Kultur und Wein

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Der Diener zweier Herren, Ensemble © Johannes Ehn

Der Diener zweier Herren, Ensemble © Johannes Ehn

DER DIENER ZWEIER HERREN Hetz und Ehr´ der Commedia dell´arte!

Kurt Hexmann (Brighella), Anna Sohie Krenn (Clarice) © Johannes Ehn

Kurt Hexmann (Brighella), Anna Sohie Krenn (Clarice) © Johannes Ehn

Carlo Goldonis Komödie begeistert mit Komik, Musik und authentischen Masken.

Truffaldino ist wahrlich ein armer Hund. Sein Magen knurrt bedenklich. Deswegen läst er sich von zwei Herren engagieren. Aber beide haben dafür nicht das geringste Verständnis. Was der geschäftstüchtige Diener nicht weiß, Florindo Aretusi und der vorgebliche Federigo Rasponi, in Wirklichkeit dessen Schwester Beatrice, sind „innamorati“, also ein Liebespaar und auf gegenseitiger Suche in Venedig. Dazu kommt eine Verwirrung von Verlobung und Hochzeitsversprechen, das die beiden alten Herren Pantalone de´ Bisognosi und Dottore Lombardi in aufgeregten Streitgesprächen gegeneinander aufbringt. Allein an diesem Personal ist die Commedia del´arte zu erkennen, die mit „Der Diener zweier Herren“ von Carlo Goldoni ihre höchst kunstvolle Ausprägung gefunden hat.

Christian Spatzek (Dottore), Bernd Spitzer (Pantalone), Nadja Maleh (Beatrice) © Johannes Ehn

Christian Spatzek (Dottore), Bernd Spitzer (Pantalone), Nadja Maleh (Beatrice) © Johannes Ehn

Peter Uwira (Akkordeon), Nadja Maleh (Beatrice), G´za Terner (Silvio) © Johannes Ehn

Peter Uwira (Akkordeon), Nadja Maleh (Beatrice), G´za Terner (Silvio) © Johannes Ehn

Christian Spatzek hat sich mit der Inszenierung für die Festspiele Stockerau einen Traum erfüllt. Sie braust zwischen leichter Sommerunterhaltung und ernsthafter Aufarbeitung der Theatergeschichte durch das von Manfred Waba stimmungsvoll aufgebaute Venedig. Neben den stimmigen Kostümen im Stil des 18. Jahrhunderts (Babsi Langbein) spielen Ledermasken eine entscheidende Rolle. Sie wurden von Barbara Demuth gemäß den strengen Vorgaben im Zuge eines Moduls mit Studenten hergestellt; ganz so wie einst, als auf Marktplätzen und Adelshöfen die Gesichter derer verdeckt werden sollten, die mit ihren oft derben Späßen auch auf hochgestellte Persönlichkeiten keine Rücksicht genommen haben.

Anna Sophie Krenn (Clarice), Géza Terner (Silvio) © Johannes Ehn

Anna Sophie Krenn (Clarice), Géza Terner (Silvio) © Johannes Ehn

Benradette Kizik (Kellnerin), Christoph Fälbl (Truffaldino), Christian Schiesser (Kellner) © J. E.

Benradette Kizik (Kellnerin), Christoph Fälbl (Truffaldino), Christian Schiesser (Kellner) © Johannes Ehn

Wer sind nun in der Gegenwart die so geschickt vermummten Gestalten? Pantalone (Bernd Spitzer) und Dottore (Christian Spatzek) brauchen sich in ihrem Zwist kein Blatt vor den Mund nehmen. Ebenso wenig der aus dem fernen Turin zugezogene Wirt Brighella (Kurt Hexmann), der von Anfang an die Zusammenhänge kennt, sein Wissen aber geheim hält. Ahungslos ist Silvio (Géza Terner), der nicht gerade smarte Verlobte der bildhübschen Clarice (Anna Sophie Krenn).

Er ist ein liebenswürdiger Loser. der am Ende doch zu seiner selbstbewussten Frau kommt. Die resolute Turinerin Beatrice (Nadja Maleh) lässt dagegen lange keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie als ihr untoter Bruder dessen Interessen im Hause von Pantalone einfordern darf. Gesucht wird sie von Peter Edelmann, der als Florindo mit grandiosem Gesang durch die Lagunenstadt webt. Betreffend die musikalischen Einlagen wurde von Peter Uwira (Akkordeon) italienisches Flair geschaffen, mit bekannten Melodien und neuen Texten. Truffaldino hat nicht nur Hunger, sondern auch Liebeskummer. Seine Angebetete ist die quirlige Smeraldina (Michelle Härle), Dienerin im Hause de´ Bisognosi. Bis es aber zum erlösenden Kuss kommt, lässt Christoph Fälbl keine Gelegenheit aus, mit unvergleichlicher Komik seine wahrhaft stressige Zerrissenheit zwischen zwei Herren zum Anlass für herzliches Lachen zu wenden. Das Publikum dankte es ihm und den anderen Masken bei der Premiere dieser rundum gelungenen Commedia dell´arte trotz einsetzendem Regen mit Bravos und überzeugendem Applaus.

Christoph Fälbl (Truffaldino), Michelle Härle (Smeraldina) © Johannes Ehn

Christoph Fälbl (Truffaldino), Michelle Härle (Smeraldina) © Johannes Ehn

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