Kultur und Weindas beschauliche MagazinWaldmeister, Ensemble © Marie-Laure Briane_DE WALDMEISTER Im Rausch des botanischen Champagners
Wohin machen Forststudenten ihre Exkursionen? Natürlich in den Wald. Damals, also Ende des 19. Jahrhunderts, waren es ausschließlich Burschen, denen dabei aber ohne Mädchen fad gewesen wäre. Der österreichische Dramatiker Gustav Davis hat das erotische Potential solcher Ausflüge ins Grüne erkannt und für den Walzerkönig ein Libretto voll jugendlicher Vitalität verfasst. Eine Reihe von amourösen Verwicklungen wird durch den „wissenschaftlichen“ Einsatz eines jungen Professors und der Selbstlosigkeit einer bildhübschen, aber in Liebesdingen nicht zimperlichen Sängerin gelöst. Dank eines botanischen Elixiers, eben der Waldmeister Bowle, finden sich schlussendlich die richtigen Paare. Der damals schon 70jährige Johann Strauss hat die sinnlich prickelnde Herausforderung angenommen und 21 Jahre nach der Fledermaus ein von ohrgängigen Melodien sprühendes Loblied auf die Leichtigkeit des Daseins komponiert. Mit der Neufassung der Operette „Waldmeister“ für das Münchener Staatstheater am Gärtnerplatz und einem Gastspiel im Rahmen „Johann Strauss 2025“ im MQ (am Pult: Michael Brandstätter) erschließt sich nicht, warum dieses Werk für lange Zeit aus den Spielplänen verschwunden ist. Überlebt haben die Ouvertüre in den Programmen von Militärkapellen und damit auch der zentrale Walzer. Dabei wäre gerade die vor jugendlichem Übermut schäumende Handlung seelische Medizin in Zeiten, in denen es ohnehin nicht viel zu lachen gibt. Josef E. Köpplinger hat gemeinsam mit der Choreographin Ricarda Regina Ludigkeit der Inszenierung ein strahlendes Lächeln verpasst, ohne Scheu vor turbulenten Massenszenen und falscher Rücksichtnahme auf allgemein grassierende menschliche Schwächen. Wenn sich die von der Bowle besoffene Gesellschaft am nächsten Morgen halbnackt aufrappelt, dann sollten sich alle eines moralischen Ausrutschers gewärtig sein, auch die sittenstrenge Malvine (Regina Schörg), Gattin des Amtshauptmanns Christof Heffele.
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