Kultur und Weindas beschauliche MagazinANTONIO e CLEOPATRA im Altmannisaal in Barockstift Göttweig
Am 2. September 31 v. Chr. wurden in der Seeschlacht bei Actium Marcus Antonius und die ägyptische Königin Kleopatra von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, besiegt. Die Premiere von Antonio & Cleopatra war am 2. September 2023 angesetzt. Dabei handelt es sich um ein Werk des 1699 in Deutschland geborenen Johann Adolph Hasse, der darin die beiden Protagonisten den Schmerz des Verlustes bis zum Plan eines gemeinsamen Selbstmordes besingen lässt, um sie am Ende dennoch zu einer Apotheose zu Ehren des Kaisers, gemeint war Karl VI., zu führen. Damit ist auch die innige Verbindung mit Stift Göttweig geschaffen, in dessen Kaisertrakt dieser Monarch auf dem Deckengemälde des Stiegenhauses mit dem Sonnenwagen über das Firmament fährt. Schauplatz der Aufführung war der anschließende Altmannisaal, wo bei Kerzenlicht das von nachgemalten Kulissen umrahmte Idealbild des Benediktinerstiftes den Hintergrund stellte. Bernd R. Bienert, Intendant des TEATRO BAROCCO, hat genau dort die Faszination dieses spätbarocken Werks wieder spürbar gemacht; in einem ähnlich intimen, privaten Rahmen wie am ursprünglichen Spielort auf einem Landsitz nahe Neapel; um, so der Intendant von TEATRO BAROCCO, seine besondere Wirkung zu entfalten.
Die musikalische Leitung obliegt Davide Mariano, der das kleine Orchester vom Cembalo aus dirigiert. Katharina Adamcyk, bereits bekannt und gefeiert als Dido und Ariadne, singt mit strahlendem Sopran die Cleopatra. Als Antonio ist Alina Dragnea mit einem dunklen Mezzo zu hören. Die beiden Damen stehen damit in einer großen Tradition barocker Geschlechterumkehr, als in der Uraufführung Cleopatra ein weltberühmter Kastrat und eine renommierte Opernsängerin mit Marc´Antonio ein erlesenes Publikum begeisterten. Berührend ist die Umrahmung durch eine Tänzerin. Maria Mühlbauer beschreibt mit sparsamen Schritten das Lamento, dem ANTONIO e CLEOPATRA in Originalsprache Italienisch mit barocker Gestik Ausdruck verleihen. Elena Sverdiolaitė © Barbara Pálffy 10 JAHRE FESTIVAL Tod der Dido & Il maestro die cappella
Um eine ganze, meist todernste Oper zu überstehen, brauchte es seinerzeit offenbar kurzweilige Abwechslung für die erlauchte Schar der Zuschauer. Wehe, der Fürst oder eine seiner Damen hätte zu Gähnen begonnen! Eine Katastrophe für den Komponisten, der meistens selbst am Pult des Orchesters stand. Also wurde zwischen den Akten mit durchwegs tragischer Handlung sicherheitshalber ein Intermezzo eingefügt. Dessen war sich auch Domenico Cimarosa (1749-1801) bewusst. Als Experte der Opera buffa wusste er genau, was die Zuschauer zum Lachen brachte. Er nahm sich einfach selber auf den Arm, indem er einen Maestro di cappella schuf, der von der Bühne aus seine Musiker malträtiert. Er verspricht zwar gleich zu Beginn, eine „Arie im sublimen alten Stil“ vorzusingen, doch dazu kommt es nicht. Viel mehr krächzt er den Oboen vor, wie sie ihre Einwürfe zu gestalten haben und hadert mit den Hörnern, die seinem Gefühl nach falsch einsetzen. Dass der Kontrabass virtuose Soli zaubert und die Streicher mit süßen Kantilenen aufspielen, beeindruckt ihn nur mäßig. Der zweifelhafte Erfolg: Das Orchester steht auf und will abgehen. Nur auf sein inständiges Bitten bleibt es bis zum Ende der Probe. Bernd Roger Bienert hat sich dieses Kleinod der italienischen Oper als ersten Teil zur Feier 10 Jahre des von ihm gegründeten Teatro Barocco erwählt. In Musikkreisen ist er längst als einer bekannt, der barocke Oper bis ins kleinste Detail rekonstruiert, jeder Note in der Partitur und jeden Satz im Libretto penibel prüft, Kulissen schafft, wie sie einst in fürstlichen Bühnenhäusern standen, und das Bewegungsprogramm der in historischen Kostümen auftretenden Solisten bis zum Fingerzeig bestimmt. Dazu hat er das passende Ensemble engagiert. Die Musiker spielen ausschließlich auf Originalinstrumenten, das heißt auf Naturtrompeten, Hörnern, an deren Pulten eine Reihe von Bögen hängt, und Geigen, die mit Darmsaiten bespannt sind. Geleitet wurden sie heuer von Christoph Ulrich Meier an einem Hammerklavier, wie es schon Mozart verwendet hat. Es ist also durchaus spannend, immer wieder die Arbeit im Orchester zu beobachten, während sich auf der Bühne ein Maestro (der Bariton Jinxin Chen) mit feiner Komik um den richtigen Klang bemüht.
Der zweite Teil des Abends steht dem um nichts nach. Mit „Tod der Dido“ gab es am 20. August 2022 die österreichische Erstaufführung einer der ersten deutschen Opern. Iganz Holzbauer, ein zu Unrecht vergessener Meister, erzählt die letzten Szenen im Leben der Königin von Karthago. Es heißt hier „Singspiel“, ist aber eigentlich eine weit nach vorne weisende Oper, in der kein Wort gesprochen wird und die Rezitative durchkomponiert sind.
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