Kultur und Weindas beschauliche MagazinWG WIDER WILLEN bis sich rechts und links mittig treffen
Also haben sie genügend Zeit, dem jeweils anderen einen Berg von Klischees an den Kopf zu werfen. Man kennt ja die Reden beider Seiten zur Genüge. Er lässt sich z. B. über die muslimischen Einwanderer aus, worauf sie reflexartig den Islam verteidigt. Er reißt Witze über die mit ihren Schlauchbooten im Mittelmeer verunglückten Afrikaner auf ihrem Weg zur Party in Europa, sie glaubt noch felsenfest an ein grausames Schicksal, das diese Menschen Richtung Erste Welt treibt. Und beide sind unfähig, das Körnchen Wahrheit in den Ansichten des bzw. der anderen zu vernehmen. Dass es trotzdem ein Happy End gibt, ist ein Hoffnungsschimmer in einer Welt, die allzu gern nur in Schwarz und Weiß zu denken beliebt und zwangsläufig alles und jedes einer extremen Ideologie zuordnen muss.
Ise Papendorf, eine junge Bühnenautorin, hat diesen Zweikampf auf der Basis einer Idee von Sascha Titel zu einem engagierten Theaterstück ausgebaut. Saschas Partnerin, eine linke Zecke, ist Judita Suchy. Er selbst ist mutig genug, die Rolle des Frank zu übernehmen. Dieser Typ ist nämlich der geborene Loser, dem man nicht den Funken von Zuneigung schenken sollte. Was will man mit einem Zeitgenossen anfangen, der sich in seiner Langeweile ein Hitlerbärtchen auf die Oberlippe malt, um damit seinem Idol ähnlicher zu werden. Sie dagegen vertritt kompromisslos das ihrer Ansicht nach Gute und wird deshalb aber auch nicht sympathischer. Dabei sind beide wirklich nette junge Leute.
Statistik |