Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 Ausstellungsansicht Akseli Gallen-Kallela. Finnland erfinden  Foto: Johannes Stoll / Belvedere

Ausstellungsansicht Akseli Gallen-Kallela. Finnland erfinden Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

AKSELI GALLEN-KALLELA Das romantische Pathos des Nordens

Akseli Gallen-Kallela, Imatra im Winter 1893

Akseli Gallen-Kallela, Imatra im Winter 1893 (Detail)

Ein beeindruckender finnischer Künstler als Vertreter der realistischen Moderne

Die legendäre Salonnière Berta Zuckerkandl erzählte über ihre Begegnung mit Akseli Gallen-Kallela: „Und da stand plötzlich Klimt vor mir, neben ihm ein Recke. Schwarzes Haar, blaue blitzende und doch traurige Augen.“ Der Mann hat sie also beeindruckt, eine Frau, zu deren täglichen Gästen die Großen der damaligen Wiener Kulturszene gehörten. Der finnische Künstler war zu einer Teilnahme an der XIX Ausstellung der Wiener Secession 1904 eingeladen worden und durfte als Zeichen besonderer Wertschätzung in der Loge von Gustav Mahler eine Oper genießen. Er war international längst ein Begriff. Dank seiner regen Reisetätigkeit war er aus dem damals russisch beherrschten Land an der Ostsee durch Europa gereist, hatte unter anderem in München Station gemacht und war 1900 für den finnischen Pavillon auf der Weltausstellung in Paris für Wandmalereien und Designentwürfe ausgezeichnet worden.

Akseli Gallen-Kallela, Junge mit Krähe, 1884

Akseli Gallen-Kallela, Junge mit Krähe, 1884

  Akseli Gallen-Kallela, Die Verteidigung des Sampo, 1896  Foto: Turku Art Museum / Kari Lehtinen

Akseli Gallen-Kallela, Die Verteidigung des Sampo, 1896 Foto: Turku Art Museum / Kari Lehtinen

Sein Aufenthalt in der Hauptstadt der Donaumonarchie war nicht zuletzt ein Grund, sich nach 120 Jahren an ihn zu erinnern. Im Unteren Belvedere ist diesem nordischen Vertreter der realistischen Moderne nun bis 2. Februar 2025 die Ausstellung „Akseli Gallen-Kallela. Finnland erfinden“ gewidmet. Auf seinen Bildern entführt er uns nicht nur in die herbe Schönheit seiner Heimat abseits der Zivilisation, er stellt uns auch in liebenswürdigster Weise die Menschen vor, die ihm bei seinen Wanderungen begegnet sind, und er erzählt über den reichen Schatz an Mythen. Gallen-Kallelas erstes großformatiges Gemälde zu einem Kalevala-Thema stellt eine Episode aus der Aino-Sage dar, der Geschichte eines Mädchens, das dem alten Weisen Väinämöinen als Braut versprochen war. Beim Versuch, dem unerwünschten Freier zu entkommen, ertrinkt Aino in einem See und verwandelt sich in einen Wassergeist. Vielleicht erscheint sie bis heute am Keitele-See oder dem Ruovesi-See, an dem Gallen-Kallela sein Atelierhaus erbaut hatte.

 Akseli Gallen-Kallela, Aino-Mythos, Triptychon, 1891  Foto: Finnische Nationalgalerie, Helsinki

Akseli Gallen-Kallela, Aino-Mythos, Triptychon, 1891 Foto: Finnische Nationalgalerie, Helsinki / Hannu Aaltonen

Die Gemälde sind ansprechend und höchst ästhetisch, oder anders gesagt, sie sind Botschafter für einen romantischen Nationalismus, der ihm zutiefst am Herzen lag. So entwarf er, nachdem Finnland das Joch der russischen Herrschaft abgeschüttelt hatte, 1917 dessen Embleme und als Adjutant von Reichsverweser Carl Gustav Mannerheim Flaggen, Banknoten oder Medaillen.

Dennoch sieht er sich nicht als Philanthrop, wenn er sagt: „Ich bin, was meine Gefühle anbelangt, nicht sozial, sondern ein Waldschrat.“ Er ist viel durch die Welt gereist, nicht ohne zu bemerken: „Fernweh, unser Fernweh. Auch ich erkranke daran von Zeit zu Zeit. Und doch: Wenn in meiner Seele Bilder von der Lieblichkeit ferner Länder schillern, taucht zugleich aus irgendeinem hinteren Winkel ein anderes Bild auf, ein heimisches und stilles.“ Denn sein wahres Zuhause war die Natur mit den weiten Wäldern, der Pantheismus und die darin verborgene Mystik. So beklagt sich Gallen-Kallela darüber, dass die alten heiligen Bräuche der „Zivilisation“ gewichen sind: „Kaum noch sind die Ebereschen im Garten heilig, heilig die Äste der Eberesche.“ Akseli Gallen-Kallela hieß bei seiner Geburt 1865 Axel Waldemar Gallén und änderte seinen Namen erst 1907 ins Finnische, seine Ausbildung erhielt er unter anderem in Paris und war ab 1890 glücklich mit seiner Muse Mary verheiratet. Nach künstlerischen Großtaten wie die malerische Gestaltung der Kuppel des Finnischen Nationalmuseums stirbt er 1931 und wird im Rahmen eines Staatsbegräbnisses in Helsinki beigesetzt.

 Akseli Gallen-Kallela, Palokärki (Der große Schwarzspecht), 1894  Foto: Musée d’Orsay, Paris

Akseli Gallen-Kallela, Palokärki (Der große Schwarzspecht), 1894 Foto: Musée d’Orsay, Paris / Patrice Schmidt

Belvedere Logo neu 300

Statistik