Kultur und Weindas beschauliche MagazinEin Jahrhundert in Bildern. Österreich 1925-2025, Ausstellungsansicht EIN JAHRHUNDERT IN BILDERN Zeitreise als augenfällige Erinnerung
Eines der ersten Fotos zeigt einen berittenen Polizisten, der mit gezogenem Säbel gegen Demonstranten stürmt. Es entstand am 15. Juli 1927. Aus Empörung über den Freispruch nationalistischer Frontkämpfer, die an der Tötung von einem Arbeiter und einem Kind im burgenländischen Schattendorf beteiligt gewesen waren, wurde der Justizpalast gestürmt und in Brand gesetzt. Abgesehen davon, dass diese Szene eine deutliche Warnung vor einer Polizei hoch zu Ross ist, was wiederum in der Zweiten Republik zu einem (mittlerweile vergessenen) Konsens geführt hat, keine berittene Polizei mehr zu installieren, ist es ein erschütterndes Dokument, wie weit innere Unruhen einem noch nicht konsolidierten Staatsgefüge vernichtend zusetzen können. Erst kurz zuvor hatte eine großzügige Völkerbundanleihe die Hyperinflation beendet und wirtschaftliche Hoffnungen geweckt. In der jungen Ersten Republik standen einander jedoch Heimwehr und Schutzbund als paramilitärische Ableger der Christlichsozialen und der Sozialdemokratischen Partei gegenüber; in einer Unversöhnlichkeit, die unweigerlich in die Diktatur eines Ständestaates unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß führte.
Illustriert werden diese Jahre in der Ausstellung „Ein Jahrhundert in Bildern. Österreich 1925-2025“ im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek mit Fotos, Zeitungen und Plakaten, die über die im Bürgerkrieg mündende Politik hinaus vom Kulturgeschehen, vom Sport, den Frauenrechten und Unterhaltung trotz schwerer Zeiten berichten. Als Titel steht darüber „Demokratische Republik. Hoffnung und Zerstörung“. In ähnlich aufgemachter Weise folgen die weiteren Kapitel im Rhythmus von zehn Jahren, immer aufgemacht mit einer gedanklichen Essenz der bedeutenden Ereignisse des betreffenden Dezenniums wie „1955-1964 Staatsvertrag. Selbstbestimmung, Traditionalismus und Aufschwung“, „1975-1984 Ein gewisser Optimismus. Aufbruch und Widerstand“ oder „2015-2025 Die Zukunft ist ungewiss. Mutig in die neuen Zeiten“, um unsere jüngste Vergangenheit mit sportlichen Jubelposen abzuschließen.
Zusammengestellt haben diesen gewaltigen Bilderbogen Dr. Hans Petschar und Mag. Michaela Pfundner aus den umfangreichen Bildbeständen der Österreichischen Nationalbibliothek.
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