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Die Auferstehung der hingerichteten Theresia K** Szenenfoto

AUFERSTEHUNG der hingerichteten Theresia K** als Frauenrechtlerin

Die Auferstehung der hingerichteten Theresia K**  Szenenfoto © Joseph Vonblon

Schreckliche Mordserie in den Weiten von Liesing oder das Mordsweib vom Hunglbrunn Teil 2

Die einzige Frau, der die Ehre zuteil wurde, am Galgen bei der Spinnerin am Kreuz gehängt zu werden, war Theresia Kandl. Sie hatte ihren Gatten mit dem Hackl erschlagen und war dafür zum Tod verurteilt worden. Theresia war jedoch keine Totenruhe beschieden, denn man grub später ihr Skelett aus, präparierte dieses und ließ es bestaunen. Laut dem Gerichtsmediziner, der aufgrund einer Mordserie an Frauen voll im Einsatz ist, befinden sich die haltbar gemachten Gebeine heute im Wiener Kriminalmuseum. Für Susita Fink, Prinzipalin und Ideengeberin des Theaters Fink, war Theresia Kandl eine von vielen Kämpferinnen um Frauenrechte. Eine nach der anderen wird im Stück „Auferstehung der hingerichteten Theresia K**“ vor den Vorhand geholt, besser gesagt, deren Namen einer aktuellen Frauenleiche eingeritzt. Gefunden werden die Mordopfer allesamt in Liesing, in einem Hinterhof, am Bach, auf einer Gstetten neben einem Bauzaun oder im Garten eines Wirtshauses. Vom den offensichtlich Frauen hassenden Tätern fehlt allerdings jede Spur.

Die Auferstehung der hingerichteten Theresia K** Szenenfoto © Joseph Vonblon

Das Publikum wird zu den Tatorten mitgenommen, zum Teil angelobt als Polizeiassistenz und in der Mehrheit als Schaulustige, die den ErmittlungsbeamtInnen (Eva Billisich, Michaela Studeny, Sabine Perle, Susita Fink, Matjaz Verdel) und dem mit Witzen bestens versehenen Gerichtsmediziner Walter Kukla nur im Weg herumstehen. Damit sich niemand in der Unübersichtlichkeit endlos scheinender Straßenzüge im 23. Bezirk verirrt, spielt Heidelinde Gratzl auf dem Akkordeon die verlässliche Lotsin zu den vielen, vielen finsteren Stätten des Verbrechens.

Die Auferstehung der hingerichteten Theresia K** Szenenfoto

Die Frauen, die sich zu ihrer Zeit für noch nicht existierende Rechte ihres Geschlechts eingesetzt haben, erscheinen als Puppen (hergestellt von Nico Oest). Um die Bedeutung dieser Kämpferinnen zu unterstreichen, erscheinen diese überlebensgroß. Ein Mitglied des Ensembles verleiht ihnen Bewegung und Stimme, während ein anderes Moritaten auf ihr Leben singt (Texte von Heidelinde Gratzl, Ernst Molden und Dagmar Fischer zur Musik von Rudolf Gratzl und Ernst Molden).

Besungen werden auf diese Weise die Leistungen von Olympe de Gouges (1748-1793), Adelheid Popp (1869-1939) oder Grete Rehor (1920-1987), der schwarzen Kommunistin. Die Toten hingegen sind durchwegs Frauen, die zu Lebzeiten in irgend einer Form im aktuellen Einsatz für Geschlechtsgenossinen standen, beispielsweise die Herausgeberin einer kämpferischen Frauenzeitschrift, die Leiterin eines Frauenhauses oder die Chefin einer Abtreibungsklinik.

Wenn es auch mühsam ist, über 13 Stationen durch die Jahrhunderte der Emanzipation zu wandern, so spürt man doch deutlich das Anliegen des Theaters Fink, Frauenpolitik als Krimi zu thematisieren, um damit Menschen zum Nachdenken über den Status quo der Stellung von Frauen in der Gesellschaft und möglicherweise zu Diskussionen nach der Vorstellung anzuregen. Immerhin, eines ist gewiss: Die Welt wird nicht besser und wird auch nach diesem Stück zu den Frauen ganz und gar garstig bleiben.

Die Auferstehung der hingerichteten Theresia K** Szenenfoto © Joseph Vonblon

Das Mordsweib vom Hunglbrunn Szenenfoto © Lukas Aigner

DAS MORDSWEIB VOM HUNGLBRUNN auf dem Weg zum Galgen

Das Mordsweib vom Hunglbrunn Szenenfoto © Lukas Aigner

Ein neues Stationentheater durch die Kriminalgeschichte des Alten Wien

40.000 Schaulustige, heute würde man sagen, Gaffer säumten den Weg vom Hohen Markt bis zur Hinrichtungsstätte bei der Spinnerin am Kreuz. Eine junge Frau, schön von Wuchs und Gesicht, wurde hinausgeführt, um am 16. März 1809 eine seltsame Premiere zu geben. Sie war das erste und einzige Weibsbild, das dort öffentlich gehängt wurde. Was hatte sie begangen? Ganz einfach; sie hatte ihren Ehemann umgebracht, und das nur einige Wochen nach der Hochzeit. Dabei hatte sie alles erfüllt, was man als grausige Tat bezeichnet. Tatwaffe war eine Hacke, mit der sie dem schlafenden Opfer schwere und leichte Verletzungen am Kopf zufügte. Ihr Weg, die Leiche zu entsorgen, hat durchaus Vorbildcharakter entwickelt. Die an sich gar nicht so kräftige Frauensperson schleppte den Erschlagenen in einer Butte einige Gassen weiter und ließ ihn dort unbekleidet liegen, um einen Raubmord vorzutäuschen. Andere zarte Damen zersägen ihre getöteten Männer und betonieren sie im Keller ein, zerteilen und verkochen sie oder versuchen sie in Salzsäure aufzulösen.

Das Mordsweib vom Hunglbrunn Szenenfoto

In Wien weiß Frau eben, wie mit unangenehmen männlichen Partnern umzugehen ist. Man beseitigt sie umgehend und wird damit zum gefürchteten Star, an den man sich wie im Falle Theresia Kandl auch nach mehr als 200 Jahren noch voller Schaudern erinnert.

Das Mordsweib vom Hunglbrunn Szenenfoto © Lukas Aigner

Für das Theater Fink mit Susita Fink & Karin Sedlak war dieser Krimi ein willkommener Anlass, nicht nur das Blutige des Geschehens aufzuarbeiten, sondern auch einen Blick auf die Verhältnisse zu werfen, denen eine Frau Anfang des 19. Jahrhunderts unterworfen war. Unterlage sind unter anderem amtliche Eintragungen. Dazu kommen Zitate sogenannter Wissenschaftler. Aus dem allen wurde ein reizvoller Gegensatz zwischen dem Ernst der damaligen Situation und einer gut gespielten Komik geschaffen.

Dass es nur einer Frau schlecht ergangen sei, ist die unübersehbare Intention der Theatermacherinnen, aber in diesen Tagen hatten die kleinen Leute, egal ob Männlein oder Weiblein, an sich nicht viel zu lachen.

 

Die Geschichte nimmt am Hohen Markt ihren Ausgang. Dort wurde Theresia Kandl zum Tod am Strang verurteilt. Martina Rittmansberger mit der Violine und Akkordeonist Walther Soyka machen den musikalische Auftakt. Mit gemütlichen Heurigenklängen stimmen sie die Schar wanderungsbereiter Zuschauer auf die tiefschwarze Gefühlswelt hinter einer Wiener Mordgeschichte ein und geigen diese bis zum bitteren Ende durch Scharen von staunenden Passanten. Mit nur vier Darstellern wird eine ganze Reihe von Rollen bestritten. So spielt Walter Kukla virtuos den Vater von Theresia, ungenannte Professoren, dazwischen ihren heißblütigen Geliebten, der ihr ein Kind anhängt, und den versoffenen Ehemann, der dramatischer als so mancher Romeo mit blutigem Schädel das Zeitliche segnet. Hauptdarstellerin aber ist eine Puppe, geschaffen von Nico Oest.

Was sich unter dem stattlichen Busen und dem adretten Dirndl tatsächlich verbirgt, wird hier nicht verraten. Aber sie macht ihre Sache ganz großartig, zumal immer einer der Mitspieler die Aufgabe hat, sie entsprechend kokett und lebendig zu präsentieren.

 

Die nächste Station ist der Schulhof, der das Publikum tatsächlich in die Zeit der Handlung zurück versetzt. Theresia und Familie werden per Fiaker dorthin verfrachtet und rollen in dieser wahrhaft stillen Gasse des Ersten Bezirks die Kindheit und Jugend der späteren Mörderin auf. Über den Hof geht es auf stimmungsvollen Umwegen zum Showdown auf dem Michaelerplatz. Wenn sie damals auch gehängt wurde, so darf Theresia Kandl auf Wiederauferstehung hoffen. Ging es dieses Mal um ihr Abschiedlied auf dem Weg zum Galgen, so darf das Mordsweib vom Hunglbrunn ab 30. August 2018 ganz in der Nähe des Originalschauplatzes in der Wiedner Hauptstraße in einer Fortsetzung dieses spannenden Zeitgemäldes als Untote ungeniert spuken.

Das Mordsweib vom Hunglbrunn Szenenfoto

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