Kultur und Wein

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SCHEINY´S ALL STAR YIDDISH REVUE *** Geshray fun der Vilde Kachke

Deborah „Scheiny“ Gzesh mit Band © Thomas Schluet

Musik wie ein Gemälde von Marc Chagall

Vielleicht kennen Sie das Bild von Marc Chagall, auf dem Bräutigam und Braut durch die Luft fliegen, in ihrer Freude und Liebe jede Erdenschwere unter sich gelassen haben. Man hört dazu förmlich die Musik, die zu dieser jüdischen Hochzeit aufgespielt wird. Texte voll herbem Witz und teils bitterer Ironie mit Melodien in melancholischen Tonarten, die sich wie Moll ausnehmen, und rasanten Rhythmen, ausgeführt mit Akkordeon, Klarinette (Saxophon), Schlagzeug und Kontrabass; eben Klezmer, wie er seit Jahrhunderten, vielleicht tausenden Jahre die jüdische Diaspora kulturell und nicht zuletzt emotional zusammenhält.

Cover der CD SCHEINY´S ALL STAR YIDDISH REVUE

Es sind Klänge, die im Lauf der Zeit und der Wanderungen durch aller Herren Länder viele Elemente und Harmoniesysteme in sich aufgenommen haben und trotzdem ganz eindeutig einer bestimmten Kultur, eben der jüdischen, zuzuordnen sind. Sie haben längst auch bei Nichtjuden begeisterte Fans gefunden, die möglicherweise das Jiddische der Lyrics gar nicht verstehen, aber vom Gesamteindruck dieser Musik mitgerissen werden. Für alle diese gibt es nun eine CD der in Österreich lebenden Amerikanerin Deborah „Scheiny“ Gzesh mit 13 Liedern in Jiddisch und Yinglish (eine Mischung aus Jiddisch und Englisch), wie es, so die Sängerin, für die zweite Generation der Migranten typisch ist. „Scheiny´s All Star Yiddisch Revue“ ist der Titel dieser Sammlung von Songs, die Lust darauf machen, sich in das Wagnis einer Bekanntschaft mit Dudl, Hudl und dem Shtrudl oder dem „Geshray fun der Vilde Kachke“ (Dem Schrei der Wildgänse) einzulassen.

 

„Quetsch des Knepl“ heißt eine Nummer, komponiert und getextet von Kobi Oz, dem Sänger der israelischen Gruppe Teapacks, mit der er vor ein paar Jahren am Eurovision Song Contest teilgenommen hat. Der Titel bedeutet nichts anderes als „Push the Button“, drück also auf den roten Knopf, der die Atombomben auslöst. Die erste Strophe stellt fest, dass die Welt voller Banditen ist, verrückten Tyrannen und unmöglichen Hooligans, die einen dämonischen Technologiemarkt betreiben. Den Gangstern in den feinen Anzügen soll man nicht trauen, denn solange noch die eine Alarmglocke klingt, passiert bereits die nächste Tragödie. Der Kommentar dazu: „vey iz mir…!“

Lyrisch wird´s mit „Ikh Shtey Unter a Bokserboym“, einem Gedicht von Zyame Telesin. Deborah „Scheiny“ Gzesh, begleitet von Martina Cizek am Saxophon, Muamer Budimlić mit dem Akkordeon, W.V.Wizlsperger am Bass und Paul Skrepek an den Drums, besingt darin, dass sie unter dem Johannesbrotbaum gestanden ist, was ihr aber alles andere als leicht gefallen ist. Grün und frei ist´s dagegen beim Sitzen unter dem Feigenbaum. Liegend unter dem Mandelbaum erscheint ihr sogar ein Traum. Unter allen drei Bäumen trocknet sie ihre Tränen, aber nicht leicht, nicht leicht, wie das Saxophon in einem klagend verklingenden Ton verrät. „Ain Kik auf dir“ (Alexander Olshanetsky) lässt auf ein Liebesgeständnis schließen, das vielleicht mit einem „Kiss of Meyer“ (Mickey Katz) erfüllt wird. Man feiert mit beim „Hanukkah in Santa Monica“ (Tom Lehrer), um schwungvoll zum „Miami Beach Rumba“ mit einem jiddischen Text von Seymour Rechtzeit durch die jüdische Musikwelt zu tanzen.

Deborah „Scheiny“ Gzesh © Armin Bardel

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