Kultur und Weindas beschauliche MagazinGerhard Ornig an der Trompete © Lucija Novak GERHARD ORNIG Ein „Jazz-Trompeter“ auf neuen Wegen
Von der Südsteiermark hinaus in die Welt, so könnte man die Karriere von Gerhard Ornig auf den kürzesten Nenner bringen. Der junge Mann (*1990) hat in Graz am Johann-Josef-Fux-Konservatorium das Trompetenspiel gründlich studiert, ist dann seiner Neigung folgend in die Abteilung für Jazz der Universität für Musik und darstellende Kunst gewechselt. Sein Masterstudium hat er am Conservatorium van Amsterdam absolviert und sich ein Semester lang an der renommierten Manhatten School of Music perfektioniert, um schließlich bei Riga Jazz Stage als „bester Trompeter“ und mit dem „Best Improvised Jazz Solo“ ausgezeichnet zu werden. Kein Wunder, dass Ornig mittlerweile über Österreich und Europa hinaus ein Begriff für Improvisation, Komposition und Arrangement ist; zumindest für Insider dieses Genres. In dem Moment aber, wenn man eine seiner CDs auflegt, ist man auch als Liebhaber ganz anderer Musikrichtungen gefangen von der Freiheit, die seine Performance in diversen Besetzungen auszeichnet. Neben zahlreichen Engagements als Sideman erobert er mit zwei Ensembles als Solist die Bühnen. Das eine ist das „Gerhard Ornig Trio“, bestehend aus Matt Adomeit (USA) am Bass, Attila Gyárfás (HUN) am Schlagzeug und ihm selbst an der Trompete. Drei Musiker vereinigen darin ihren unterschiedlichen Background, um auf diesem Weg neue musikalische Wege zu erkunden. Gespielt werden großteils Kompositionen von Gerhard Ornig, die geheimnisvolle Titel wie „Vecuk“, „Gerade 1“ oder „The Enlighted Pyramid“ tragen. Titelgebend für die damit eingespielte CD ist „First Flow“ (erschienen beim Label Freifeld Tonträger), programmatisch für die ungewohnte, aber bestechend anziehende Art und Weise, vermeintlich Gegensätzliches zusammen zu führen. Die drei Instrumentalisten jonglieren mit Virtuosität die Töne, um sie, wie Ornig selbst schreibt, ideenreich zu etwas musikalisch Ureigenem zusammenfassen. Helle Kaskaden der Trompete matchen sich mit dunklen Tonwirbeln des Basses, zusammengehalten von einfühlsamen Beats der Drums. Sie lassen Musik entstehen, die zwar dem Jazz verpflichtet ist, mit ihrem Einfallsreichtum aber weit darüber hinausgeht, Grenzen von Hörgewohnheiten sprengt und, wie Michael Ternal im Musikportal MICA geschrieben hat, in einem hohen Maß zu unterhalten weiß. Eine Information, für alle, die daran Feuer gefangen haben: Die zweite CD des Trios ist bereits in Arbeit und wird in Kürze erscheinen. Das Quartett 4 Season in Aktion © Lucija Novak Mit der zweiten Band „4 Seasons“, einem Kollektiv, hat Gerhard Ornig das experimentelle Feld seines Schaffens erweitert. Ein klassisches Jazzquartett ohne Harmonieinstrument erzeugt einen ungemein transparenten Sound; mit Unisono-Melodien, komplexen rhythmischen Formen und Strukturen, in denen er selbst mit der Trompete, Karel Eriksson auf der Posaune, Koutsonanos Vasilis am Bass und Luis Oliveira am Schlagzeug unterschiedliche Klangstimmungen kombinieren. Die verschiedenen Nationalitäten, verbunden durch die Musik, erlauben ein kreatives Schreiben, das bis zum Einsatz des Kontrapunktes (Fux lässt grüßen) reicht. Seit ihrer Gründung 2015 webt diese Formation erfolgreich und gefeiert mit Tourneen durch Festivals wie 12 Points in San Sebastian, dem Baywerischen Jazzweekend oder Jazzét in Athen. Dazu kommen Auftritte in der Jazzwerkstatt Graz und im Radio bei Ö1. Die dazu veröffentlichte CD trägt somit auch den Titel „Long Ride“ (Freifeld Tonträger, erhältlich bei ITunes und Bandcamp) und ist, mit den Worten des legendären Bassisten Greg Cohen, „ausdrucksstark, zackig, rhythmisch hypergeladen.“ Die Südsteiermark bringt also nicht nur guten Welschriesling, Morillon oder Sauvignon Blanc hervor. Sie ist auch ein guter Nährboden für kulturelle Aktivitäten, was wohl nicht zufällig mit dem Wein zusammenhängt. Dessen inspirierende Kraft bringt auch junge Menschen dazu, sich musikalisch zu betätigen. Gerhard Ornig bildet in der ihm verbleibenden Zeit angehende Trompeter und Flügelhornisten für die örtlichen Musikkapellen in der Musikschule Premstätten heran und trägt damit einen unschäzbaren Beitrag für die örtliche Kultur bei. Statistik |