Kultur und Weindas beschauliche MagazinPlan für Hofmannsthals Salon Entwurf: Oskar Strnad, 1917/20 © Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt a. M., Nachlass Hofmannsthal STAGING HOFMANNSTHAL Prolog und drei Akte zum 150. Geburtstag Man taucht ein in längst vergangene Zeiten. Die Bühne, egal ob für die Oper oder das Sprechtheater, sollte den Inhalt des auf ihr Dargebotenen ergänzen, das Publikum mit Kulissen und Kostümen verzaubern und es aus seiner banalen Wirklichkeit abholen, um es für die Dauer des jeweiligen Stücks wie ein magischer Magnet in der gespielten Einheit von Zeit, Ort und Handlung festzuhalten. Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) war nicht nur ein vielseitiger Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker und Librettist. Als anspruchsvoller Gestalter des Bühnenbildes war er auch Schöpfer des wunderbar poetischen Begriffs einer „Bühne als Traumbild“. In seinen Manuskripten finden sich Skizzen, die als „Szenische Vorschriften“ bereits wesentliche Vorgaben enthalten. In der Umsetzung konnte er auf geniale Helfer zurückgreifen. Der prominenteste war gewiss Regisseur Max Reinhardt, dazu kamen Künstler wie Alfred Roller oder Oskar Strnad und nicht zuletzt der Komponist von Hofmannsthals Libretti, Richard Strauss.
Wie weit die damals geschaffenen Bildwelten bis in die Gegenwart nachwirken, versucht eine Ausstellung im Theatermuseum zu ergründen. Anlass dafür ist der 150. Geburtstag des Dichters. Die beiden Kuratorinnen Christiane Mühlegger-Henhapel (Theatermuseum) und Katja Kaluga (Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main) haben sich in dieser Verbeugung aus der gewaltigen Fülle an Themen für den Aspekt Bühne entschieden; deshalb der Titel „Staging Hofmannsthal“ (bis 19. August 2024). Wie in einem großen Drama betreten die Besucher zuerst einen Prolog. Die Wohnung in der Stallburggasse 2 war 1916 vom Architekten und Bühnebildner Oskar Strnad ausgestattet worden; zu einem theatralen Raum, den Hofmannsthal für repräsentative Auftritte nutzte. Neben der Andeutung des Interieurs sind Beispiele von Strnads Arbeiten zu „Der Schwierige“ (1926, Salzburger Festspiele) oder zu „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss zu bewundern.
Es folgen drei szenische Räume. Erster Akt: Elektra. 1903 wurde es von Max Reinhardt bereits als Sprechstück in Berlin inszeniert. Nach der Vertonung von Richard Strauss besorgte Alfred Roller die kongeniale Umsetzung dieser Ideen und minutiösen Angaben seitens des Librettisten für die Opernbühne. Zweiter Akt: Der Rosenkavalier. Aus den umfangreichen Beständen des Theatermuseums konnte ein Raum inszeniert werden, der Ideen und Inhalte dieser ungemein populären Oper widerspiegelt. Es waren verbindliche Vorgaben für sämtliche Opernhäuser, die bis in die 1970er-Jahre befolgt wurden. Dritter Akt: Ein Ausschnitt aus dem rekonstruierten Stummfilm „Der Rosenkavalier“ lädt für ca. 15 Minuten zum Verweilen ein.
Blick in die Ausstellung „Showbiz Made in Vienna. Die Marischkas“ © KHM-Museumsverband, Theatermuseum WALK OF FAME Eine Intervention gegen das Vergessen
Graue Silhouetten empfangen die Besucher des Theatermuseums und begleiten sie in den ersten Stock, um sie dort in das helle Licht der bunten Ausstellung „Showbiz Made in Vienna. Die Marischkas“ mit all der Nostalgie zur Film- und Unterhaltungsindustrie zu entlassen. Auf den bescheiden aus Pappe gefertigten lebensgroßen Gestalten heben sich Gesichter ab. Zum Namen dieser Personen muss man sich jedoch ehrfürchtig tief bis zu deren Sockel bücken, bequemer hat man es bei der Information, die ein Blatt mit QR-Code in deren Mitte bietet. Dort finden sich (sofern vorhanden) auch Audio- und Videoaufnahmen zur jeweiligen Gestalt. Um das Geheimnis zu lüften: Es handelt sich um 14 Vertreter der kosmopolitischen Theatermoderne aus der Zeit zwischen 1900 und 1938, dem Jahr, das für viele von ihnen Vertreibung oder Tod bedeutet hat. Die Erinnerung an sie wurde (beinahe) ausgelöscht, ihr Wirken verdrängt und ihnen damit ein zweites Mal das Leben genommen.
Entstanden ist diese Intervention in einer Kooperation des Theatermuseums mit Studierenden und dem Archiv des Instituts der Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Unter dem Titel „Walk of Fame. Die Gleichzeitigkeit von Erfolg und Verfolgung“ (bis 1. April 2024) werden in „Wer waren...?“ in erster Linie Frauen aus dem Dunkel des Vergessens geholt.
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