Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Ein Jahrhundert in Bildern. Österreich 1925-2025, Ausstellungsansicht

Ein Jahrhundert in Bildern. Österreich 1925-2025, Ausstellungsansicht

EIN JAHRHUNDERT IN BILDERN Zeitreise als augenfällige Erinnerung

 Berittene Polizei beim Justizpalastbrand 1927 Unbekannter Fotograf

Berittene Polizei beim Justizpalastbrand 1927 Unbekannter Fotograf

Ikonen der Pressefotografie erzählen unsere Geschichte zwischen 1925 und 2025.

Eines der ersten Fotos zeigt einen berittenen Polizisten, der mit gezogenem Säbel gegen Demonstranten stürmt. Es entstand am 15. Juli 1927. Aus Empörung über den Freispruch nationalistischer Frontkämpfer, die an der Tötung von einem Arbeiter und einem Kind im burgenländischen Schattendorf beteiligt gewesen waren, wurde der Justizpalast gestürmt und in Brand gesetzt. Abgesehen davon, dass diese Szene eine deutliche Warnung vor einer Polizei hoch zu Ross ist, was wiederum in der Zweiten Republik zu einem (mittlerweile vergessenen) Konsens geführt hat, keine berittene Polizei mehr zu installieren, ist es ein erschütterndes Dokument, wie weit innere Unruhen einem noch nicht konsolidierten Staatsgefüge vernichtend zusetzen können. Erst kurz zuvor hatte eine großzügige Völkerbundanleihe die Hyperinflation beendet und wirtschaftliche Hoffnungen geweckt. In der jungen Ersten Republik standen einander jedoch Heimwehr und Schutzbund als paramilitärische Ableger der Christlichsozialen und der Sozialdemokratischen Partei gegenüber; in einer Unversöhnlichkeit, die unweigerlich in die Diktatur eines Ständestaates unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß führte.

Der österreichische Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Amtskollege Gyula Horn

Der österreichische Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Amtskollege Gyula Horn durchtrennen den Eisernen Vorhang Foto: Robert Jäger 27. Juni 1989 © APA / Robert Jäger

Demo gegen Impfflicht Foto: Heinz Stephan Tesarek Februar 2022 © Heinz Stephan Tesarek

Demo gegen Impfflicht Foto: Heinz Stephan Tesarek Februar 2022 © Heinz Stephan Tesarek

Illustriert werden diese Jahre in der Ausstellung „Ein Jahrhundert in Bildern. Österreich 1925-2025“ im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek mit Fotos, Zeitungen und Plakaten, die über die im Bürgerkrieg mündende Politik hinaus vom Kulturgeschehen, vom Sport, den Frauenrechten und Unterhaltung trotz schwerer Zeiten berichten. Als Titel steht darüber „Demokratische Republik. Hoffnung und Zerstörung“. In ähnlich aufgemachter Weise folgen die weiteren Kapitel im Rhythmus von zehn Jahren, immer aufgemacht mit einer gedanklichen Essenz der bedeutenden Ereignisse des betreffenden Dezenniums wie „1955-1964 Staatsvertrag. Selbstbestimmung, Traditionalismus und Aufschwung“, „1975-1984 Ein gewisser Optimismus. Aufbruch und Widerstand“ oder „2015-2025 Die Zukunft ist ungewiss. Mutig in die neuen Zeiten“, um unsere jüngste Vergangenheit mit sportlichen Jubelposen abzuschließen.

 TV-Debatte zwischen Bru¬no Kreisky und Josef Taus Foto: Ernst Kainerstorfer 1975

TV-Debatte zwischen Bru¬no Kreisky und Josef Taus Foto: Ernst Kainerstorfer 1975

Falco Foto: Ernst Kainerstorfer um 1985

Falco Foto: Ernst Kainerstorfer um 1985

Zusammengestellt haben diesen gewaltigen Bilderbogen Dr. Hans Petschar und Mag. Michaela Pfundner aus den umfangreichen Bildbeständen der Österreichischen Nationalbibliothek.

In Vitrinen liegen Zeitungen und Magazine wie „das profil“, das über viele Jahrzehnte die Protagonisten österreichischer Geschichte auf seinem Cover verewigte. Auf Stelen finden sich unvergessene Pressefotos neben Plakaten, die auf höchst ausdrucksvolle Weise das jeweilige Befinden des Staatsvolks vermitteln. Für die erste Befriedigung dadurch erweckter Neugier bzw. Erinnerung gibt es dazu jeweils kurze Texte. In Ruhe und ausführlich nachzulesen sind alle die Hintergründe im Begleitbuch zur Ausstellung, beispielsweise zum Gipfeltreffen von John F. Kennedy mit Nikita Chruschtschow (Fotograf: Gustav Schikola), den von Ernst Kainersdorfer festgehaltenen TV-Diskutanten Bruno Kreisky und Josef Taus oder dem in einer Decke verhüllten Entführungsopfers Natascha Kampusch, aufgenommen bei ihrer Befreiung vom APA-Fotografen Gerhard Deutsch am 26. August 2006. Entstanden ist damit zweifellos eines der besten Geschichtsbücher Österreichs; penibel im Text aufgearbeitet und wie kaum ein anderes opulent bebildert.

Einsturz der Reichsbrücke Foto: Walter Wobrazek 1. August 1976

Einsturz der Reichsbrücke Foto: Walter Wobrazek 1. August 1976

Nationalbibliothek Logo 250

Statistik