Kultur und Weindas beschauliche MagazinDrei verschleierte "Frauen" (Konstanze Breitebner, Curdin Caviezel, Soi Schüssler) © Lukas Beck MANCHE MÖGEN´S VERSCHLEIERT Lachen hilft gegen ernsthafte Blödheiten
Gehört tatsächlich Mut dazu, sich über verstockte Islamisten, demonstrationssüchtige Perser mit verknöcherten Traditionen und armselige Polizisten zwischen allen Fronten lustig zu machen? OK, die aus Persien stammende Regisseurin Sou Abadi hatte genügend Mumm und drehte 2017 ihren Erstling zu diesem Thema. „Cherchez la femme“ ist der Originaltitel des Streifens, der in unseren Landen unter „Voll verschleiert“ gelaufen ist. Einen ähnlichen Insiderstatus genießt Michael Niavarani, der aus seinem persischen Rhizom den allseits geschätzten und grandiosen Humor bezieht, der ihn zu einem unserer bekanntesten Kabarettisten gemacht hat. Wer sonst wäre wohl berufener, das französische Drehbuch zu über- und in einen Sommernachts-Schwank umzusetzen. Geworden ist daraus ein Mummenschanz, der mit Slapstick und witzigen Dialogen nicht nur Lacher generiert, sondern auch Denkanstöße liefert. Schließlich ist das Aufeinanderprallen starrer veralteter Gesinnungen mit den lockeren Lebensformen unserer Gesellschaft nicht nur in Paris ein Problem. Moscheen, die junge Leute in den Jemen zu Umerziehung schicken, oder Mütter, die auf die Partnerwahl für ihre Kinder bestehen, gibt es auch bei uns zur Genüge – und vor allem das Verbot der Vollverschleierung. Nur eine kurze Bemerkung zum Happy End: Niavaranis hiesige Wurzeln haben ihm offenbar einen irrationalen Optimismus beschert, der sogar vollkommen Unwahrscheinliches für möglich hält.
Unter „Manche mögen´s verschleiert“ ist dieses köstliche Stück Theater von Intendantin Nina Blum für die heurige Sommernachtskomödie Rosenburg aufs Programm gesetzt worden. Die Bühne steht im Zentrum des Publikums und stellt damit eine Herausforderung für die Regie dar. Marcus Ganser scheint an der Lösung dieser Aufgabe jedoch besonderen Spaß gehabt zu haben. Akteure und Kulissen tauchen aus dem Untergrund durch einen riesigen Teppich auf, es wird durch die Sektoren geradelt und die Auftritte erfolgen überraschend von allen Seiten. Das reizende Liebespaar Alexander (Curdin Caviezel) und Leila (Soi Schüssler) ist auf trickreiches Vorgehen angewiesen.
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