Kultur und Weindas beschauliche MagazinAusstellungsansicht Akseli Gallen-Kallela. Finnland erfinden Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien AKSELI GALLEN-KALLELA Das romantische Pathos des Nordens
Die legendäre Salonnière Berta Zuckerkandl erzählte über ihre Begegnung mit Akseli Gallen-Kallela: „Und da stand plötzlich Klimt vor mir, neben ihm ein Recke. Schwarzes Haar, blaue blitzende und doch traurige Augen.“ Der Mann hat sie also beeindruckt, eine Frau, zu deren täglichen Gästen die Großen der damaligen Wiener Kulturszene gehörten. Der finnische Künstler war zu einer Teilnahme an der XIX Ausstellung der Wiener Secession 1904 eingeladen worden und durfte als Zeichen besonderer Wertschätzung in der Loge von Gustav Mahler eine Oper genießen. Er war international längst ein Begriff. Dank seiner regen Reisetätigkeit war er aus dem damals russisch beherrschten Land an der Ostsee durch Europa gereist, hatte unter anderem in München Station gemacht und war 1900 für den finnischen Pavillon auf der Weltausstellung in Paris für Wandmalereien und Designentwürfe ausgezeichnet worden.
Sein Aufenthalt in der Hauptstadt der Donaumonarchie war nicht zuletzt ein Grund, sich nach 120 Jahren an ihn zu erinnern. Im Unteren Belvedere ist diesem nordischen Vertreter der realistischen Moderne nun bis 2. Februar 2025 die Ausstellung „Akseli Gallen-Kallela. Finnland erfinden“ gewidmet. Auf seinen Bildern entführt er uns nicht nur in die herbe Schönheit seiner Heimat abseits der Zivilisation, er stellt uns auch in liebenswürdigster Weise die Menschen vor, die ihm bei seinen Wanderungen begegnet sind, und er erzählt über den reichen Schatz an Mythen. Gallen-Kallelas erstes großformatiges Gemälde zu einem Kalevala-Thema stellt eine Episode aus der Aino-Sage dar, der Geschichte eines Mädchens, das dem alten Weisen Väinämöinen als Braut versprochen war. Beim Versuch, dem unerwünschten Freier zu entkommen, ertrinkt Aino in einem See und verwandelt sich in einen Wassergeist. Vielleicht erscheint sie bis heute am Keitele-See oder dem Ruovesi-See, an dem Gallen-Kallela sein Atelierhaus erbaut hatte. Akseli Gallen-Kallela, Aino-Mythos, Triptychon, 1891 Foto: Finnische Nationalgalerie, Helsinki / Hannu Aaltonen Die Gemälde sind ansprechend und höchst ästhetisch, oder anders gesagt, sie sind Botschafter für einen romantischen Nationalismus, der ihm zutiefst am Herzen lag. So entwarf er, nachdem Finnland das Joch der russischen Herrschaft abgeschüttelt hatte, 1917 dessen Embleme und als Adjutant von Reichsverweser Carl Gustav Mannerheim Flaggen, Banknoten oder Medaillen.
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