Kultur und Wein

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Ausstellungsansicht "Gustav Klimt – Pigment & Pixel, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Ausstellungsansicht "Gustav Klimt – Pigment & Pixel, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

GUSTAV KLIMT – PIGMENT & PIXEL Ein Blick in die Tiefe seiner Gemälde

Ausstellungsansicht Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Ausstellungsansicht,  Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Dank Technologie eine neue Dimension der Kunst erleben

Üblicherweise steht man andächtig vor den Gemälden von Gustav Klimt, bewundert die Geschlossenheit der Komposition aus Motiv, Strich und Farben oder lässt sich einfach von der Pracht des Bildes beeindrucken. Die beste Gelegenheit bietet sich dazu freilich im Belvedere, der angemessenen Heimat vieler seiner Werke. Dieses Kunsterlebnis genügt unsereinen an sich, um beseligt vom Museum nach Hause zu gehen. Es geht an einem schlicht vorbei, dass hinter der genossenen Faszination wunderbare Geheimnisse stecken. Doch eben daran wird intensiv geforscht. Es ist fruchtbringende Neugier, die unter die Schichten der Farben dringt und die Malweise des Meisters analysieren will. Wie weit hielt er sich an die Vorzeichnungen auf den vom ihm selbst präparierten Leinwänden? Wie hat Klimt das Gold und andere Edelmetalle aufgebracht, in teils zarten Linien und Ornamenten, dass sie bis heute eine stabile Oberfläche bilden?

 Gustav Klimt, Nach dem Regen (Detail), 1898  Foto: Belvedere, Wien

Gustav Klimt, Nach dem Regen (Detail), 1898 Foto: Belvedere, Wien

 Gustav Klimt, Nach dem Regen (Detail), 1898, Röntgenaufnahme  Foto: Belvedere, Wien

Gustav Klimt, Nach dem Regen (Detail), 1898, Röntgenaufnahme Foto: Belvedere, Wien

Ein Team um Kurator Franz Smola hat nun die Ergebnisse dieser über das rein Restauratorische hinausgehenden Untersuchungen dem Publikum in der Spezialausstellung „Gustav Klimt – Pigment & Pixel“ in der Orangerie (bis 7. September 2025) zugänglich gemacht. Technologien wie Röntgenstrahlen mit großem Graustufenbereich beispielsweise, aber auch das Mikroskop legen Grundierung und Skizze, also den ersten Entwurf frei. Gearbeitet wird auch mit Ultravioletter Strahlung, die Aufschluss über Pigmente, Farbstoffe, Harze und pflanzliche Fasern gibt. Die Ergebnisse werden nun den Originalen in einem spannenden Gegensatz gegenüber gestellt. Als beredtes Anschauungsmaterial dienen unter anderem das Porträt von „Amalie Zuckerkandl“ oder „Nach dem Regen“, dessen Hühnerschar mit Bleistift vorgezeichnet wurde, was wiederum durch die sogenannte Infrarotreflektografie entdeckt wurde.

 

Im nächsten Raum geht es um das Gold in Form von Blattgold und Goldstaub, neben Platin, Silber und sogar Bronze. Gustav Klimt hat es großteils in den handwerklich üblichen Techniken aufgebracht, aber für Effekte durchaus auch in seiner Art mit den Ölfarben kombiniert.

Zu bewundern ist „Judith“, eine in Gold prangende Umgebung gefasste Dame, die mit geradezu überheblichem Blick auf die sie bewundernde Menschheit herabschaut. Hat man sich von ihr losgerissen, kommen die Pixel zu Wort. Die berühmten „Fakultätsbilder“ sind nur mehr in Schwarz-Weiß-Fotografie erhalten. Die Originale sind 1945 verbrannt. In einer Zusammenarbeit von Google Arts & Culture und dem Belvedere wurden sie dank eines eigens entwickelten Algorithmus rekoloriert. Angesichts einer gewaltigen Farbenpracht der präsentierten Gemälde gehen die Meinungen jedoch durchaus auseinander, wie weit künstliche Intelligenz sich mit dem Genie eines Gustav Klimt messen kann, der ob der Ablehnung dieser seinerzeit skandalös empfundenen Interpretationen von „Die Medizin“, „Die Philosophie“ und „Die Jurisprudenz“ zu Recht frustriert und zutiefst enttäuscht war. Wäre er mit diesem Experiment jetzt wieder glücklich? Sind wir froh, dass wir es nicht wissen. Den Abschluss bildet der Kammergarten des Prinzen Eugen, wo ab Mitte Mai von Klimt gemalte Blumensorten in natura zu bewundern sein werden

Gustav Klimt, Fakultätsbild „Die Medizin“, 1901, historische Aufnahme im Vergleich zur Rekolorierung

Gustav Klimt, Fakultätsbild „Die Medizin“, 1901, historische Aufnahme im Vergleich zur Rekolorierung (2021) Österreichische Galerie Belvedere, Wien / Image by Google Grafik: SCHIENERL D/AD, Wien

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