Kultur und Weindas beschauliche MagazinDER LIEBESTRANK für blinde und sehbehinderte Menschen
„Audiodeskription“ ist das Zauberwort, das in seiner Übersetzung an sich bereits seine segensreiche Wirkung beschreibt. Über das Hören wird vieles, das auf einer Bühne an sich nur sichtbar ist, beschrieben. Damit wird, so Opernsänger Clemens Unterreiner, sehbehinderten Menschen das Gesamterlebnis einer Oper in weit größerem Maße als bisher ermöglicht. In Österreich gab es diesbezüglich erst Versuche an der Oper Graz, einige Male wurde diese Technik an großen Häusern in Deutschland, Frankreich oder Spanien eingesetzt. Damit kommt der Oper Burg Gars eine Pionierrolle zu. „Wir spielen damit in der Champions League der Opern mit“, darf der Intendant der Oper Burg Gars stolz verkünden. Er selbst ist seit gut zehn Jahren BSVÖ (Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich)-Botschafter. Seine Beziehung hat ihre Wurzeln in seiner Kindheit, in der er, wie er kurz andeutet, selbst blind gewesen ist. Umso mehr war es ihm nun ein Anliegen, gemeinsam mit Dr. Markus Wolf, Präsident des BSVÖ, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass damit ein, so Dr. Wolf, „wichtiges Werkzeug der Barrierefreiheit“ zum Einsatz kommt.
Das Handy mit seinen Apps ist nicht geeignet. Das Signal muss ohne Verzögerung an das Ohr gelangen, um ein akustisches Bild vom Geschehen auf der Bühne zu schaffen. Zum ersten Einsatz in Gars kommt die Audiodeskription am 1. August 2024 im Rahmen von „L´elisir d´amore“. Regieeinfälle von Cornelius Obonya, das Bühnebild von Walter Vogelweider oder die Kostüme von Kati Farkas werden ebenso mitgeteilt wie die deutschen Texte der in der Originalsprache aufgeführten Oper von Gaetano Donizetti. Die KULTURBURG lockt mit OPER, KULTUR, EVENT.
Am Hauptprogramm der großen Open-Air-Opernbühne hat sich nichts geändert. Vom 13. Juli bis 3. August 2024 wird wieder ohne elektronische Verstärkung gesungen und gespielt, und das vor einem ca. 3000 Plätze umfassenden Auditorium. „L´elisir d´amore – Der Liebestrank“ von Gaetano Donizetti ist Belcanto vom Feinsten und verzaubert gewiss auch die bald 1.000 Jahre alte Kulisse mit italienischem Lebensgefühl. Und doch erscheint das dem neuen Intendanten KS Clemens Unterreiner zu wenig. Er sieht wesentlich mehr Möglichkeiten, in dieser einzigartigen Lokation Kultur in jeder Form zu verwirklichen – und er hat deswegen jüngst die „KULTURBURG“ aus der Taufe gehoben.
Es beginnt mit einem Muttertagskonzert (12. Mai), bei dem er selbst mit seinen persönlichen Lieblingsliedern auftreten wird. Der Yamaha-Flügel aus dem Hause A. Förstl, auf dem ihn Elias Gillesberger begleiten wird, steht vor Wind und Wetter geschützt in dem dafür adaptierten Festsaal, wo an die 100 Gäste in einem von uralten Mauern geschaffenen Ambiente Platz finden.
Aida,Ensemble © Pressedienst Anker AIDA Opus Magnum des scheidenden Markgrafen
Angeblich musste Giuseppe Verdi überlistet werden, um sein Genie einem Stoff aus dem alten Ägypten zuteil werden zu lassen. Die Drohung, andernfalls Richard Wagner damit zu beauftragen und ein entsprechend verlockendes Salär überzeugten den Meister der italienischen Oper am Ende doch, diese Oper zu schreiben. Für das Libretto wurde Antonio Ghislanzoni gewonnen, der die Handlung nach einem Szenarium des Ägyptologen Auguste Mariette erdachte. Im Grunde ist es eine Dreiecksbeziehung, in der sich zwei Frauen und ein Mann aufreiben, in zwei Fällen bis zum Ableben und im dritten Fall zu lebenslangem Unglück. Der erfolgreiche Feldherr Radamès liebt die Sklavin Aida, soll aber die ihm von tiefstem Herzen zugetane Königstochter Amneris heiraten. Millionen von Opernbesuchern haben schon mitgelitten und wohl auch Tränen vergossen, wenn Radamès eingemauert wird und seinen letzten Trost in Aida findet, die mit ihm in den Tod gegangen ist. Freilich, es ist wie immer die Liebe, die einer angeblichen Vernunft der Herrschenden und deren Kriegslust unterliegt, bei in der Musik von Verdi aber als klare Siegerin die düsteren Mächte überstrahlt.
Johannes Wildner hat dieses gewaltige Werk als krönenden Abschluss seiner Tätigkeit als musikalischer Babenberger in der Oper Burg Gars gewählt. Mit Regisseur Philipp Harnoncourt und Rainer Heissenberger (Bühnenbild) hat er die Wüste von den Ufern des Nils in das Waldviertel versetzt. Auf dem sandigen Untergrund wirkt neben einem von David Ricardo Salazar solid einstudierten Chor und einer engagierten Komparserie ein bis in die Nebenrollen stimmstarkes Ensemble. Die Kostüme (Elisabeth Ahsef) sind, ehrlich gesagt, gewöhnungsbedürftig. Il Re, der Pharao, erscheint eher wie ein Indianerhäuptling und seine Untergebenen erinnern an den Aufmarsch eines orange gewandeten Ku-klux-Klans. Wenn aber Krzysztof Borysiewicz seinen Bass erklingen lässt, vergisst man die sonderbare Aufmachung. Das gleiche gilt für Stephano Park als Oberpriester Ramfis, der sich mit spitzer Mütze wie ein mächtiger Turm im turbulenten Geschehen behauptet.
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