die Modalitäten an, die bei der Erweiterung der städtischen Sammlung auf dem Gebiet der Gegenwartskunst angewendet werden. Kunstschaffende brauchen grundsätzlich finanzielle Mittel, um ihrer Berufung gedeihlich nachgehen zu können. Zwischen den Höchstsummen, die für manche Werke international hingelegt werden, und den Einkommen im Gros der Wiener Szene klafft eine gewaltige Lücke. Was nichts über die jeweilige Qualität aussagt, sondern bestenfalls über die Positionierung in einem fragwürdigen Kunstmarkt. Überdies verschafft sich die Stadt damit als erfreulichen Nebeneffekt eine kontinuierliche Erfassung des Wiener Kunstgeschehens, das sich dank günstiger Infrastruktur und ausreichenden Talenten weltweit sehen lassen kann.

Gekauft. Und dann? Austellungsansicht

Gekauft. Und dann? Austellungsansicht

Ausstellungsansicht „Gekauft! Und dann?“, Foto: Klaus Pichler, Wien Museum

Ausstellungsansicht „Gekauft! Und dann?“, Foto: Klaus Pichler, Wien Museum

Deswegen erwirbt die MA7 jährlich rund 80 Positionen von in Wien lebenden und arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern. Die Art und Weise ist transparent. Es beginnt mit der Einreichung, der Bewertung einer stets wechselnden Jury, was schließlich zum Ankauf führen kann. An diesem Punkt steht das erste einer Reihe von Fragezeichen. Was passiert nun mit den Werken? Verschwinden sie im Depot? Oder sehen doch einmal das Licht einer Ausstellung? Wie werden sie aufbewahrt? Werden sie dabei entsprechend konservatorisch behandelt? Die befriedigenden Antworten darauf gibt das Wien Museum, das mit seinem Expertenteam diese Herausforderungen annimmt und, so Direktor Matti Bunzl, das weite, mehr und mehr differenzierte Feld der Gegenwartskunst für die Zukunft lebendig erhält.

Ausstellungsansicht „Gekauft! Und dann?“, Foto: Klaus Pichler, Wien Museum

Ausstellungsansicht „Gekauft! Und dann?“, Foto: Klaus Pichler, Wien Museum

Die Schau „Gekauft. Und dann?“ im musa zeigt nun mit 44 Highlights eine Auswahl aus den Kunstankäufen seit 2018. Kurator Vincent Weisl will damit Berührungsängste seitens des Publikums abbauen. Der Aufbau ist unaufdringlich systematisch. Eine Holzkiste ist mit „Eingereicht!“ beschriftet und gibt praktische Auskünfte, wie beispielsweise eine Auflage von Barbis Ruders Mundstück V2 diesen ersten Schritt gegangen ist. Dabei wurde nicht nur eine skulpturale und fotografische Komponente der Arbeit angekauft, sondern auch die Aufführungsrechte für 15 zukünftige Performances übernommen. Bei „Angekauft!“ gelten etliche Kriterien, die von einem Beirat bewertet werden und letztlich zu einer Entscheidung führen. Den größten Teil der Ausstellung macht nun „Aufbewahrt!“ aus. Es ist eine Kunstschau, die neben dem Schaugenuss auch die an einzelnen Objekten die mit einer Lagerung verbundenen Probleme deutlich macht.

Elektronische Medien sind bekanntlich flüchtig, da die technische Entwicklung gnadenlos über sie hinwegfegt. Datenträger sind nach kürzester Zeit nicht mehr lesbar, also muss eine dauerhafte Speicherung angestrebt werden. Es betrifft aber genauso dreidimensionale Werke. Michèle Pagel hat in „Promise“ Materialien verwendet, die der natürlichen Abnutzung unterliegen. Dürfen die Klebebänder am kahlen Stamm (aus Beton) einer Zimmerpalme erneuert werden, wenn sie hart werden und abbröseln? Oder gehört der Prozess des Verfalls einfach zum Wesen dieses Kunstwerks? Die Entscheidung obliegt wie bei vielen der gezeigten Positionen dem Wien Museum und den damit betrauten Verantwortlichen, die mit Sicherheit auch diese Aufgaben meistern werden.

Laia Fabre: The Fountain, 2021, © Laia Fabre

Laia Fabre: The Fountain, 2021, © Laia Fabre

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