Kultur und Weindas beschauliche MagazinCarlo Goldoni, Das Kaffeehaus, Ensemble © Peter Kammerhofer DAS KAFFEEHAUS als Piazzetta wundersamer Bekehrungen
Bühnenbildner Siegbert Zivny hat das Venedig des 18. Jh. ins Burgenland transferiert, zumindest eines der stimmungsvollen Platzln in den engen Gassen zwischen den Kanälen, jedoch mit erstaunlicher Infrastruktur. Auf engstem Raum gibt es dort einen Barbiere, das Spielkasino, eine Herberge und den geselligen Treffpunkt „La bottega del caffè“. Geführt wird das Kaffeehaus von Ridolfo (Ralph Saml), einem beinahe schon pathologisch guten Menschen, der dennoch nicht daran zerbricht, dass seine Gäste durchwegs zweifelhafte Charaktere sind. Besonders am Herzen liegt ihm der Kaufmann Eugenio. Dessen Vater hat ihm, dem ehemaligen Diener, diesen Startup in der Lagunenstadt ermöglicht. Der Sohn ist jedoch der berühmte Apfel, der weit vom Stamm weggekullert ist und dessen nächtliche Beschäftigung sich im Geldverlieren an den Kartentischen des Casinos von Pandolfo (Walid Azak) erschöpft. Georg Kusztrich pendelt als bankrotter Eugenio zwischen verhängnisvollem Etablissement und Kaffeehaus, um durch Anpumpen diverser Anwesender wieder zu Geld zu kommen. Dabei hätte er eine so schöne Frau daheim. Vittoria (Irene Budischowsky) grämt sich deswegen sehr, hat aber die Toleranz, darüber hinweg zu sehen, dass ihr Gatte sogar eine hergelaufene Pilgerin (Shlomit Butbul als Placida) aushält. Die wiederum ist auf der Suche nach ihrem Mann Flaminio, der sich in Gestalt des Grafen Leandro (Thomas Koziol) eben dort findet.
Carlo Goldoni hat auch den wahren Schuldigen an diesem unterhaltsamen Mix aus Hochstapelei, Spielsucht, Betrügereien und fahrlässigem Gutsein zur Hand. Der Adelige Don Marzio (Hermann J. Kogler) ist die Fleisch gewordene Menschenverachtung. Sein Schandmaul degradiert die anderen zu Amateuren der Verderbtheit. So versucht Don Marzio ungeniert, den untadeligen Ruf der Tänzerin Lisaura (Sophia Plätzer) durch die Hintertür zu ramponieren und denunziert listig Pandolfo vor dem Hauptmann der Sbirren. Als solcher hat Regisseur Christian Spatzek einen Kurzauftritt und wird diese Rolle in der Folge seinem Junior Fabian überlassen, der ursprünglich mit Florian-Raphael Schwarz das Personal des Cafés stellt. Dank des Einsatzes von Alice (Johanna Kusztrich als Friseurin) und eines nahezu unglaublichen Willens zur Besserung der auf Abwege gekommenen Herren wird Don Marzio zur Unperson erklärt. Er selbst sieht sich allerdings als das einzige Opfer in dieser vor menschlichen Schwächen strotzenden Komödie. Für die durch und durch stimmigen Kostüme zuständig ist niemand anderer als Babsi Langbein. Als tröstlichen Beitrag hat Peter Uwira für ein Musikprogramm gesorgt: mit einer Reihe von Liedern, die er selbst auf dem Akkordeon begleitet und damit diese launige Predigt des Meisters der Commedia-dell´arte bereichert. Statistik |