Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit, Ausstellungsansicht © NHM Wien, Chloé Potter

Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit, Ausstellungsansicht © NHM Wien, Chloé Potter

HIER NAGT NICHT NUR DER ZAHN DER ZEIT sondern vielerlei Arten von Schädlingen

Dr. Pascal Querner auf Schädlingsjagd © NHM Wien, Christina Rittmannsperger

Dr. Pascal Querner © NHM Wien, Christina Rittmannsperger

Ganz groß im Blick: Museumskäfer, Motten, Schimmel und der Klimawandel

Leicht hatten es gefräßige Schädlinge auch bisher nicht im Museum. Mit der Fülle an Präparaten war der Tisch zwar reich gedeckt, aber die erhoffte Nahrung war mit DDT oder Naphthalin von sorgsamen Restauratoren ungenießbar gemacht. Trotzdem gelang es Spezialisten wie Tineola bisselliella (Kleidermotte), Anthrenus verbasci (Wollkrautblütenkäfer), Ctenolepisma longicaudatum (Papierfischchen) & Co. immer wieder, wertvolle Objekte zu befallen und für die Forschung unbrauchbar zu machen. Erschwerend dazu kommt der Klimawandel, der für derlei Schadinsekten beste Voraussetzungen schafft. Es war also höchst an der Zeit, dieser Problematik wissenschaftlich zu begegnen. Mit der von der Expertise so formulierten Integrierten Schädlingsbekämpfung sollen die angepeilten Ziele mit Frieren, Stickstoffvergasung, Prävention und regelmäßigem Monitoring mittel wirksamer Fallen erreicht werden.

Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit, Ausstellungsansicht © NHM Wien, Chloé Potter

Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit, Ausstellungsansicht © NHM Wien, Chloé Potter

Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit, Ausstellungsansicht © NHM Wien, Chloé Potter

Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit, Ausstellungsansicht © NHM Wien, Chloé Potter

Darum geht es in erster Linie in der Sonder- und späteren Wanderausstellung „Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit“ (bis 15. Juni 2025 im Saal 21). Kurator ist der „oberste Kammerjäger“ am NHM, Dr. Pascal Querner, unterstützt von Constanze Fuhrmann, Referatsleiterin „Umwelt und Kulturgüterschutz“ Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Drei Themenbereiche bieten als systematisches Gerüst staunenden Besucherscharen entsprechend Überblick. Staunend deswegen, da ihnen Kleinstes in beeindruckender Größe entgegentritt. Erster Eyecatcher sind Fotos von Museums- und Wohnungsschädlingen in x-facher Vergrößerung, in der sich ein Brotkäfer locker mit einer Katze messen kann. Kästen und Plattformen mit Infomaterial und beredten Beispielen erzählen von historischer und aktueller Schädlingsbekämpfung in Museen. Der dritte Punkt dreht sich um den Klimawandel und dessen nicht zu untershätzender Einfluss auf Insekten und Pilze.

An dieser Stelle ist zu erfahren, dass „Insekten ihre Körpertemperatur kaum regulieren können und damit ihre Aktivität, Entwicklung und Fortpflanzung von Innenraumtemperatur (und zum Teil relative Feuchte) direkt abhängig ist“ und dadurch ein ungebremstes Wachstum der Population begünstigt wird. Als künstlerische Klammer darüber liegen irritierende Fotos von Klaus Pichler. Seine Arbeiten zeichnen sich durch Ironie und eine kritische Perspektive aus, um als museales Memento mori zum Nachsinnen über die Vergänglichkeit von für die Ewigkeit gedachter Präparate herauszufordern.

Neue Fotoserie "Zeugnisse der Zerstörung" von Künstler Klaus Pichler © NHM Wien, Chloé Potter

Neue Fotoserie "Zeugnisse der Zerstörung" von Künstler Klaus Pichler © NHM Wien, Chloé Potter

 Situla von Kuffern, Eisenzeit © NHM Wien

Situla von Kuffern, Eisenzeit © NHM Wien

20€ SALZKAMMERGUT Silber für das weiße Gold

Das Werden einer Münze

Das Werden einer Münze

Die erste Münze einer dreiteiligen Serie wurde präsentiert

Das Salz hat der Region den Reichtum gebracht. Seit 5.000 Jahren wird in Hallstatt dieses so essentielle Element unseres Lebens abgebaut. Nicht umsonst spricht man vom „weißen Gold des Salzkammergutes“, das mit solidem Gold bezahlt wurde. Man muss sich vorstellen, wie mühsam es in der Steinzeit war, in den Berg vorzudringen, die wertvollen Brocken nach draußen zu bringen und mit einfachster Technik daraus eine handelbare Ware zu gewinnen. Dass es sich mehr als ausgezahlt hat, beweisen tausende Funde, die von Archäologen zutage gefördert und wissenschaftlich bearbeitet wurden. Sie sind alle bestens erhalten, denn Salz konserviert, und sie geben damit ein ungemein klares Bild von den Lebensumständen und der Arbeitsweise der Altvorderen. Das Erstaunliche daran ist die Tatsache, dass es damals bereits eine Art Welthandel gegeben hat. Der Griff an einem Schwert ist aus Elfenbein, verziert wurde es mit Bernstein. Diese Marriage aus Süd und Nord ist nur eines der zahllosen Beispiele, an denen weitrechende wirtschaftliche Kontakte nachgewiesen werden können.

 Münze mit Bergbau Abbildung © Münze Österreich

Münze mit Bergbau Abbildung © Münze Österreich

 Lindenbastseil © NHM Wien

Lindenbastseil © NHM Wien

Diesem Umstand trägt die dreiteilige Serie von Münzen mit dem Titel „Bergbau“ Rechnung. Die Münze Österreich führt unter der Bezeichnung „Das weiße Gold des Salzkammergutes“ in die Zeit zurück, als mit scheinbar primitiven Methoden extrem effizient gearbeitet wurde. Die erste Ausgabe zeigt neben der Wertangabe den Pickel aus Hirschgeweih. Eine Spitze aus Bronze sitzt in spitzem Winkel am Griff und ermöglichte damit Kraft schonende Arbeit.

Solch raffiniertes Werkzeug gibt es sonst nirgends auf der Welt, ist also eine höchst innovative Entwicklung der alten Hallstätter. Die Arbeiter dazu sind auf der anderen Seite der Münze zu sehen. Nachgebildet sind sie den Darstellungen, wie sie auf Bronzegefäßen der Eisenzeit (Situlen) gefunden wurden; in der Tracht und der Haltung, mit der sie im Stollen zugange waren. Die nächste Münze dieser Serie wird sich mit dem Handel und die dritte mit dem Ritus beschäftigen. Man darf gespannt sein, welche Details sie aus einer großen Vergangenheit erzählen, die in enger Kooperation vom NHM und seinen Archäologen aus der Fülle an wissenschaftlichen Erkenntnissen für die Münze Österreich aufbereitet wurde. Als Zahlungsmittel ist dieses Prachtstück gerade 20€ wert, so steht es drauf. Da es sich aber um eine Silbermünze und in polierter Platte um ein begehrtes Sammlerstück handelt, sind beim Kauf derzeit 69,60 Euro zu berappen. Damit erwirbt man sich nicht nur Edelmetall, sondern eine Geschichte, die in feinster Gravur und ausgezeichneter Handarbeit für die Ewigkeit festgehalten ist.

Auf der Münze dargestellte Werkzeuge

Auf der Münze dargestellte Werkzeuge

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