Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Beaver Lab presents Beaver Land, Installation von Franziska Thurner und Fabian Holzinger

Beaver Lab presents Beaver Land, Installation von Franziska Thurner und Fabian Holzinger

KLIMAGERECHTIGKEIT auf dem Weg einer „kollektiven Reise“

Reise zur Klimagerechtigkeit, Ausstellungsansicht

Reise zur Klimagerechtigkeit, Ausstellungsansicht

Mit Kunst über Ökologie hinausgehende Lernprozesse zu weltweiten „Ungerechtigkeiten“ anstoßen

Es ist ein Satz mit Grübelpotential, der in die Jahresausstellung der SOHO Studios in Ottakring hineinführt: „Im Einklang mit der Natur zu leben, haben die kurzsichtigen Industriegesellschaften mit Herablassung sogenannten ,Naturvölkern´ überlassen und sich auf ein Unmaß an Erfindungen gestürzt.“ Auch der Titel hat es in sich: „Eine kollektive Reise zu Klimagerechtigkeit: gemeinsam lernen, gemeinsam handeln.“ Damit sollen, ebenfalls nicht ganz unkompliziert, „komplexe Beziehungen von historischen, sozialen und wirtschaftlichen Ursachen der gewachsenen Ungerechtigkeiten, die eng mit ökologischen Entwicklungen in Zusammenhang stehen, mittels zeitgenössischer Praktiken sichtbar und be/greifbar gemacht werden.“ Wer ratlos vor diesen kunstvoll intellektuellen Wortgebilden steht, der wird auf das Angenehmste überrascht, wenn er die Schau endlich betreten hat und in die Vielfalt dessen, was darunter verstanden wird, einfach mit offenen Sinnen eintaucht.

Sensible Systeme, Ursula Gaisbauer und Studierende

Sensible Systeme, Ursula Gaisbauer und Studierende

Reise zur Klimagerechtigkeit, Ausstellungsansicht

Reise zur Klimagerechtigkeit, Ausstellungsansicht

Es ist im weiteren Sinn Kunst, der diese hehre Aufgabe übertragen wurde. Mit Ideen der Marke „ungewöhnlich“ werden Themen wie die Kritik an der hierarchischen Beziehung zwischen Mensch und Natur, feministische Aspekte oder rezente koloniale Ausbeutung in vielfacher Beziehung deutlich gemacht. Die Reihe derer, die sich dazu Gedanken gemacht und diese umgesetzt haben, ist lang. Nur ein paar Beispiele: Aus der Kreativwerkstatt Brunnengasse ist das Projekt „Kollektive Freude im Widerstand“ an den Rand des Bezirkes hinausgewandert. Susana Ojeda & Friends sehen im Aktivismus einen wesentlichen Teil der Widerstandskultur. Konkret gemeint sind damit Kleidung extra für Kundgebungen, Icons, Slogans, oder Musikinstrumente aus Recycling-Materialien.

Franziska Thurner und Fabian Holzinger haben sich mit „Beaver Land“ die Holzarbeiten fleißig Damm bauender Biber zum Vorbild genommen. Immerhin tragen diese kräftigen Nager mit ihren Stauwerken zu Klima-, Hochwasser- und nicht zuletzt zum Artenschutz bei. Das Schöne daran: Es gibt Hinweise, wo derlei Biberburgen im nahen Wienerwald vor Ort erkundet werden können. Von der COMMON GROUND-Group wird der Mehrwert gemeinschaftlicher Arbeit mit einem Teppich aus geflochtenen Textil-Zöpfen mitsamt der dabei verbrachten Zeit mit Austausch und Gesprächen als reizvolles Anliegen gegen Vereinsamung angeboten. Weit zurück in die Erdgeschichte gehen dagegen die von Ursula Gaisbauer und ihren Studierenden geschaffenen Tontafeln. Unter dem Motto „Sensible Systeme“ wurden Pflanzen und Tiere aus frühen Erdzeitaltern nachgeformt, zu kollektiven Skulpturen arrangiert und gebrannt – gleichsam als künstlerisch rituelle Handlung wider den sogenannten „Phönix-Komplex“, laut dem die Menschheit die Erde verbrennen muss, um sie zu erneuern – wobei wir uns ja auf dem besten Weg dorthin befinden.

COMMON GROUND-Group bei der Arbeit © Johanna Preissler

COMMON GROUND-Group bei der Arbeit © Johanna Preissler

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